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Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Titel: Schnupperküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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mich anlächelt.
    »Schaut nur, die Kühe«, sagt sie und zeigt zum Fenster hinaus. Ich drehe mich um und sehe, wie sie die Auffahrt hinunterschlendern, nachdem sie gemolken worden sind. Guy ist nicht zu sehen. Er ist wahrscheinlich schon vorbeigegangen, um das Tor zu öffnen. Ich warte mit verschränkten Armen ab, dass er auf seinem Rückweg wieder am Haus vorbeikommt. Er geht mit heruntergezogener Mütze vorbei, so dass sein Gesicht verdeckt wird. Ich setze an, ihm zuzuwinken, aber er wirft noch nicht einmal einen Blick in meine Richtung.
    Ich spüre einen Hauch von Bedauern in mir.
    Geht er mir absichtlich aus dem Weg, weil Hugo immer noch hier ist? Habe ich ihn irgendwie gekränkt? Mag er meine Freunde aus der Stadt nicht?
    »Der lustige Bauer müsste inzwischen schon die Hälfte seines Tagwerks verrichtet haben«, meint Hugo sarkastisch.
    »Apropos Tagwerk«, wirft Paul ein, »wann fangen wir denn nun an zu streichen?«
    Wir schaffen einen Raum – das Wohnzimmer. Trotz der vielen Abdeckfolie landet überall Farbe. Die Wände erstrahlen jetzt in einem weichen, klassischen Blassgrün, und die Decke ist weiß. Ich bewundere beides noch lange, nachdem all meine Gäste wieder nach Hause gefahren sind. Summer stellt zum Schluss mal wieder ihre geschickten Hände unter Beweis: sie hinterlässt mir ein Schild für das Haus, gebastelt aus einem Stück Holz, das Paul an einer Stange befestigt und in den Rasen geschlagen hat. Auf dem Schild steht geschrieben: »Jennie’s Folly.«
    Jennie’s Folly? Summer hat wahrscheinlich Recht, kommt mir der Gedanke. Es sieht tatsächlich aus wie in einem Tollhaus, als ich mir den ganzen Abfall von der Party betrachte: leere Champagnerflaschen, Fett- und Pinselreiniger; vollgespritzte Abdeckfolie; Tonnen an Wäsche – Bettlaken und Handtücher, die zusätzlich gebraucht wurden. Ich fühle mich überfordert. Es ist Dienstagmorgen, und während ich sauber mache, denke ich die ganze Zeit an nichts anderes, als dass ich viel lieber backen würde. Ich glaube, ich mache nachher ein paar Apfel- und Zimtmuffins und beglücke Adam damit. Der Junge hat immer Hunger.
    Als ich aus dem Fenster schaue, bemerke ich den Postboten, der mit seinem Fahrrad die Zufahrt hinunterfährt.
    »Lucky!«, rufe ich, doch zu spät, ich kann ihn nicht mehr aufhalten. Er rast zur Diele hinaus und bellt hysterisch. Ich folge ihm weiter bis zum Briefkasten, an dem er hochspringt, nach der Post schnappt und sie herauszerrt, was weiter kein Problem wäre, würde er jetzt aufhören und sie fallen lassen, doch weit gefehlt.
    »Lucky, nein! Böser Hund!«
    Knurrend schnappt er nach der Post, zerrt an ihr und schüttelt sie, bis sie in tausend Stücke zerrissen ist und er keuchend darüber steht.
    »Wäre schön, wenn du sie erst zerfetzt hättest, nachdem ich sie gelesen habe«, schimpfe ich ihn aus. Ich knie nieder, um zu sehen, was übrig geblieben ist: alles Werbung, außer der gefürchteten Kreditkartenabrechnung. »Zumindest hast du dir den richtigen Tag ausgesucht.« Ich streichle ihn schnell, sammle anschließend die Einzelteile ein und stecke sie in die Schublade.
    Ich beschließe, die leeren Flaschen zum Wertstoffhof auf dem Anger zu bringen. Sophie und Georgia kommen mit. Georgia hofft, auf der alten Eisenbahnstrecke Reiter zu sehen – wie schon einmal zuvor, als wir unsere neue Umgebung erkundeten.
    Vom Anger gehen zwei Brücken ab. Die Alte Brücke, von Talyton St. George zur Küste, wurde nach Renovierungsarbeiten aufgrund von Hochwasserschäden vor kurzem wieder eröffnet. Die Neue Brücke ist eine Fußgängerbrücke, die über den Fluss führt.
    »Eure Tante Karen hat auf dieser Brücke einmal einen Schuh verloren«, erzähle ich den Mädchen, während wir über die Alte Brücke fahren und anschließend auf den kleinen Schotterparkplatz abbiegen, auf dem sich auch der Wertstoffhof befindet. »Sie saß oben auf der Mauer, ließ die Beine baumeln, und einer ihrer Flipflops fiel in den Fluss, worüber sich Granny gar nicht freute. Sie sagte, ›Karen, Flipflops wachsen nicht an den Bäumen‹.«
    »Das weiß doch jedes Kind!«, sagt Sophie. »Was ist mit dem Schuh passiert?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich hat ihn eine Kuh gefressen, oder er ist ins Meer getrieben.« Ich erinnere mich an meine diebische Freude, weil Karen sich die gleichen Flipflops wie ich ausgesucht hatte und danach ein anderes Paar kaufen musste.
    Auf dem Weg zum Wertstoffhof zählt Sophie die Flaschen in den Kisten und teilt sie durch

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