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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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eine weitere Kamera angebracht. Diese hier war wesentlich kleiner als die anderen – ein rechteckiger Kasten aus Stahl mit grauem Kunststoffmantel. Sie fiel kaum auf, abgesehen von dem roten Licht, das in regelmäßigen Abständen aufblinkte.
    Striker blickte zu Ich. »Tippe ich richtig, was meinen Sie?«
    Sein Kollege von der Technik nickte und grinste breit. »Verdammt richtig. Sie haben zwei Systeme.«
14
    Pinkerton Morningstar war ein Cop vom Innendienst, ein Schreibtischtäter sozusagen. Er setzte nie einen Fuß auf die Straße, sondern verbrachte seine Arbeitszeit mit Nachforschungen. Es war einerseits traurig, andererseits wieder brillant. Traurig, weil er mit seinen knapp zwei Metern und stolzen hundertzwanzig Kilo Lebendgewicht der längste Kollege im gesamten Department war. Wäre er Streife gefahren, hätte er bestimmt einschüchternd gewirkt. Brillant, weil er ein verdammt kluger Kopf war. Der Ermittlungsbeamte war seit zwanzig Jahren bei ihnen, in verschiedenen Ermittlungsbereichen tätig gewesen – Raub, Entführung und Mord – und brachte jede Menge Erfahrung mit.
    Deshalb hatte Striker ihn für die Zeugenbefragung ausgewählt. Die meisten Zeugen waren in die Turnhalle verfrachtet worden, die Hauptzeugen jedoch im Theaterraum.
    Striker marschierte unter den leise summenden Neonröhren durch die menschenleeren Korridore, entlang dem gespannten Absperrband, bis er den Theaterraum erreichte. Unterwegs begegnete er zwei Lehrern, beide fassungslos und tief bestürzt. Er schickte sie in die Turnhalle, an den einzigen Ort, der total abgeschottet war.
    Zwei junge Cops bewachten den Eingang zum Theaterraum. Striker wollte gerade hinein, als Pinkerton Morningstar rauskam. Neben den beiden schmächtigen Cops wirkte er wie Gulliver bei den Zwergen. Selbst sein Kopf war groß und mit einer pink getönten Sonnenbrille im John-Lennon-Stil ausgestattet.
    Striker betrachtete den Mann. Morningstar sah geschafft aus. Schweißperlen glänzten auf seiner braun gebrannten Halbglatze, rollten unter die Ränder seiner runden Brillengläser oder verschwanden in seinem buschigen grauen Vollbart, der sein Gesicht noch imposanter wirken ließ.
    Â»Pinky«, rief Striker.
    Der baumlange Detective wischte sich mit seinem Hemdärmel die Stirn und fluchte. »Da drin ist es heiß wie in einem Backofen, Mann. Die verdammte Klimaanlage hat den Geist aufgegeben, und es gibt kein Fenster. Und Laroche duldet es nicht, dass wir die Zeugen woanders befragen. Wegen der Sicherheit, behauptet er. Wichser.«
    Striker hätte am liebsten ins selbe Horn getutet, er verkniff sich jedoch eine abfällige Bemerkung über Laroche. »Ich besorg dir ein Glas Wasser.«
    Â»Super. Mann, ich würde glatt deine Pisse trinken, wenn sie kalt genug wäre.«
    Â»Wasser ist nicht so salzig.« Striker nickte zu dem Raum. »Wie kommt ihr da drin voran?«
    Â»Gar nicht.« Morningstar entwich ein frustriertes Seufzen. »Komm mit rein.« Er ließ Striker keine Zeit für weitere Fragen.
    Â»Die meisten Zeugen bringen uns kein bisschen weiter«, erklärte Morningstar. »Die Kids hörten Schüsse. Flippten aus. Rannten weg und versteckten sich. Taten genau das, was jeder tun würde, wenn irgendein Amokschütze wild rumballert. Sie können uns nichts sagen, was wir nicht schon wüssten. Und glaub mir, ich hab das Ganze schon mindestens ein Dutzend Mal durch.«
    Â»Was ist mit ihren Eltern? Habt ihr schon mit denen gesprochen?«
    Morningstar blieb abrupt stehen und fixierte ihn hart.
    Â»Mich haben bestimmt hundert Leute wegen Infos angehauen«, berichtete er, »und wir hatten über sechzig Moms und Dads, die ausflippten, weil sie wissen wollten, wo ihre Kinder stecken.« Die Muskeln hinter den pinken Gläsern zuckten. »Die Schule hat über dreihundert Schüler, da kommt schon was an Eltern zusammen. Laroche verweist alle auf mich, aber was soll ich denen sagen? Wir haben die Liste mit den Toten noch nicht mal fertig gestellt. Die verletzten Kids wurden auf sämtliche verdammten Krankenhäuser von hier bis New Westminster verteilt, und ich hab keinen Schimmer, wo welches Kind ist.«
    Â»Ich helf dir dabei.«
    Morningstar schüttelte den Kopf. »Dafür hab ich meine Leute. Mach du deinen Job, und schnapp dir den Typen, am besten tot.«
    Striker sagte nichts.
    Sie blieben vor dem Eingang zum Lehrerzimmer

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