Schnupperküsse: Roman (German Edition)
und lege ihn in das Handtuch.
»Ich hab sie, Sophie«, rufe ich sanft.
»Hast du sie umgebracht, Mum?«
»Ich werde sie draußen auf die Fensterbank setzen und sie wieder in die freie Wildbahn entlassen.«
Sophie ist beeindruckt. Später erzählt sie Adam und Georgia, dass ich Spinnen mittlerweile ganz toll finde und keine Angst mehr vor ihnen habe. Doch das Allerbeste ist, als ich später zufällig höre, wie sie ihrem Vater davon erzählt, während ich die Handzettel für Jennies Cakes ausdrucke.
David hat sich immer beschwert, dass ich ihn nie überrascht habe.
»Sie hat die Spinne sogar in ihren bloßen Händen gehalten«, fügt Sophie hinzu und übertreibt wie immer. Erleichtert nehme ich zur Kenntnis, dass sie mir die Enthüllung zum wahren Tod des Hamsters verzeiht. »Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen.«
Witzig, denke ich, als ich in den Badezimmerspiegel schaue und mir die Zähne putze. Ich trage mein Haar seit der Scheidung länger. Es fällt in sanften Wellen über meine Wangenknochen, die nach einem kurzen Stadium des Frustessens wieder hervorgetreten sind. An sich müsste ich meinem Exmann dankbar sein, mir die Möglichkeit gegeben zu haben, meine Stärken wiederzuentdecken.
Ich frage mich, ob Alice gut Spinnen einfangen kann, und hoffe insgeheim nicht.
5
Fruchtige Haferkekse
»Du bist aber früh auf.« Ich reibe mir die Augen und frage mich, was ich getan habe, um mit einem Frühstück im Bett verwöhnt zu werden. Georgia sitzt auf der Fensterbank und sammelt die vom Holz abgeblätterte Farbe ein. Sophie schlüpft zu mir unter die Bettdecke.
»Ich bin zu aufgeregt, um im Bett bleiben zu können«, verkündet Adam und stellt das Tablett, auf dem sich Toast, Müsli und ein Becher Tee befinden, von dem allerdings das meiste herausgeschwappt ist, auf den Nachttisch. »Nach dem Krähen von Napoleon konnte ich nicht mehr einschlafen.«
»Vielen Dank. Hiermit habe ich nicht gerechnet. Immerhin ist ja kein Muttertag.« Mir steigen Tränen in die Augen. »Ich komme mir vor wie eine Prinzessin.«
»Mum, dafür bist du zu alt. Du bist eher die Königin«, korrigiert mich Georgia.
»Für mich siehst du aus wie eine Prinzessin«, meint Sophie. »Ich werde im Brunnen nachsehen, ob ich einen Frosch für dich finde, den du küssen kannst und der sich dann in einen Prinzen verwandelt.«
»Ich küsse keine Frösche, auch wenn sie sich als Bau…«, – ich halte abrupt inne – »ich meine Prinzen herausstellen.« Keine Bauern. Ich hoffe, das war keine Freud’sche Fehlleistung.
»Wenn du eine Spinne in die Hand nehmen kannst, dann kannst du bestimmt auch Frösche küssen«, meint Sophie.
»Iss auf!«, sagt Adam zu mir und lässt sich am Ende meines Bettes nieder. »Ich kann’s kaum mehr erwarten.«
»Ach, habe ich eigentlich schon erwähnt, dass wir zuerst noch ein paar Dinge in der Stadt erledigen müssen?«
»Oh, Mum …«
»Ich muss noch ein, zwei Sachen abholen und in den Läden nachfragen, ob ich meine Handzettel auslegen darf.« Von meinem anderen Vorhaben – mich für eine halbe Stunde oder so auf den Marktplatz zu stellen und die Werbetrommel für mich zu rühren – sage ich nichts. Ich spüre, wie sich bei dem Gedanken, mich auf solch unverfrorene Weise anzupreisen, meine Haut im Nacken aufstellt und unangenehm zu kribbeln beginnt. Eigenwerbung war noch nie mein Ding.
»Aber wir werden uns doch noch einen Hund aussuchen?«, hakt Adam nach. »Oder hast du etwa deine Meinung geändert?«
»Natürlich nicht.« Ich halte inne. »Nach welchen Kriterien sucht man denn einen Hund aus?« Ist es so ähnlich wie bei einem Speed-Dating? Ich stelle mir verschiedene Hunde in verschiedenen Farben und Größen vor, die auf Kissen sitzen, während sie von ihren potenziellen zukünftigen Besitzern bei Bratensaft und Knochen befragt werden. »Welche Sorte Hund hättest du denn gerne, Adam?«, frage ich ihn, und mir wird klar, dass ich das vielleicht hätte früher mit ihm besprechen sollen.
»Einen richtigen Hund, der mit einem Ball spielen kann.«
»Das Einzige, worum ich dich bitte, ist, dass er nicht zu groß ist. Er muss noch ins Auto passen, wenn wir zusammen mit unserem Gepäck zur Familie oder unseren Freunden fahren.«
»Womit eine Deutsche Dogge nicht mehr in Frage kommt«, sagt er betrübt.
»Wir müssen sehen, was für Hunde die Tierhilfe von Talyton dahat.«
»Wie sieht denn für dich der perfekte Hund aus?«, fragt mich Adam.
»So wie der aus Georgias
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