Schnupperküsse: Roman (German Edition)
schiebe die erste und größte Etage auf die unterste Schiene des Backofens und schließe die Tür. Ich stelle den Wecker meines Handys und beschließe, vor dem Abwasch – der kann noch warten – den Kindern und Guy etwas zu trinken nach draußen zu bringen.
Das Umgraben des Gemüsebeets sieht selbst mit dem Bodenfräser noch nach viel Arbeit aus. Jetzt weiß ich, warum die meisten Menschen kein eigenes Gemüse anpflanzen. Warum wollte ich unbedingt einen solch riesigen Garten? Guy bedient die Maschine, die laut ist, und deren Vibrationen ich sogar noch spüre, als ich meine Hände auf die Schulter der Mädchen lege und gebannt auf Guys nackten Oberkörper starre. Seine Haut glänzt vor Schweiß, und seine Sehnen treten hervor, während er die Maschine durch den weichen Lehmboden fährt.
Er hat sich sein Unterhemd um die Schultern gelegt, damit er keinen Sonnenbrand bekommt. Er sieht … unglaublich männlich aus. Meine Brust zieht sich sehnsüchtig zusammen – nicht unbedingt nach Guy, sondern ganz allgemein. Seit ich von David und Alice weiß, habe ich keinen nackten männlichen Oberkörper mehr gesehen, und einen wie diesen hier – eine Mischung zwischen griechischem Gott und Daniel Craig – noch nie, zumindest nicht in natura.
Ich wende meinen Blick ab und schaue hoch in den hellblauen Himmel, an dem die Kondensstreifen der Flugzeuge Kreise und Kreuze hinterlassen, als spielten sie Schiffe versenken, und wo ein Bussard sich über dem Wäldchen in die Lüfte erhebt. Meine Augen wandern hinunter zur Koppel, hinter deren Zaun die Hühner zusammengedrängt stehen, da der Lärm der Maschine sie zuerst erschreckt hat, doch inzwischen haben sie sich daran gewöhnt. Lucky ist irgendwo im Hof und bellt, als er eine Ratte entdeckt. Ich liebe diesen Ort, so wie ich mein Leben liebe.
Auch wenn sich die Hühner als ein zweifelhafter Segen herausstellen könnten. Sie kommen gerne in meine Küche gelaufen, was das Einhalten der Hygienevorschriften ad absurdum führt, und selbst wenn ich ein Geschirrtuch nehme und sie verscheuchen will, beachten sie mich kaum.
Versuche ich sie mit den Worten »Raus mit euch, meine Damen!« wegzuscheuchen, schauen sie mich an, drehen ihre Köpfe weg und gackern und krächzen. »Los, raus ihr Federvieh!«
Auf Sophie hören sie besser, doch das liegt daran, weil sie sie füttert. Nach jedem Füttern kommt mein armes Kind herein, um mir mitzuteilen, dass sie immer noch keine Eier gelegt haben, und ich befürchte langsam, dass meiner Jüngsten das Los der ewigen Enttäuschung blüht. Ich spreche Guy daraufhin an, und er meint, wir müssten ihnen noch etwas Zeit lassen. Solche Dinge könne man nicht erzwingen, fügt er hinzu, dennoch finde ich es frustrierend, nichts an der Situation ändern zu können, ihnen keine Pille geben oder sie zum Eierlegen überreden zu können.
Als Guy später zusammen mit Adam zu seinem Hof geht, um die Kühe zu melken, nehme ich die erste Etage der Kuchen aus dem Ofen. Er ist oben braun, und als ich mit einem Holzstäbchen in ihn hineinsteche, um zu sehen, ob er durch ist, bleibt kein Teig daran kleben. Perfekt! Ich stelle die nächste Etage in den Ofen und rufe Summer an, um sie zu meiner Einweihungsfeier einzuladen. Ich telefoniere mit ihr und meiner Mum fast jeden Tag.
»Na klar werden wir kommen«, sagt sie. »Ich kann es kaum erwarten, dich und die Kinder zu sehen. Jade vermisst Georgia.« Jade, Summers Tochter, ist zwölf. Als David und ich uns trennten, entschieden sich einige der mit uns befreundeten Pärchen entweder für die eine oder die andere Seite. Summer und Paul, ihr Mann, gehören zu meinem Team: Team Jennie. »Was ist mit deinem neuen Nachbarn? Der hört sich interessant an.«
»Er ist zwar oft hier, scheint aber nicht mehr als nur ein Freund sein zu wollen.« Ich habe Summer gegenüber den Kuss von neulich nicht erwähnt. Guy ist nicht mehr darauf eingegangen und ich auch nicht. Es ist fast so, als hätte es ihn nie gegeben, und ich finde, das sollte auch so bleiben. Dadurch wird alles … unkomplizierter.
»Bist du dir sicher?« Summer kichert, als ich nicht antworte. »Ich werde ihn für dich fragen.«
»Versprich mir, mich nicht in Verlegenheit zu bringen! Ich bin diejenige, die Gott weiß wie viele Jahre noch neben ihm wohnen wird.« Ich gehe davon aus, den Rest meines Lebens in Uphill House zu verbringen: bis dass der Tod uns scheidet.
»Hast du ihn in letzter Zeit gesehen?«, fragt Summer.
»Er war gerade hier, um den Garten
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