Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Zeitung gesehen und frage mich, ob Sie mir ein Angebot für einen Hochzeitskuchen unterbreiten können?«
Winkt da etwa ein Auftrag? Ich beginne, hektisch nach meinem noch unberührten Auftragsbuch zu suchen. Adam wird fündig. Ich nehme einen Kuli aus der Schublade und bin bereit, die Details – Name und Adresse – aufzuschreiben. Ich mache einen Termin für heute Abend um sechs Uhr aus, um mit der Braut die verschiedenen Alternativen zu besprechen.
»Bis später dann bei Ihnen zu Hause in der Old Forge in Talyford«, bestätige ich, bevor ich mich verabschiede. Dann schaue ich Adam an und reiße die Arme hoch.
»Volltreffer!« Ich bin außer mir vor Freude.
»Mum, das ist noch kein Auftrag«, sagt Adam und bringt mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, »sondern eine Anfrage.«
»Stimmt, aber es ist ein Anfang«, erwidere ich beharrlich, währenddessen sich in meine Freude etwas Panik einschleicht. Wo fange ich nur an? Es gibt ein paar Fotos von den Kuchen, die ich für meine Familie und Freunde anlässlich besonderer Gelegenheiten gemacht habe. Außerdem kann ich schnell einen Obstkuchen und einen Schokoladenbiskuit backen, um sie anzubieten … »Adam, kann ich dich um einen Riesengefallen bitten?«
»Ob ich auf die Mädchen aufpasse? Mum, ich stand neben dir, als du den Termin für heute Abend ausgemacht hast. Meine Antwort lautet: Ja, mach ich.«
»Danke, Adam.« Ich bin gerührt, dass er sieht, wie wichtig mir Jennie’s Cakes ist. »Du bist ein Held. Was machst du den Rest des Tages?«
»Weiß nicht. Wäre schön, wenn Josh hier wäre. Kann er uns irgendwann mal besuchen kommen?«
»Frag ihn doch, ob er zu unserer Einweihungsfeier kommen will – am letzten Wochenende im August.«
»Wir geben ’ne Party? Nächstes Wochenende schon?« Adams Miene hellt sich auf.
»Ja – und frag, ob er bei Karen oder Summer mitfahren kann. »Aber er muss einen Overall und einen Pinsel mitbringen«, füge ich hinzu. »Das ist die Bedingung. Wir stellen Farbe, Essen und Trinken, und dafür streichen die Gäste mit uns Uphill House.« Ich habe mir überlegt, den Apfelwein von Guy zu kaufen, und wegen der Farbe mit Mr. Victor vom Eisenwarenladen ein Geschäft auszuhandeln, damit die Kosten nicht in die Höhe schießen. Und ich werde vorher ganz viele Kuchen backen. »Es wird schön sein, alle wiederzusehen.«
»Tante Karen wird bestimmt nicht streichen«, bemerkt Adam. »Du weißt doch, wenn sie eins hasst, dann ist es ihre Hände schmutzig zu machen.«
»Adam.« Ich versuche, ihn davon abzuhalten, meine Schwester schlechtzumachen, nur für den Fall, dass er das auch in ihrem Beisein tun wird.
»Onkel Hugo wird auch nicht streichen. Er wird sich ein paar Drinks genehmigen, so wie auf Granddads Geburtstag.«
»Da war er in der Tat ein bisschen beschwipst«, gestehe ich ein.
»Mum …« Adam grinst. »Er ist hingefallen.«
»Stimmt, er hat’s mit dem Feiern ein wenig übertrieben.« Er fiel nicht nur um, sondern begann auch noch mir nachzustellen. Nüchtern ist er liebevoll und lustig, doch unter dem Einfluss von Alkohol verwandelt er sich in einen peinlichen, anzüglichen Kerl, der seit meiner Scheidung noch aufdringlicher geworden ist.
»Tante Karen war nicht glücklich, oder?«
Ich schüttle den Kopf. Als mein Vater seinen siebzigsten Geburtstag in diesem Hotel feierte, bemerkte jeder, wie er durch die Gegend torkelte, doch bin ich mir nicht sicher, wie viele seine Annäherungsversuche mir gegenüber mitbekommen haben. Was das angeht, kann er ganz schön gerissen sein.
»Wirst du Guy einladen?«
Es ist immer besser, die Nachbarn auch einzuladen, wenn man ausgelassen feiern will, wenngleich ich nicht glaube, dass Guy kommen wird. Würde er überhaupt mit meinen Eltern auskommen? Hätten sie etwas miteinander gemein?
»Wir werden sehen.« Ich stelle meine Überlegungen zur Party erst einmal zurück, während in meinem Kopf Bilder von Hochzeitstorten mit glänzender, glatter Glasur auftauchen, verziert mit frischen Blumen beziehungsweise Kristallen und Perlen. Oder wie wär’s mit etwas ganz anderem: einer Hochzeitstorte, deren Etagen wie Koffer aussehen mit einer Hutschachtel als krönendem Abschluss? Oder vielleicht Etagen in Herzform?
Bin ich eine schreckliche Mutter? Zwinge ich meine Kinder, zu früh erwachsen zu werden, indem ich ihnen zu viel Verantwortung übertrage? Adam habe ich schon mal allein zu Hause gelassen, Georgia und Sophie aber noch nie. Es widerstrebt mir besonders bei
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