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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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»Haben Sie etwas vor?«
    »Warum fragst du?«
    »Pete ist krank; das ist mein Freund. Ich meine, wenn Sie gerade nichts vorhaben, könnten wir zum Spielplatz gehen. Nur ein paar Ecken weiter.« Der Junge zuckte die Achseln.
    »Natürlich, gern«, sagte Buddwing.
    »Wissen Sie, mit der verdammten eingerosteten Schraube kann ich sowieso nicht mehr Rollschuh laufen. Ist das mit Ihren Rollschuhen auch schon passiert?«
    »Immer wieder.«
    »Ach? Und was haben Sie dann gemacht?«
    »Nun, ich meine, es ist passiert, als ich noch Rollschuhe hatte.«
    »Haben Sie sie verloren, oder was?«
    »Nein, ich bin nur zu groß geworden dafür.«
    »Ach, so.« Der Junge nickte. »Dann müssen Sie sich ein neues Paar kaufen.« Er schnallte den Rollschuh vom linken Fuß, sagte: »Ich stelle sie nur eben in den Hausflur«, sprang dann auf und lief ins übernächste Haus. Buddwing wartete auf dem Gehsteig. Nach ein paar Minuten kam der Junge wieder. »Alles in Ordnung«, sagte er und fiel in Schritt. Buddwing schloß sich ihm an.
    »Wie heißen Sie?« fragte der Junge.
    »Sam Buddwing.«
    »Ich heiße Eric Michael Knowles«, sagte der Junge.
    »Sehr angenehm, Eric.«
    »Haben Sie keinen zweiten Vornamen?«
    »Nein«, sagte Buddwing.
    »Nun, das macht nichts«, sagte Eric. »Petes zweiter Vorname ist Farley. Zu dumm, daß er immer am Wochenende krank wird. Er hat eine Menge Spielzeug, einen Sonar-Zerstörer, und Stratego, das ist ein Spiel, und eine Pistole mit Gummipfeilen – und sogar eine Reihe Modelltanks.«
    »Eine Reihe was?«
    »Tanks.«
    »Lauf und fangs«, sagte Buddwing. Eric lachte.
    »Soll ich Ihnen einen dreckigen Witz erzählen?« fragte er.
    »Klar«, sagte Buddwing.
    »Ein Junge ist in den Dreck gefallen«, sagte Eric. Buddwing lachte. Sekundenlang beobachtete Eric ihn, dann lachte auch er. »Der ist aber ziemlich alt«, sagte er. »Haben Sie ihn mitgekriegt?«
    »Sicher«, sagte Buddwing.
    »Und was ist damit?«
    »Nun – ein Junge ist in den Dreck gefallen.«
    »Ja, aber was ist daran so komisch?«
    »Wolltest du mir nicht einen dreckigen Witz erzählen?«
    »Ja, ich weiß.« Eric hielt inne. »Was ist überhaupt ein dreckiger Witz?«
    »Nun ja …« Buddwing zögerte. »Ich weiß nicht«, sagte er schließlich.
    »Wie kann dann etwas Komisches daran sein?«
    »Ich finde, es ist schon komisch, wenn ein Junge in den Dreck fällt«, sagte Buddwing.
    »Und dreckig ist es auch.« Eric zuckte die Achseln. Dann warf er Buddwing einen listigen Blick zu und sagte: »Nur gut, daß sie beim Militär diese Dinger haben, mit denen man durch den Dreck fahren kann, nicht?«
    »Was für Dinger?« fragte Buddwing.
    »Wissen Sie doch. Diese großen, eisernen Dinger mit Raupenketten.«
    »Tanks?«
    »Lauf und fangs«, sagte Eric und lachte hell auf. »Lauf und fangs«, wiederholte er, als genösse er den Spaß zum zweiten Mal, um ihn in seinem Gedächtnis festzuhalten. »Der Spielplatz ist da vorn an der Straße«, sagte er.
    »Ja, ich weiß.«
    »Sie haben doch gesagt, Sie wohnten nicht hier.«
    »Tue ich auch nicht. Aber ich weiß, wo der Spielplatz liegt.«
    »Ein ziemlich schäbiger Spielplatz. Haben Sie Lust, statt dessen zum Fluss hinunterzugehen?«
    »Von mir aus.«
    »Ich darf eigentlich nicht zum Fluss hinunter, weil man über die Straße muß und weil da im letzten Sommer ein Kind ertrunken ist.«
    »Aber ich darf«, sagte Buddwing.
    »Ich glaube, dann darf ich auch, ja?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Ich wollte schon immer einmal Steine in den Fluss werfen. Wird man verhaftet, wenn man Steine in den Fluss wirft?«
    »Ich wüsste nicht, warum.«
    »Tun wir's dann?«
    »Klar.«
    Sie gingen wortlos bis zum Riverside Drive, dann in den Park hinein und am Spielplatz vorbei bis zu dem Fußweg, der sich am Henry Hudson Parkway entlangzieht. Ein Eisengeländer trennte den Weg von dem grasbewachsenen Abhang zur Straße hin. Sie kletterten über das Geländer, warteten auf eine Verkehrslücke und liefen über die Fahrbahn zum Ufer hinunter. Buddwing konnte am gegenüberliegenden Ufer die Steilküste von New Jersey erkennen und weiter nach Norden hinauf den Doppelbogen der Washington Bridge. Mitten im Strom war eine Zerstörerflottille vertäut. Er hörte, wie auf einem der Zerstörer der Lautsprecher die Mannschaft zur Arbeit rief. Über dem Wasser lag kein Dunst. Die Zerstörer, scharfe graue Silhouetten, schaukelten träge. Über der Küste von Jersey war der Himmel blau und klar.
    »Was sind das für Schiffe?« fragte

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