Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Titel: Schnupperküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
Vom Netzwerk:
konnte es nur sein, dass das eine meiner Kinder ein gläubiger Christ und das andere ein überzeugter Atheist war? Ich blickte hinüber zu Adam, der Stimme der Vernunft, ein Agnostiker wie ich.
    »Wir müssen für Den Hamster beten«, verkündete Sophie.
    »Ich wüsste nicht warum«, ließ Georgia sie wissen. »Er ging ja auch nie in die Kirche.«
    »Aber nur, weil wir ihn nie mitnahmen«, erwiderte Sophie und machte ein finsteres Gesicht, weil wir das seelische Wohl des Hamsters vernachlässigt hatten.
    Da der Ausbruch des Dritten Weltkriegs kurz bevorstand, machte ich einen Vorschlag.
    »Lasst uns in den Garten gehen und das Loch ausgraben«, sagte ich und nahm das weiße Päckchen in die Hand.
    Adam runzelte die Stirn. »Wollen wir nicht auf Dad warten?«
    »Ich glaube nicht, dass es ihm so viel ausmachen wird, das Begräbnis zu verpassen, meinst du nicht auch?« Das klang bitter. Ich konnte nicht anders, denn ich wusste bereits das, was Adam noch nicht wusste, nämlich dass es sinnlos war, auf David zu warten, denn er würde weder heute noch morgen noch in absehbarer Zeit nach Hause kommen. »Ich glaube noch nicht einmal, dass er bemerkt hat, dass wie einen Hamster haben. Lasst uns hinausgehen, solange es noch nicht regnet.«
    Ich holte einen Spaten aus dem Schuppen, suchte eine Stelle in dem Blumenbeet aus, das am weitesten vom Haus entfernt war, und begann zu graben. Ich grub für England. Voller Wut und Schmerz fuhr ich mit der Schaufel durch Schlamm, Kieselsteine und Kreide, dass die Kinder mich schon sonderbar anschauten, als ob ich verrückt wäre, was ich in dem Moment wohl auch war.
    »Das ist aber ein ganz schön großes Loch für so einen kleinen Hamster«, bemerkte Adam.
    »Mummy, du bist schon fast in Australien«, lautete Georgias Kommentar, als Sophie sich ein paar der größeren Kieselsteine von dem Haufen nahm, den ich geschaufelt hatte, um damit das Grab zu bedecken.
    Zusammen mit einem Stück Papier, auf dem Georgia geschrieben hatte: »Ich liebe dich, Hamster«, und ein paar Sonnenblumenkernen von Sophie als Wegzehrung auf seiner Reise zum Himmel, legte ich das weiße Päckchen mit dem Hamster auf den Boden des Lochs. Dann nahm ich heimlich meinen Ehering vom Finger und ließ ihn ebenfalls hineinfallen. Ich zögerte kurz, bevor ich den Körper des Hamsters mit Erde und Staunen zuschaufelte, da ich Angst hatte, ihm wehzutun, doch dann fuhr ich fort. Ich begrub die Reste meiner Ehe auf dem Boden dieses Lochs. Genauso gut hätte ich David begraben können. Ich hasste ihn. Ich sah, wie ich den Griff des Spatens umklammerte, so dass meine Knöchel weiß wurden, und auf meinen Handrücken tropften noch mehr Tränen. Ich konnte nicht fassen, wie sehr ich ihn hasste …
    Zurück im Hier und Jetzt, in der Küche von Uphill House, richte ich mich am Spülbecken auf. Ich hasse ihn immer noch, aber das Gefühl ist nicht mehr ganz so intensiv, eher so wie das Kribbeln einer örtlichen Betäubung beim Zahnarzt und nicht wie das Herausreißen des Herzens bei vollem Bewusstsein. Ob ich über ihn hinweg bin? Herr Goggelmoggel auf der Fensterbank beginnt zu surren.
    Ich öffne die Ofentür und schaue nach dem Kuchen, woraufhin Backduft durch die Küche zieht. Ich spüre Frieden in mir. Ja, ich bin über David hinweg – endlich.
    Etwa eine Stunde später kühlt der Sultaninenkuchen immer noch auf dem Kuchengitter ab, das auf der Arbeitsplatte steht – zumindest behaupte ich das den Kindern gegenüber, die immer wieder ihren Kopf in die Küche stecken, um zu sehen, ob er fertig ist. Ich hätte wahrscheinlich besser zwei backen sollen.
    Als ich mich um sieben Uhr langsam entscheide, was es zum Abendbrot gibt, klopft es an der Haustür.
    »Du solltest besser nachschauen, wer das ist, Jennie«, sagt meine Mutter, die gerade am Küchentisch sitzt und getrocknete Blüten und Blätter in ein paar Glasschalen verteilt, um im Bad eine heimeligere Atmosphäre zu schaffen.
    »Ich erwarte niemanden.« Dad sitzt im Wohnzimmer vorm Fernseher und macht ein Nickerchen, Adam spielt mit den Mädchen Verstecken. Momentan herrscht geschwisterliche Harmonie – ich lächle in mich hinein –, sie wird nicht von Dauer sein. Es klopft wieder an der Tür, diesmal kräftiger und beharrlicher. Auf dem Weg durch den Vorraum in die Diele wische ich mir die Hände ab und fahre mir mit den Fingern durchs Haar. Ich drehe den Schlüssel um, schiebe den Riegel zurück und öffne die Haustür. Guy steht vor mir.
    »Sie schließen immer noch

Weitere Kostenlose Bücher