Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Küchenschränke, mit dem Rücken zur Spüle und schaut mir zu, wie ich den Kessel mit Wasser fülle und den Kuchen anschneide.
»So ein Geschäft mit Kuchen könnte schwierig werden. Die meisten backen ihre Kuchen selbst.«
»Ach, Sie backen also viel?«, frage ich ihn daraufhin.
»Ich? Nein, aber meine Mutter backte viel«, fügt er mit einem traurigen Ton in seiner Stimme hinzu. »Wenn wir nachmittags gemolken hatten, standen immer zwei verschiedene Kuchen auf dem Tisch. Ich habe noch all ihre Rezepte zu Hause. Wenn ich jetzt Lust auf einen Kuchen habe, kann ich den bei Co op, dem Bäcker, bei Copper Kettle oder im Gartencenter kaufen. Wir hier in Talyton haben die Qual der Wahl.«
»Oh, aber Jennies Cakes sind nicht einfach ganz gewöhnliche Kuchen«, wirft Mum ein und reicht Guy einen Teller. »Sie sind für besondere Anlässe – Hochzeiten, Jubiläen und besondere Geburtstage.«
»Geburtstage sind alle besonders«, gibt Sophie voller Sorge zu bedenken.
»Nun ja, ein paar sind doch noch ein bisschen wichtiger als andere, besonders im meinem Alter«, sagt Mum lächelnd.
Mir ist das Lächeln vergangen. Versucht Guy etwa, mich bewusst von meinem Plan, ein eigenes Geschäft aufzubauen, abzubringen? Oder will er mir nur reinen Wein einschenken und sagt die Wahrheit? Ich muss zugeben, ich bin leicht verunsichert. Sollte ich seinen Worten Glauben schenken, ist die Konkurrenz viel zu groß.
Ich beobachte ihn, wie er das Stück Sultaninenkuchen zu seinem Mund führt und einen großen Bissen hineinmacht.
»Der ist köstlich«, verkündet er, als er das Stück aufgegessen hat und die Krümel von seinen Lippen leckt, worüber ich mich freue. »Haben Sie den alten Tisch gefunden?«, fragt er, als sich die Kinder um den Glastisch drängen, von dem ich so begeistert war, als er in unserem Haus in London stand, doch der hier vollkommen deplatziert aussieht. »An dem wir immer saßen? Ich habe ihn hinten in die Scheune gestellt.«
»Zusammen mit all dem anderen Gerümpel«, erwidere ich.
»Gerümpel?« Guy sieht mich mit einem eher verletzten Gesichtsausdruck an, und ich wünschte, ich wäre feinfühliger gewesen.
»Das ganze Zeug, das sie dagelassen haben. Der Makler hatte mir zugesichert, sie würden es wegwerfen.«
»Ich musste meine Mutter in ein Pflegeheim bringen – sie konnte nicht viel mitnehmen. Ich dachte, Sie würden sich die Sachen vielleicht noch einmal anschauen wollen, bevor ich sie entsorge. Eventuell können Sie davon etwas gebrauchen.« Er lächelt. »Spare in der Zeit, so hast du in der Not. Ich dachte immer, heutzutage ist jeder darauf bedacht, zu recyceln und nachhaltig zu leben, oder ist dieser Fimmel schon wieder aus der Mode? Bei Städtern, meine ich.«
Warum habe ich ständig das Gefühl, dass er sich über mich lustig macht?
»Ich werde das, was Sie nicht wollen, aus der Scheune wegräumen«, fährt er fort.
»Tun Sie das!«, erwidere ich und spüre Mums warnenden Blick, mich in meinem Ton zu mäßigen. Nur weil wir Nachbarn sind, müssen wir nicht unbedingt Freunde werden.
»Da bist du ja, Malcolm«, sagt Mum, als mein Vater mit der Brille in der einen und einem Taschentuch in der anderen Hand in die Küche spaziert kommt. »Das ist Guy, er ist der Bauer von nebenan. Er hat Jennie Apfelwein mitgebracht.« Sie schaut suchend über den Tisch. »Wo ist Granddads Kuchen geblieben?«
»Hm, den hab ich gegessen«, gesteht Adam und wird rot. »Ich dachte, es wäre übrig geblieben.«
»Adam!«, sage ich tadelnd.
»Schon gut. Es ist noch Kuchen da«, sagt sie und füllt Apfelwein in die Gläser.
Ich probiere etwas von der goldfarbenen Flüssigkeit und muss husten, als sie mir hinten den Hals hinunterläuft.
»Der ist tödlich«, japse ich.
»Ja, er ist ganz schön stark. Ich hätte Sie besser warnen sollen«, bemerkt Guy, doch kann ich an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er sich freut, es nicht getan zu haben, und meinen Hustenanfall genießt.
Ich versuche es mit einem kleineren Schluck und siebe die kleinen Stückchen durch meine Zähne. Das Gebräu ist scharf und staubtrocken mit einem intensiven Geschmack nach Apfel. Ob ich es mag? Ich glaube, es ist etwas für Kenner.
»Darf ich mal probieren?«, fragt mich Adam.
»Nein, auf keinen Fall.«
Einen Moment lang sind wir alle still und lassen uns den Kuchen schmecken. Ich weiß nicht, was ich zu Guy, dem Mann, der sich in meiner Küche anscheinend wie zu Hause fühlt, sagen soll. Es ist so, wie ich erwartet habe. Wir haben
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