Schnupperküsse: Roman (German Edition)
anfertigen. So haben sie auch noch etwas von dem Aufsatz, wenn der Kuchen schon lange aufgegessen ist. Ich denke, das wäre die beste Lösung.«
»Gibt es Leute, die wirklich Frösche auf ihrer Hochzeitstorte haben wollen?«
»Ich bin gelegentlich gefragt worden, sie in meiner Palette der ›Prinzessinnentorten‹ aufzunehmen.« Als ich das sage, komme ich mir wie eine Hochstaplerin vor, aber ich weiß, ich muss ein bisschen »dicker auftragen«, um meine Kuchen anzupreisen. Eine »Palette« klingt nun mal viel besser als fünf oder sechs Torten und »gelegentlich« besser als »einmal«. In meiner bisherigen Laufbahn als Konditorin habe ich zwar bisher nur einen Frosch angefertigt, doch dieses kleine Detail verschweige ich Penny lieber.
Wir plaudern weiter, während ich den Papierkram erledige und eine Anzahlung vereinbare.
»Vielen Dank«, sage ich zu Penny, als sie den Auftrag unterzeichnet: Lieferung einer Hochzeitstorte, mit Glasur und Verzierung für den großen Tag Ende September; aufzustellen bis um 14.00 Uhr am Veranstaltungsort.
»In Ihrer Anzeige stand, dass Sie neu in der Gegend sind«, sagt Penny. »Gefällt es Ihnen hier?«
»Es ist sehr ruhig hier, aber deshalb wollte ich hierhin, dachte ich …«
Penny lächelt.
»Ich bin froh, hierhergezogen zu sein, ansonsten hätte ich Declan nie kennengelernt. Er ist mein Krankenpfleger, ein paar Jahre jünger als ich – kennen sie Fifi Green? Sie müssten sie an sich schon getroffen haben.«
Ich nicke, und Penny fährt fort. »Sie nennt mich den Puma von Talyton, was sich wie die Bestie von Dartmoor anhört, finde ich, aber ich betrachte es als Kompliment. Ich sollte meine Kritik gegenüber Fifi besser im Zaum halten – immerhin kauft sie meine Bilder, wenn auch nicht, weil sie ihr gefallen, sondern weil sie hofft, ihr Wert würde irgendwann steigen.«
»Können Sie von Ihren Bildern leben?«, frage ich, da ich denke, daraus Schlüsse für mein eigenes Geschäft ziehen zu können. Ihre Antwort ist enttäuschend.
»Ja, aber nur weil ich immer noch in London verkaufe. Anscheinend bekommen die Leute in der Stadt nicht genug von Ansichten des Taly Valley. Durch die Touristen kommt auch noch ein bisschen Geld herein – ich habe eine Reihe von Drucken, die sich in dem Geschenkeladen und dem Gartencenter als Souvenirs gut verkaufen. Ich komme zurecht.« Sie hält inne, neigt ihren Kopf zur Seite und schaut mich mit einem Zwinkern im Auge amüsiert an. »Ich kann mir eine anständige Hochzeitstorte leisten, falls sie Bedenken haben.«
»Nein«, erwidere ich schnell. »So habe ich das nicht gemeint …«
»Declan und ich wollen unsere Hochzeit richtig feiern, da wir nicht die Absicht haben, es noch einmal zu tun.« Penny seufzt. »Ich bin ein solcher Glückspilz. Als er mich das erste Mal fragte, mit ihm auszugehen, dachte ich mir: ›Wieso ich? Wieso nicht eine Frau seines Alters?‹«
Auf dem Weg nach Hause bin ich in einem Wechselbad der Gefühle, das von Glück bis Traurigkeit geht – glücklich, endlich einen ziemlich großen Auftrag an Land gezogen zu haben, und traurig, weil ich mich an meine eigene Hochzeit erinnere und einen Partner an meiner Seite vermisse, mit dem ich mich austauschen und alles teilen kann. Angefangen bei Gesprächen am späten Abend über das Leben und das Universum bis hin zu Kendal Pfefferminzriegeln und einer Flasche Pinot Grigio.
Die einzige Beziehung, die ich derzeit habe, ist die zu meinem Herd.
»Und?«, fragt Adam, als ich mit dem Auto vorfahre, während er mit Georgia und Sophie draußen steht und wartet. »Hat’s geklappt?«
»Ja! Seht nur!« Ich halte den Auftrag durch das offene Fenster. »Ich werde ihn mir einrahmen.«
»Jaaa!« Adam boxt in die Luft, und ich muss schmunzeln. Auch wenn er sich benimmt wie ein der Welt überdrüssiger Zyniker, so wie sein Vater, ist das alles nur Show. »Wie viele Etagen?«
»Drei«, antworte ich.
»Ein dreifaches Hoch für drei Etagen«, sagt er, und die Mädchen springen ausgelassen herum und stimmen mit ein.
Ich gehe hinein. Ich muss bald mit dem Backen loslegen. Die Hochzeit ist in weniger als vier Wochen, was für einen englischen Früchtekuchen nicht wirklich viel Zeit ist, um durchzuziehen, aber ich bin mir sicher, er wird mir gelingen. Als ich später im Wohnzimmer auf dem alten Korbsofa eingerollt liege, Lucky neben mir, beginne ich eine Liste mit den Zutaten zu erstellen: brauner Muscovadozucker, süße kandierte Kirschen, saftige Rosinen und Courvoisier-Cognac,
Weitere Kostenlose Bücher