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Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Titel: Schnupperküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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einmal den Schritt üben, bevor wir traben oder galoppieren.«
    Nachdem das Pony eine halbe Stunde im Schritt gegangen ist, findet Guy, dass es für heute genug ist.
    »Bring sie in den Stall, Georgia! Ich hole die Sachen für den Zaun. Wir werden ein Stück der Koppel für das Pony abtrennen.«
    Er kehrt mit Kunststoffpfählen, Draht und einem Weidezaungerät zurück. Guy und ich stellen gemeinsam eine Barriere auf, die die Koppel zu einem Drittel abtrennt. Guy schlägt die Pfähle in den Boden, und ich bringe das Band an. Er stellt das Weidezaungerät auf, verbindet es mit dem Band und schaltet es ein.
    »Jetzt fließt Strom durch«, sagt er und greift nach dem Schalter, der sich unterhalb des Geräts befindet. »Und jetzt nicht.«
    »Bist du dir sicher?«, frage ich.
    »Überzeug dich selbst!«, erwidert er. Ich stehe ganz dicht neben ihm und versuche, den Schalter zu finden. »Er ist genau da.« Lachend nimmt er meine Hand und ertastet ihn mit mir. »Hast du ihn?«, fragt er.
    »Ich weiß nicht.« Er hält weiter meine Hand, berührt den Draht und zieht sie fast unmittelbar wieder weg. Trotzdem durchfährt uns ein Stromschlag.
    »Aua!«, sage ich und mache einen Satz von ihm weg.
    »Er ist an«, bemerkt er. »Ich wollte dich nicht durch einen Stromschlag töten – ich dachte, er wäre aus.«
    Der Stromschlag tat nicht wirklich weh. Ich hatte mich eher über ihn erschrocken. Guy hatte meine Hand gehalten, und ich glaube nicht nur, um mir den Schalter an dem Weidezaungerät zu zeigen. Ich bin immer noch überrascht – sowohl von seiner Forschheit als auch von meiner Reaktion. Er ist nicht so schüchtern wie ich dachte, und ich bin trotz allem noch am Leben.
    Es scheint mir, als hätte er mich wieder zurück ins Leben geholt, denke ich, als ich ihm zusehe, wie er am Küchentisch sitzt und das letzte Stück des Rote-Bete-Schokokuchens probiert, den ich mit weißer Glasur und diagonal verlaufenden rosa Zuckergussstreifen überzogen habe, wofür ich den Rote Betesaft verwendet habe.
    »Wie findest du die Rote-Bete-Schoko-Kombination?«, frage ich.
    »Rote Bete?« Er starrt auf den Teller. »Ich kann das Zeug nicht ausstehen. Bevor ich es essen muss, verfüttere ich es lieber an die Kühe, wenngleich ich damit nicht sagen will, dass ich diesen Kuchen auch den Kühen geben würde«, fährt er schnell fort.
    »Du magst ihn also nicht«, stelle ich enttäuscht fest.
    »Doch, mögen schon, aber richtig toll finden nicht.«
    »Wenigstens bist du ehrlich. Danke, Guy. Dann werde ich wohl noch einmal in die Rezeptbücher schauen müssen.« Ich halte inne, schaue ihm lächelnd zu, wie er weiter isst und systematisch seinen Teller leer putzt.
    »Du hast Delphi aber schon gefragt, ob Bracken irgendwelche Unarten hat?«, fragt mich Guy und schaut hoch.
    »Unarten?« Mir schießen alle möglichen Gedanken durch den Kopf. »Was für Unarten können Ponys denn so haben?«
    »Sie können bocken, sich aufbäumen, beißen, koppen … die Liste geht noch weiter, wenn du möchtest.«
    »Nein, danke«, sage ich bestimmt.
    »Springt sie?«, fragt mich Guy.
    »Laut Delphi, ja.«
    »Du bist mit ihr nicht gesprungen?«
    »Ich habe mich auf Delphis Wort verlassen.«
    Ich merke, Guy findet das alles immer noch lustig.
    »Ja, wir alle setzen schon mal aufs falsche Pferd.«
    »Tja, und ich wünschte mir, du würdest aufhören, darauf herumzureiten«, erwidere ich bissig. »Du musst mir nicht ständig unter die Nase reiben, was ich alles falsch mache, auch wenn du Recht hast!« Das tat bereits David immer. Es wurmte mich damals, und es wurmt mich heute. »Entschuldigung«, füge ich leise hinzu. »Ich sollte dich nicht so anfahren. Ich bin nur wegen Georgia so durcheinander und wütend auf mich selbst. Außerdem sind mir vorhin die Törtchen verbrannt.« Zu allem Überfluss schießen mir auch noch die Tränen in die Augen. Ich drehe mich weg.
    »Ich muss mich genauso entschuldigen«, bemerkt Guy. »Ich hätte etwas taktvoller sein sollen.«
    »Es liegt nicht an dir.« Ich fasse mir an den Hals. »Es liegt an mir.«
    Ich höre das Scharren eines Stuhls, und im nächsten Moment steht Guy neben mir.
    »Jennie, ist alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s gut.«
    »Das sagst du immer«, erklärt er und legt den Arm um mich. Seine Hand ruht dabei auf der Rundung meiner Taille. »Du musst nicht immer so tun, als ginge es dir gut, nicht bei mir«, fügt er zärtlich hinzu, neigt seinen Kopf und schaut mir in die Augen. Mein Herz steht still, als ich in seinem

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