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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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stehen, wo ein weiterer Beamter Wache hielt. Striker trat zu dem Cop, ein hoch aufgeschossener Typ mit stoppliger blasser Haut – er hatte vor dem überstürzten Einsatz bestimmt keine Zeit mehr zum Duschen und Rasieren gehabt –, und spähte durch die kleine Glasscheibe in der Tür.
    Am rückwärtigen Ende des Raums stand mit gesenktem Kopf und unbeweglich wie ein Möbelstück eine junge Asiatin. Schlank, schmales Gesicht. Ihre Wimperntusche war schwarz verwischt, das zu dick aufgetragene Make-up vom Weinen verschmiert. Sie war vielleicht vierzehn.
    Striker drehte sich zu Morningstar. »Wer ist sie?«
    Â»Sie heißt Megan Ling. Sie hat das Massaker überlebt. Und versucht, den anderen zu helfen. Sie hat eine Menge gesehen – und ist total fertig.«
    Â»Wo sind ihre Eltern?«
    Â»Die Mutter ist auf dem Weg nach unten.«
    Striker nickte. »Felicia müsste bald zurück sein«, sagte er. »Bring sie und die Mutter zusammen, okay?«
    Â»Mach ich.«
    Striker linste abermals durch die Scheibe. Megan Ling hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er bedeutete dem wachhabenden Beamten mit einem knappen Nicken, ihm Platz zu machen. Gerade wollte er in den Raum preschen, da legte Morningstar ihm die flache Hand auf den Brustkorb und schob ihn zurück.
    Striker schnellte herum und fixierte ihn fragend. »Ist irgendwas?«
    Â»Mach dich auf was gefasst, Kumpel.«
    Â»Wieso?«
    Â»Es wird dir mit Sicherheit nicht gefallen, was sie zu sagen hat.«
15
    Courtney und Raine schlenderten weiter durch die Mall. Sie hatten ihre Schuluniformen in ihren Spinden verschwinden lassen und trugen normale Straßenkleidung – Raine weiße Caprihosen und ein rotes Trägertop, Courtney Bluejeans und ein weißes Halterneck.
    Sie blieben neben einem Stand mit Modeschmuck stehen. Raine kramte ihr Handy raus, wählte eine Nummer, bekam keine Verbindung und drückte aus.
    Courtney bekam leuchtende Augen, als sie das Mobiltelefon sah. »Du hast ein iPhone ?«
    Raine hob eine Augenbraue. »Nöö, ist gar nicht meins. Meine Mom war stinksauer, weil ich mordsmäßig viel Kohle vertelefoniert hatte, deshalb hab ich jetzt so ’ne scheiß Prepaid-Karte. Die war schon nach der ersten Woche leer, deshalb benutz ich jetzt dieses Teil.«
    Â»Wie bist du denn da dran gekommen?«
    Â»Ist nicht meins, ist von einem Freund. Gib mir mal dein Handy, ich tipp dir schnell mal meine Nummer ein.«
    Courtney wurde misstrauisch. »Was für ein Freund?«
    Â»Ach Gottchen, schau dir das an.« Raine gab Courtney ihr Handy zurück und stürzte sich auf den Stand. Sie schnappte sich ein Paar Ohrringe und hielt sie hoch. »Die passen super zu meiner Schwesterntracht!«
    Courtney nickte dumpf. Nicht weit von ihnen versammelte sich eine Gruppe von etwa zwanzig Leuten vor den Fernsehern, die ein Elektromarkt ausgestellt hatte. Eben wurden die Nachrichten gesendet. Aus der Gruppe erhob sich schockiertes Gemurmel.
    Â»Da muss irgendwas passiert sein«, sagte Courtney.
    Raine zuckte wegwerfend mit den Schultern und probierte die Ohrringe an. »Hier passiert doch immer irgendwas. Wir sind schließlich in Vancouver, Court. Wie stehen sie mir? Sehen heiß aus, oder?«
    Courtney begutachtete ihre Freundin. »Superheiß. Wie alles an dir.«
    Raine strahlte. Sie nahm einen Zwanziger heraus und kaufte die Ohrringe.
    Der Schmuckstand war gegenüber einer Bäckerei, es duftete nach Zimtschnecken und Käsebrötchen. Courtney lief das Wasser im Mund zusammen. Seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr gegessen. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Puh, schon zwei Uhr.
    Raine, die sich eben ein Paar schwarz emaillierte Kreolen ans Ohr hielt, versuchte, sich in einem kleinen Handspiegel zu betrachten.
    Â»Die Zimtschnecken duften himmlisch, sollen wir uns welche holen?«
    Â»Vielleicht später, wir treffen gleich noch jemanden.«
    Â»Wen denn?«
    Raine verzweifelte mit dem Spiegel und drehte ihr den Rücken zu, um mit dem Verkäufer den Preis auszuhandeln.
    Während sie wartete und sich von der Tatsache abzulenken versuchte, dass Dad ihr die Hölle heißmachen würde, wenn sie nach Hause kam, öffnete Courtney die schwarze Warwick’s-Tasche und starrte auf das Rotkäppchen-Kostüm, das Raine für sie gekauft hatte. Prompt hatte sie ein grottenschlechtes Gewissen. Zweihundert Riesen waren verdammt viel Geld;

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