Schnupperküsse: Roman (German Edition)
offensichtlichen Ablehnung. »Sie mag mich nicht. Mum, du musst sie für mich holen.«
So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
»Das ist dein Pony – du musst dich darum kümmern.« Ich habe zwar zu tun, doch schiebe ich einen Schwung Törtchen in den AGA und stelle die Eieruhr auf zwanzig Minuten, um nach draußen zu Georgia zu gehen.
»Ruf sie!«, schlage ich vor, doch Georgia hat Recht. Bracken spitzt ein Ohr in unsere Richtung, vertreibt dann mit ihrem Schwanz ein paar Fliegen von ihrem Hinterteil und mampft weiter Gras. Georgia geht mit einer Möhre auf die Koppel, doch auch die interessiert Bracken nicht. Ich folge Georgia, aber als ich auf das Pony zugehe, hebt es seinen Kopf und trottet so weit weg, bis es aus meiner Reichweite ist.
»Das ist lächerlich.« Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen ist mir heiß, und ich schwitze, und Georgias Gesicht leuchtet hellrot. »Das verstehe ich nicht. Delphi hat sie doch holen können. Was steht in deinen schlauen Büchern?«
Georgia geht los und schaut pflichtbewusst nach.
»Da steht drin, man soll warten, dass sie sich beruhigt hat und ihr dann etwas Leckeres in einem Eimer bringen. Hast du noch mehr Möhren?«
»Die brauche ich für einen Möhrenkuchen, aber sie kann noch eine haben.«
Doch auch das bringt nichts, Bracken lässt sich nicht einfangen.
Ich rufe Delphi an. Obwohl sie gesagt hat, wir könnten sie jederzeit anrufen, wenn wir ein Problem hätten, scheint sie ihre Meinung geändert zu haben.
»Hier gab es nie Schwierigkeiten, sie zu holen«, sagt sie.
»Ich werde Guy fragen, wenn er kommt«, beschließt Georgia schlussendlich. »Vielleicht weiß er, was zu tun ist.«
Wir gehen durch die Hintertür wieder in die Küche. Ich sehe nach der Eieruhr, aber sie muss schon vor einiger Zeit geklingelt haben.
»Ich hab die Törtchen verbrennen lassen«, stelle ich fest und gehe schnell zum Ofen, um die Tür zu öffnen und das rauchende Blech herauszuziehen. »Wie dumm von mir!«
»Manchmal bist du gar keine gute Bäckerin, Mum«, kichert Georgia.
»Ich bin nur froh, dass es nicht mein Spezialkuchen gewesen ist.« Ich muss genauso lachen wie Georgia, als ich die Törtchen im Mülleimer entsorge.
Noch bevor ich Guy das letzte Stück des Rote-Bete-Schokoladenkuchens anbieten kann, lauert Georgia ihm auf. Er geht mit ihr hinüber zur Koppel und lehnt sich über das Tor, um die Lage zu sondieren.
»Das neue Pony hält dich also zum Narren.«
»Ich glaube, sie will nicht von mir geritten werden«, erklärt Georgia.
»Das überrascht mich nicht. Hier gibt’s zu viel Gras für es zu fressen.« Er hält inne. »Hast du es eingefangen, als du es Probe geritten hast?«
»Da war es im Stall.«
»Aha, da haben wir’s.« Guy wendet sich mir zu. »Sind da nicht bei dir die Alarmglocken losgegangen, Jennie?«
»Mir ist nicht eingefallen …«
»Wo wem habt ihr das Pony?«, fragt er.
»Von Delphi Leatherington. Ich sah eine Anzeige von ihr im Schaufenster vom Zeitungsladen.«
»Und was stand drin? Kann problemlos eingefangen, beschlagen und in die Box geführt werden?«
»Von Einfangen stand da nichts …«
»Das ist Pferdesprache. Du musst zwischen den Zeilen lesen.« Guy kichert. »Delphi ist nun mal eine Pferdehändlerin, sie kennt die Tricks.«
»Du meinst also, wir werden sie nie wieder einfangen können?«, frage ich fassungslos.
»Doch, das werden wir. Wenn du Tiere hast, musst du wie sie denken.« Guy geht hinüber zu seinem Hof und kehrt mit zwei langen Zügeln zurück, mit denen wir Bracken in eine Ecke der Koppel treiben.
»Jetzt geh zu ihr hinüber, Georgia, und leg ihr das Halfter an! An deiner Stelle würde ich ein kurzes Seil daran befestigen und es nicht wieder abnehmen, damit du sie beim nächsten Mal leichter einfangen kannst.«
»Danke, Guy«, sagt Georgia erleichtert. Mit dem Seil in der Hand führt sie Bracken zu uns, doch als sie uns sieht, verdreht das Pony seine Knopfaugen und weigert sich, weiterzugehen.
»Komm schon, Bracken!« Georgia zieht an dem Seil, doch zwecklos.
Guy geht um Bracken herum, stellt sich hinter sie und schnalzt mit der Zunge.
»Los schon, Pony!«, knurrt er, woraufhin Bracken gemächlich von der Koppel auf den Hof trottet.
»Vielen Dank, Guy«, sage ich voller Bewunderung für sein Talent als Pferdeflüsterer.
»Auf dieser Weide wird sie zu fett werden. Du musst sie auf einem kleineren Bereich einsperren, wo sie weder so viel zu fressen hat noch so weit laufen kann.« Er grinst.
»Woher weißt du
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