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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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auf ihrem Nacken und ihrem Arm.
    Sie war verletzt. So wie es aussah, blutete sie stark. Sie fuhr orientierungslos herum, lief nach links, prallte vor das Sofa und stürzte.
    Â»Unten bleiben!«, schrie der Detective erneut. Er schob sich in geduckter Haltung vorwärts und spähte um den Wandsims in das Esszimmer.
    Keine Spur von Rotmaske.
    Der Amokschütze schien wie vom Erdboden verschluckt.
    Striker robbte vorsichtig weiter, durch den Türbogen hindurch in das Esszimmer. Durch das rückwärtige Fenster erhaschte er einen Blick auf den Flüchtigen. Rotmaske war draußen und sprintete die hintere Treppe hinunter.
    Er entkam ihm erneut.
    Striker setzte zum Fenster, sah den Typen im Zickzackkurs hinter den Ahornbäumen verschwinden. Der Detective zielte und schoss direkt durch das Esszimmerfenster sein gesamtes Magazin leer.
    Er verfehlt jedoch sein Zielobjekt: Rotmaske erreichte eben die Straße.
    Striker fluchte. Die Waffe lag schwer und heiß in seiner Hand. Den Finger am Abzug, lief er die Hoftreppe hinunter, über das nasse Gras. Er umrundete die Garage, kürzte durch einen kleinen Gemüsegarten ab. Kaum auf der Straße, drangen von fern leise Polizeisirenen durch die Nacht. Das lang gezogene Heulen war Musik für seine Ohren.
    Hilfe nahte.
    Dabei dachte er automatisch an Patricia Kwan, an das viele Blut auf ihren Armen, Brust und Hals. Ihre Kleider waren blutgetränkt gewesen. Sicher eine gravierende Verletzung. Er versuchte das schockierende Bild auszublenden und konzentrierte sich auf die möglichen Fluchtrouten von Rotmaske. Keine drei Schritte, und er hatte erneut die schwer verletzte Mrs. Kwan vor Augen.
    Ihre Rettung hatte Vorrang, vor allem anderen.
    Er warf einen skeptischen Blick durch die Allee. Rotmaske konnte sich überall und nirgends herumdrücken, dachte er, wusste aber, dass er keine Alternative hatte. Das Leben einer Frau stand auf dem Spiel. Er schnellte herum und zurück ins Haus. Hoffentlich waren seine Kollegen so clever gewesen, eine Hundestaffel anzufordern, um Rotmaske damit ausfindig zu machen.
    Bevor er wieder zuschlug und ein weiteres Massaker anrichtete.
50
    Als Courtney sich von ihrem ersten Schock erholt hatte und die Tatsache realisierte, dass einige ihrer Schulfreunde tot waren, hatte sie den Kopf voller deprimierender Gedanken. Sie kämpfte dagegen an, indem sie sich wieder in jenen wundervollen Zustand betäubender Apathie fallen zu lassen versuchte – wie damals, als ihre Mom gestorben war. Fest entschlossen, die Amoktat aus ihrem Gedächtnis zu streichen – sofern das überhaupt gelang.
    Um sich abzulenken, schaute sie sich wie üblich die Bilder von Bobby Ryan an.
    Und mit jedem Foto hob sich ihre Laune. Nach einer Weile atmete sie innerlich auf. Sie stellte sich vor, sie und Bobby wären zusammen, und hatte unversehens Schmetterlinge im Bauch. Nervös klickte sie sich durch die Fotoserie. Schmuste oder knutschte er auf den Bildern etwa mit anderen Mädchen herum?
    Nein, stellte sie erleichtert fest. Doch die unterschwellige Angst blieb.
    Sie klickte auf einige ihrer Lieblingsfotos. Dann öffnete sie das, was ihr am allerbesten gefiel – Bobby grinsend mit einem Starbucks-Becher in der Hand –, und installierte es als Bildschirmschoner.
    Nach einer Weile klickte sie sich aus der Freunde-Seite und wieder auf ihre Homepage. Sie begann, ihren persönlichen Blog für diesen Tag zu verfassen, doch ihr Hirn war wie leergefegt. Sie fläzte sich in ihren Sessel, fixierte die angefangene Zeile und fühlte sich mies. Da stand bislang bloß:
    Court ist …
    Sie änderte sie wahrheitsgemäß in:
    Court vermisst ihre Mom.
    Sie seufzte. Hilfe, was mochte Bobby von ihr denken, wenn er das las? Oder, noch schlimmer, Mandy, diese Zicke aus der Englischklasse! Sie würde sie auslachen, es überall rumerzählen. Voll peinlich!
    Courtney löschte die Zeile und schrieb:
    Court hat es grottensatt, bei ihrem Dad zu wohnen.
    Sie las ihren Eintrag. Grinste. Das klang definitiv cooler. Tougher. Krasser. Sie verdrängte einen Anflug von schlechtem Gewissen. Ihr Dad war sowieso nicht auf Facebook, folglich würde er nichts davon mitkriegen. Der interessierte sich ohnehin bloß für seinen Job, seine Ermittlungen und dieses bescheuerte Flittchen.
    Felicia Santos …
    Die war ganz bestimmt auf Facebook. Hundertprozentig. Die blöde Tussi machte jeden coolen Scheiß mit. Was echt nervig

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