Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Summer begleitet mich in die Küche, um ihn zu holen.
»Es ist wunderbar hier«, versichert sie mir und schaut hinaus aus dem Küchenfenster.
»Schön, dass es dir gefällt. Du verstehst also, warum ich hierhergezogen bin?«
»Mmm … die Aussicht.« Doch damit könnte sie auch Guy meinen, und ich bin froh, dass es dunkel ist, denn ich spüre, wie ich rot werde.
»Guy hat es bemerkt«, fügt sie hinzu.
»Was bemerkt?«
»Hugos Verhalten.«
»Ich wünschte mir, Karen hätte ihn zu Hause gelassen«, flüstere ich. »Er ist ja meistens ganz in Ordnung, aber betrunken rückt er mir ständig auf die Pelle, und das ist einerseits mir peinlich und andererseits verletzend für meine Schwester. Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
»Du könntest mit ihr reden.«
»Habe ich versucht«, erwidere ich, »aber sie verschließt die Augen vor der Wahrheit. Sie will es nicht wissen.«
»Es ging mir an ihrer Stelle wahrscheinlich genauso«, sagt Summer nachdenklich.
David hatte sich Hugo kurz nach Georgias Geburt einmal vorgenommen, und danach benahm er sich mir gegenüber anständig – zumindest bis David und ich uns trennten. »Summer, würdest du das bitte nach draußen bringen?« Ich gebe ihr ein paar voll beladene Teller. »Ich gehe nur kurz hoch.« Bevor ich nach oben ins Bad gehe, bleibe ich auf dem Treppenabsatz stehen, um der Party zu lauschen, die unten im Gang ist. Das Haus ist mit all den Menschen, die miteinander lachen und reden, so voller Leben. Ich liebe es. Ich schüttle die Handtücher auf und lege ein neues Stück Seife hin, Honig und Hafermehl. Ich halte inne, als ich meinen Namen aufschnappe.
»Jennie ist großartig, nicht?«, sagt Summer.
»Man muss sie einfach bewundern, dieses Haus gekauft zu haben und drei Kinder großzuziehen«, bemerkt Guy.
»Sie hat eine harte Schale«, lallt Hugo.
»Aber einen weichen Kern«, fügt Summer hinzu. »Sie würde alles für einen tun.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, widerspricht Hugo. Er ist mittlerweile richtig betrunken, denke ich angewidert. Und benimmt sich dazu noch ungehobelt. »Nicht für David.«
»Hugo!«, greift Karen warnend ein.
Ich höre, wie ein Stuhl verrückt wird, während Hugo lacht, als ein Glas umfällt, und Karen verkündet, hineinzugehen, da sie von Mücken fast tot gestochen wird.
Ich fühle mich durch Summers Herumstochern in einer Wunde und Hugos Andeutung, meine Gefühlskälte könnte zum Ende meiner Ehe beigetragen haben, etwas betreten, als ich mich auf den Weg nach unten mache, um mich der Party wieder anzuschließen.
Bevor ich jedoch die Treppe oben erreiche, taucht Hugo mit lüsternem Blick in seinem vor Schweiß glänzenden Gesicht vor mir auf, und ich drücke mich gegen die Wand, um ihn vorbeizulassen, doch er bleibt direkt neben mir stehen. Der Geruch von Alkohol drängt aus all seinen Poren. Ich merke, wie ich vor Ekel eine Gänsehaut bekomme, so als würde eine Spinne auf mich zukommen.
»Jennie, das hast du gut gemacht«, sagt er leise, und ich denke erleichtert, er will nur reden, das ist okay. »Vergiss die Kuchen, dieses Haus hier ist eine großartige Geldanlage. Du kannst es herrichten und separat von den Nebengebäuden verkaufen. Die baust du dann anschließend um. Aus der Scheune machst du ein wahres Luxusheim – du wirst dir eine goldene Nase verdienen.«
»Ich habe nicht vor, aus irgendetwas Geld zu machen«, erwidere ich und lächle in mich hinein. Warum denkt das nur jeder von mir? Ich liebe Uphill House – da werde ich es wohl kaum wieder hergeben.
»Dann mach etwas aus der Scheune, verkauf sie und behalte das Haus!«
»Darunter würde das Haus leiden. Abgesehen davon hätte mein Nachbar bestimmt etwas dagegen.«
»Der hat zu allem eine Meinung«, sagt Hugo.
»Stimmt«, erwidere ich und beschließe zu flüchten, indem ich schnell einen Ausfallschritt mache, doch Hugo bekommt meinen Arm zu fassen und flüstert mir ins Ohr, »Wenn du schon keinen geschäftlichen Rat von mir annehmen möchtest, wie wär’s, wenn ich dir dann wenigstens ein bisschen Trost spenden würde?«
»Auf keinen Fall, Hugo. Nie und nimmer.«
»Jennie, bitte …« Ihm versagt die Stimme. »Wir würden niemandem wehtun. Keiner muss es wissen.«
»Hugo, du bist betrunken«, protestiere ich, als er sich zu mir dreht, seine Hände über meinen Schultern gegen die Wand legt und seinen Bauch gegen mich drückt. Das ist einfach zu viel für mich, ich fühle mich bedroht … und befürchte zu ersticken und darüber hinaus noch
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