Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Anfängern immer sehr vorsichtig.« Sie geht mit dem Pony auf und ab, während sich Georgia vorne am Sattel festhält. »Ich finde, Bracken würde gut zu dir passen.«
Georgia ist sofort völlig hingerissen von dem Pony. Ich werde den Blick in ihrem Gesicht nie vergessen, als ich einwillige, Bracken zu kaufen. Liebe soll nicht käuflich sein? Ich kann nicht aufhören zu lächeln, denn das habe ich gerade unter Beweis gestellt.
»Wir können sie Ihnen vorbeibringen, falls sie keinen Pferdetransporter haben«, bietet Delphi an. Irgendwie erinnert sie mich mit ihrem leisen Wiehern, das wohl ein Lachen sein soll, selbst an ein Pferd.
Ich beschließe, Georgia nicht in Verlegenheit zu bringen, indem ich eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Transports von Ponys vom Zaun breche, denn an sich sind sie ja dazu da, um einen von A nach B zu bringen. Warum um alles auf der Welt sollen sie transportiert werden, wenn sie es von sich aus können?
»Wann wäre das möglich?«, frage ich.
»Morgen Nachmittag.«
»Nach der Schule?«
»Ja, so haben Sie noch Zeit, das passende Reitzubehör zu besorgen«, sagt Delphi.
»Wir brauchen einen Sattel und Zaumzeug«, klärt mich Georgia auf.
»Und einen Halfter und eine Pferdedecke«, fügt Sophie wissend hinzu. Ich denke, ihre große Schwester hat sie indoktriniert.
»Und Bürsten und Huföl.« Georgia darf den Sattel und das Zaumzeug von Bracken herunternehmen und sie zurück zum Stall führen. Danach gebe ich noch fast eintausend Pfund für die ganze Ausrüstung von Georgia und dem Pony aus.
Vierundzwanzig Stunden später habe ich die drei Etagen von Pennys Hochzeitstorte mit Glasur versehen. Alles ist gut gelungen, sie ist wunderbar glatt geworden, so wie das Wasser vom Teich ganz am Ende des Wäldchens, nicht wie die hügelige Koppel. Die auf die persönlichen Wünsche der Braut und des Bräutigams abgestimmten Tortenfiguren und ein Golden Retriever in Hundegeschirr sind per Kurier bei mir eingetroffen. Ich muss den Kuchen am Rand noch verzieren, aber das kann warten, die Hochzeit ist erst am Samstag. Bis dahin ist noch viel Zeit, doch je näher der große Tag rückt, umso nervöser werde ich, als wäre ich die Braut.
Ich widme mich noch einmal der Suche nach meinem Spezialkuchen. Der Marmorkuchen mit Himbeermarmelade war nicht ganz das Richtige, und so versuche ich es stattdessen mit Kakao und Roter Bete. Ich weiß, Rote Bete ist nicht unbedingt jedermanns Lieblingsgemüse, aber es ist typisch fürs Land und außerdem gesund. Abgesehen davon glaube ich, dass den Leuten diese ungewöhnliche Kombination in Erinnerung bleiben wird.
Ich püriere etwas gekochte, natürlich nicht in Essig gekochte, Rote Bete, gebe das Püree durch ein Sieb, stelle den dunklen blauroten Saft beiseite und fülle den Brei in eine Küchenmaschine. Dann füge ich Öl, Eier und Vanilleessenz hinzu, verquirle alles miteinander, gebe den Brei in eine Vertiefung, die ich in der Mitte der trockenen Zutaten geschaffen habe, die aus Mehl, Zucker, Kakao und einer Messerspitze Natron bestehen, und verknete alles. Anschließend gebe ich den Teig in eine Backform und lasse ihn fast eine Stunde backen.
In der Zwischenzeit rufe ich Camillas Mum an. Sie hat Georgia eine Visitenkarte gegeben, auf der Maria Winters – mobile Friseurin geschrieben steht, als diese ihr die Geburtstagseinladung überreichte. Ich rufe sie an und mache für den Tag, an dem sie Georgia abholt, einen Termin aus. Nur zum Haare schneiden – mehr kann ich mir nicht leisten. Ich muss sparen.
Ich nehme den Kuchen aus dem Ofen. Er sieht gut aus, ziemlich hell und glatt, aber ich kann die Glasur erst überziehen, wenn er abgekühlt ist. So lange kann ich allerdings nicht warten, denn es ist Zeit, die Kinder von der Schule zu holen. Ich verschließe die Küchentür vor Lucky und gehe los …
Um vier Uhr wird das Pony in einem luxuriösen Pferdetransporter geliefert. Georgia ist völlig aus dem Häuschen. Sophie läuft aufgeregt durch die Gegend, scheucht dabei die Hühner auf und sieht nach, dass in der Tränke auch ja keine Blätter sind, aber dafür genügend frisches Wasser.
»Hier ist sie, der Traum einer jeden Mutter«, verkündet Delphi, als sie Bracken von der Rampe des Transporters herunterführt.
Ich zahle Delphi in bar, woraufhin sie mir den Pass des Ponys aushändigt.
»Den werden Sie brauchen, wenn Sie sie zum Ponyklub bringen. Ich hoffe, ich werde Sie bald auf einem Turnier sehen. Sie ist ein tolles Pony mit großem
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