Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Hugo trocken. »Die Frage ist doch, kocht er besser als ein Gerät des einundzwanzigsten Jahrhunderts?«
»Ist das wichtig?«, entgegnet ihm Karen. »Man kann neben dem AGA immer noch einen modernen Ofen und ein modernes Kochfeld haben.«
»Was, beides? Das ist doch lächerlich«, sagt er.
»Wieso? Manche haben das«, werfe ich ein. »Der AGA ist die ganze Zeit an, wodurch es im Sommer in der Küche ziemlich warm werden kann. Abgesehen davon finde ich, ist es das Gleiche, als würde man neben einem alten Porsche auch noch einen neuen Mercedes haben.«
»Eins zu Null für dich!«, bekennt Hugo.
»Vergesst den AGA !«, unterbricht uns Summer. »Wo ist dieser gut aussehende Bauer? Ich kann es kaum erwarten, ihn kennenzulernen.«
»Er wird erst später kommen – er melkt gerade die Kühe.« Ich schneide ein anderes Thema an. »Kommt, ich zeige euch den Salon.«
»Das hört sich aber vornehm an«, sagt Summer.
»Hier gibt’s zwar einen Salon, aber keine Schlafzimmer mit Bad, nehme ich an«, bemerkt Karen.
Die Uhr zeigt bereits nach vier, als die Führung durchs Haus und auf dem Anwesen beendet ist, wo wir uns eine ganze Weile am Teich aufhielten und Hugo uns in epischer Breite von einem Angebot für einen Forellenteich erzählte. Inzwischen haben wir eineinhalb Flaschen Champagner getrunken, und ich bin bereits etwas angesäuselt.
»Tee und Kuchen oder Apfelwein und Häppchen?«, frage ich.
»Wenn’s nach mir geht, Apfelwein und Kuchen«, erwidert Summer, und so stellen wir in der Küche ein Büfett auf, währenddessen wir immer wieder einen Blick auf die jüngeren Kinder auf der Koppel werfen, die zusammen mit Hugo und Paul die Zelte aufbauen, in denen sie schlafen werden – trotzdem habe ich niemanden in das Schlafzimmer der Mädchen einquartiert, sollten sie sich während der Nacht doch zu sehr draußen fürchten. Sophie und Georgia sind ganz in ihrem Element, mit den Hühnern und dem Hund anzugeben. Adam packt ein paar Sachen für ein Picknick zusammen und verschwindet mit Josh in dem Wäldchen, wo sie sich ein Wigwam bauen wollen, in dem sie die Nacht verbringen werden.
»Bist du dir sicher, dass ihnen da draußen nichts passieren kann?«, fragt Karen, während wir uns am Büffet bedienen.
»Ja, Lucky passt schon auf – sollte sich hier jemand unberechtigterweise herumschleichen, wird er das bestimmt melden.« Als wir in London lebten, hatte ich ihnen nie erlaubt, draußen zu schlafen.
»Na dann, auf das neue Haus, Schwesterlein.« Karen erhebt das Glas.
»Danke, Karen.«
»Du hast es verdient. Hätten Hugo und ich uns getrennt, wäre ich am Boden zerstört gewesen.«
So war es mir auch ergangen, nur hatte Karen, aufgrund ihres mangelnden Scharfsinns und weil ich ein tapferes Gesicht aufgesetzt hatte, es nicht erkannt. Abgesehen davon musste ich stark sein, allein schon wegen der Kinder und auch um David zu zeigen, dass ich sehr gut allein zurechtkam.
Mir ist schon der Gedanke gekommen, Karen wäre auch gerne hierhergezogen, da sie immer versucht, meinen Lebensstil zu imitieren. Obwohl sie älter ist als ich, hat sie, seit ich geboren wurde, immer das gewollt, was ich habe – aus diesem Grund heiratete sie auch Hugo, einen von Davids Freunden, den sie auf unserer Hochzeit kennengelernt hatte. Sie war dem Lehrer-Eltern-Ausschuss beigetreten, weil ich darin war, und gelegentlich kaufte sie sogar die gleichen Kleider wie ich.
»Du musst dir doch bestimmt ganz schön einsam vorkommen, wenn die Kinder bei David sind«, bemerkt meine Schwester. »Mir würde es so gehen, und ich bin mir sicher, ich würde es hassen!«
Summer schaut mich an und verdreht die Augen. Ich weiß, was sie mir sagen will, aber man kann sich seine Familie nun mal nicht aussuchen. Genauso wenig wie seine Nachbarn.
Ein paar Minuten später klopft es an der Tür.
»Das wird wohl Guy sein«, sage ich und stehe vom Tisch auf, an dem inzwischen auch Paul und Hugo Platz genommen haben, nachdem sie die Zelte aufgestellt haben. Paul unterhält sich gerade mit Karen über die Preise von Weintrauben. Ich öffne Guy die Tür.
»Hallo, schön, dass du da bist. Ich war mir nicht sicher, ob du kommst«, begrüße ich ihn. Ich dachte, er wäre vielleicht zu schüchtern, um meine Freunde kennenzulernen.
»Ich bin etwas später dran – eine der Kühe hat heute Nachmittag gekalbt, und ich wollte sichergehen, dass es den beiden gut geht.«
»Du bist also nicht nur Bauer, sondern auch Geburtshelfer.«
»Sieht so aus.« Er
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