Schnupperküsse: Roman (German Edition)
erzählt hat, gibt es für dich kein anderes Thema mehr.«
»Na und? Du bist mit Lucky nicht anders!« Georgias Löffel gleitet zurück in die Schüssel, und ich bemerke, dass sie überhaupt nichts gegessen hat.
»Das stimmt überhaupt nicht«, protestiert Adam.
»Adam, würdest du bitte nach oben gehen und dich anziehen?«, bitte ich ihn mit einem Blick auf die Uhr. »Du hast noch fünf Minuten.«
»Oder?«, fragt er und streckt sich faul.
»Ich werde ohne dich zur Schule fahren.«
»Von mir aus!«
Ich schaue ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Früher hätte ich ihn am Arm gepackt und ihn hinaus zum Auto gezogen, doch inzwischen ist er größer als ich und somit ein Versuch zwecklos.
»Adam, zieh dich an!«, fahre ich ihn halb wütend, halb lachend an. »Mach schon!« Ich wedele mit einem Geschirrtuch nach ihm, so wie ich es bei den Hühnern mache, um sie zu verscheuchen, woraufhin er widerwillig aufsteht und nach oben geht. Ich seufze erleichtert, dass es zu keiner Auseinandersetzung gekommen ist. »Georgia, wenn du nicht zur Schule gehst, wird es kein Pony geben.«
Nach der Schule bringe ich die Kinder zuerst nach Hause, damit sie sich umziehen können, und fahre anschließend mit den Mädchen zum Reitzentrum, wo Delphi, eine Frau meines Alters, die ihr blondes Haar zurückgebunden hat und neben einer marineblauen Jacke mit der Aufschrift Team GB eine enge beigefarbene Reithose trägt, ein braunes Pony aus einem der Ställe führt und es draußen an ein Geländer bindet.
»Das ist Bracken. Möchtest du sie vielleicht bürsten und satteln?« Delphi holt eine Putzkiste und gibt sie Georgia. »So findest du am besten heraus, ob du sie magst oder nicht.«
Angesichts Georgias besessener Liebe zu Pferden befürchte ich jedoch, wird ihr jedes Pony recht sein.
»Wenn Sie irgendetwas wissen möchten, fragen Sie nur«, sagt Delphi an mich gewandt.
»Ist sie gesund?«
»So gesund wie ein Fisch im Wasser. Soweit wir wissen, hat sie keinerlei gesundheitliche Probleme.«
Als mir keine weiteren Fragen einfallen, fährt Delphi fort. »Bracken verbringt das ganze Jahr draußen. Im Sommer bleibt sie tagsüber im Stall, da sie dazu neigt, zuzunehmen. Sie ist ein leichtfuttriges Pferd, was großartig ist, denn so braucht sie nicht viel zusätzliches Futter im Winter.«
»Wir haben einen Stall«, erklärt Georgia.
»Deine Mutter meinte, du würdest gerne mit ihr springen«, sagt Delphi. »Wir haben hier ein paar Hindernisse aufgestellt, aber um ehrlich zu sein, wir haben Bracken noch nicht so lange. Wir kaufen normalerweise Ponys für die Reitschule und behalten sie eine Weile, um zu sehen, ob sie dafür geeignet sind.«
Bedeutet das etwa, dass Bracken dafür nicht taugt, frage ich mich.
»Es hat sich herausgestellt, dass Bracken als Reitschulpferd zu gut ist«, fährt Delphi fort und beruhigt mich. »Ich finde, sie hat ein Zuhause verdient, das ihr die volle Aufmerksamkeit und Liebe entgegenbringt.«
»Was meinen Sie damit, sie ist zu gut? Ich dachte, Reitschulpferde müssen sich gut benehmen können.«
»Sie hat zu viel Potenzial. Es wäre eine Verschwendung, sie tagein, tagaus für Reitstunden einzusetzen. Sie ist sehr vorwärtsgängig, und ich kann mir vorstellen, dass sie, wenn man ein bisschen Arbeit in sie hineinsteckt, das perfekte Springpony werden kann.« Delphi wendet sich wieder Georgia zu. »Möchtest du sie jetzt satteln?«
Als Georgia den Sattel auflegt, legt Bracken die Ohren an und wirft ihren Kopf hin und her.
»Wenn sie das macht, musst du mit ihr schimpfen«, klärt Delphi Georgia auf und hilft ihr, das Zaumzeug über Brackens Kopf zu ziehen. »Hast du einen Reithelm?«
»Habe ich noch nicht«, bemerkt Georgia.
»Im Sattelraum ist einer, den kannst du dir ausleihen.« Delphi holt ihn, und Georgia setzt ihn auf. »Lass uns mit ihr in die Halle gehen. Ich dachte, eine unserer Pferdepflegerinnen führt sie dir erst einmal vor, und dann kannst du sie reiten.« Emily, ein junge Frau Ende zwanzig, reitet das Pony zuerst, und Georgia scheint beeindruckt zu sein. Das Pony geht, trabt und galoppiert, währenddessen die Füße der Reiterin auf Höhe von Brackens Knien baumeln.
Als Georgia an der Reihe ist, wird mir bang ums Herz. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich um sie Angst haben würde.
»Sie werden Georgia aber doch nicht galoppieren lassen, oder?«, frage ich Delphi.
»Natürlich nicht«, erwidert sie und klinkt einen Führstrick in das Zaumzeug des Ponys ein. »Wir sind bei
Weitere Kostenlose Bücher