Schnupperküsse: Roman (German Edition)
mir bestellt, den ich ihm jede Woche liefern soll. Allerdings musste ich einwilligen, »in Naturalien« bezahlt zu werden, was von Vorteil ist, denn so konnte ich ein paar »Kleinigkeiten« wie Glühbirnen und Dichtungsringe mitnehmen.
Die Glocken der Kirche, die sich in der Spitze des Turms befinden und für solch eine kleine Stadt auf dem Land eher groß ausgefallen sind, schlagen zwölf.
»Können wir jetzt los nach einem Hund schauen?«, seufzt Adam. »Bitte, Mum.«
Wir gehen zurück zum Auto, steigen ein und fahren – unter Zuhilfenahme des Navis, das heute wieder mit uns spricht – nach St. Martins Park, einer Straße im älteren Teil der Stadt. Ich fahre in die Einfahrt der Hausnummer 10, ein beeindruckendes, edwardianisches Haus mit Kieselrauputz. Als wir aus dem Auto steigen, stürmt Hundegebell auf uns ein. Es klingt nach einem ganzen Chor – Alt, Sopran, Tenor und Bass. Die verschiedenen Stimmlagen scheinen sich miteinander zu vermischen und in ein heulendes Crescendo überzugehen.
»Glaubst du, in dem Haus ist ein Wolf?«, fragt Georgia besorgt.
»Nein«, erwidere ich und versuche, meine Unsicherheit zu verbergen, während Sophie nach meiner Hand greift.
Die Tür wird geöffnet, ohne dass wir klingeln müssen, jedoch nicht mehr als einen schmalen Spalt, so dass ich wie zu einer geisterhaften Stimme spreche.
»Hallo«, sagt diese. »Kommen Sie wegen eines Hunds?«
»Ja.« Ich zwinge mich zu einem kleinen Lächeln. »Ich denke, wir sind hier richtig.«
»Los, zurück!«, sagt die Stimme zu den Hunden. »Und Ruhe jetzt! Wie oft muss ich euch noch erklären, dass es nicht der Postbote ist?« Die Tür wird wieder geschlossen, und als ich gerade beginne, mich gekränkt zu fühlen, endgültig geöffnet. Dahinter erscheint eine füllige Frau mittleren Alters mit kurzem grauem Haar und rötlicher Gesichtsfarbe. Sie trägt eine Hornbrille, einen blau-weißen Pullover mit rundem Halsausschnitt, eine dunkle Hose und Mokassinschuhe. »Sie müssen die Copelands sein. Ich bin Wendy. Kommen Sie herein.«
Sie führt uns durch die Diele nach vorne zum Wohnzimmer, das ausgesprochen schäbig ist und nach nassen Hunden und faulen Eiern riecht. Sophie schaut mich an und ist im Begriff, eine Bemerkung zu machen, doch ich bringe sie mit einem finsteren Blick zum Schweigen. Überall sind Hunde – ein Greyhound liegt auf dem Teppich vor dem Kamin, vier terrierähnliche Exemplare sitzen nebeneinander auf dem Sofa, die Augen auf uns gerichtet, und ein Labrador, vermute ich, sowie ein anderer großer brauner Hund unbestimmter Rasse haben es sich auf den beiden Sesseln bequem gemacht. Über den Möbeln hängen Überwürfe, und auf dem abgenutzten Teppichboden liegen Knochen und Gummispielzeuge herum.
»Nehmen Sie Platz!«, sagt Wendy. Dann lächelt sie und fügt hinzu: »Wenn Sie einen finden.«
»Los, runter!«, befiehlt sie den Hunden. Sie rudert mit den Armen, und ein paar von ihnen springen von ihren Plätzen, um uns näher in Augenschein zu nehmen. Sie packt sich jeweils einen Terrier unter den Arm und wirft sie auf den Boden. Einer will wieder zurückspringen, doch sie ermahnt ihn donnernd: »Nein, Scruffy!«.
Das flößt Sophie Respekt ein, und sie macht große Augen.
»Du musst ihnen zeigen, wer der Herr im Haus ist«, sagte sie zu ihr mit sanfterer Stimme. »Tut mir leid, aber manchmal übernehmen sie das Kommando. Setzen Sie sich!«, fügt sie hinzu. Erst als sie die Aufforderung wiederholt, bemerke ich, dass wir damit gemeint sind. »Wenn ihr zu langsam seid, sind die Plätze wieder weg.«
Ich setze mich auf das Sofa. Georgia lehnt sich gegen die Lehne, und Sophie lässt sich auf meinem Schoß nieder. Adam nimmt auf einem der Sessel Platz, Wendy nimmt den anderen.
»Gut. Ich muss zuerst einige Fragen stellen, bevor ich Ihnen die Hunde vorstelle, die zu Ihnen passen können. Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Hunde zu den Menschen passen.«
So muss es sein, vor Gericht ins Kreuzverhör genommen zu werden, kommt mir der Gedanke, als Wendy uns nach unserem häuslichen Leben, unserem Tagesablauf und sogar nach unseren Urlaubsplänen fragt. Es ist fast so, als würde sie uns keinen ihrer Hunde überlassen wollen. »Unsere Hunde haben schon viel hinter sich«, erklärt sie, als sie bemerkt, wie ich unter dem Druck in mich zusammensacke. »Wir möchten ein liebevolles Zuhause für sie finden, bei dem sie immer bleiben werden.«
Sie meint, drei ihrer Pflegehunde könnten für uns in Frage
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