Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Kinderspiel-Tierklinik«, antworte ich lächelnd. »Klein, genügsam und leblos.«
»Oh, Mum. Du Spielverderberin.« Adam legt sich auf den Rücken.
»Ich glaube, das Beste ist, du stellst dir vor, du wärst ein Hund«, schlägt Georgia vor und hat anscheinend weniger Probleme, sich mit flauschigen Ohren und einem Schwanz zu sehen als ich, »und fragst dich: Möchte ich bei dieser Familie leben? Dann trifft der Hund die Entscheidung.«
»In brauche zehn Minuten«, sage ich zu den Kindern und frage mich, wie viele Hunde mit Selbstachtung es gibt, die gewillt sind, mit meinen kleinen Monstern zu leben. »Dann fahren wir los, Adam. Holst du die Handzettel, die ich gestern Abend ausgedruckt habe? Ich glaube, sie sind immer noch im Drucker. Georgia, Sophie – in der Speisekammer stehen zwei Dosen Haferkekse und Mini-Muffins. Bringt sie bitte ins Auto. Und esst sie nicht – oder euch droht die Todesstrafe«, füge ich lachend hinzu.
Ich habe mich bei dem Logo von Jennies Cakes für eine naive Handzeichnung eines Schmetterlingskuchens entschieden – es musste etwas Einfaches sein, denn wenn ich eins nicht kann, dann zeichnen. Den Handzettel habe ich gestern Abend am Computer erstellt und ihn hundert Mal auf blassrosa Papier ausgedruckt.
Schließlich sind wir alle fertig, um in die Stadt zu fahren. Ich manövriere das Auto durch ein Geflecht enger Straßen und parke es hinter dem Co op. Verglichen mit London ist das hier eine andere Welt. Wir gehen an einem winzigen Fertighaus vorbei, in dem sich die Bücherei befindet. Sophie liest vor, was draußen in den Schaukästen auf den teilweise schon vergilbten Plakaten steht.
»Wir haben das Entenrennen verpasst«, verkündet sie. »Das fand im April statt. Und auch die Landwirtschaftsausstellung.«
»Die werden wir ab jetzt jedes Jahr sehen können«, kläre ich sie voller Enthusiasmus und nostalgischen Gefühlen auf. Alles ist so, wie ich es damals aus meinen Ferien in Erinnerung habe. Selbst die Wimpel zwischen den Laternen flattern noch und geben mir Auftrieb für die vor mir liegende Aufgabe.
Ich habe mir die ganze Zeit vorgestellt, wie ich mit positiver Einstellung majestätisch in die Läden schwebe, doch dieses »Das-packst-du-schon-Gefühl« schwindet, je näher ich auf mein erstes Ziel, den Obst- und Gemüsehändler, zusteuere. Am Schluss sogar so sehr, dass ich an dem Geschäft vorbeigehe.
»Mum, wir sind an dem Laden schon vorbei«, zischt Georgia mich an.
»Ach, tatsächlich. Wie dumm von mir«, sage ich strahlend, wenngleich mein Bäckerinnenherz vor Aufregung rast. Jennie, murmle ich leise zu mir, da musst du jetzt durch. Ich nehme all meinen Mut zusammen, mache kehrt, gehe an den Obst- und Gemüseständen auf dem Bürgersteig vorbei in den Laden. Ich zögere und frage mich, ob ich etwas kaufen soll, um ins Gespräch zu kommen, doch Sophie, die vorausgegangen ist, stellt sich dem Herrn in dem Laden bereits vor. Er ist ungefähr fünfundfünfzig, klein und rundlich, mit einem stacheligen Schnurrbart, einem Kranz dichter dunkler Haare um eine glänzende kahle Stelle am Kopf und einer rotbraunen Gesichtsfarbe.
»Ich heiße Sophie, und meine Mummy möchte Ihnen etwas zeigen«, verkündet sie.
»Ich bin Peter«, antwortet er. »Freut mich, dich kennenzulernen.« Er schaut mich an und lächelt. »Wenn es sich um Gurken handelt, lautet die Antwort nein. Tut mir leid. Aber von denen habe ich mehr als genug. Die Leute bringen mir ihre zusätzliche Ernte aus den Gewächshäusern, um sie hier zu verkaufen. Dieses Jahr haben wir eine wahre Gurkenschwemme.«
Adam schiebt mich nach vorne, so wie ich es auch mit ihm auf den Elternabenden mache.
»Es geht um Mums Kuchen.« Georgia öffnet eine der Dosen mit den Kostproben darin und bietet sie Peter an, »Hier, bedienen Sie sich. Es sind die besten Kuchen der Welt.«
Während er einen Haferkeks und einen Mini-Muffin probiert, verspricht er mir, meinen Handzettel auszulegen. Ich kaufe im Gegenzug ein paar Äpfel und Salat. Dann gehen wir weiter.
Die halbe Stunde auf dem Marktplatz ist ein Kinderspiel, was den Ausflug in die Stadt offiziell zu einem Erfolg macht. Die Keksdosen sind leer, und die Handzettel liegen in den Schaufenstern von fünf Läden aus – der Metzgerei, der Damenboutique, der Weinhandlung, dem Obst- und Gemüseladen und dem Eisenwarengeschäft. Noch besser aber ist, dass der Geschäftsführer des Eisenwarengeschäfts, Mr. Victor, der einen Papagei in seinem Laden hat, einen Schokoladenkuchen bei
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