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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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Arzt?«
    Buddwing lächelte und sagte: »Vossler. Dr. Edward Vossler.«
    »Gott sei Dank, daß wir nicht zum gleichen Therapeuten gehen«, sagte Janet.
    »Vossler ist Chefpsychiater im Central Islip State Hospital«, sagte Buddwing.
    »Wirklich? Ich kenne Central Islip.«
    »Woher?«
    »Oh, einer meiner Lehrer im Psychologiekurs hat einen Witz darüber gemacht. Wie Sie sehen, bin ich in der Psychologie einigermaßen bewandert. Jedenfalls haben sie in Central Islip zum ersten Mal Frontallobotomien durchgeführt, und das anscheinend so oft, daß die Branche anfing, von Central Eispick zu reden. Sie wissen, Lobotomien macht man mit einer langen …«
    »Ja«, sagte Buddwing.
    »Ich möchte wissen, ob Ihr Dr. Vossler Lobotomien durchführt.«
    »Ich weiß es auch nicht.«
    »Warum fragen Sie ihn nicht?«
    »Ich tu's, wenn ich das nächste Mal zu ihm gehe.«
    »Wie oft gehen Sie zu ihm?« fragte Janet.
    »Wie oft gehen Sie?«
    »Viermal in der Woche.«
    »Ich auch«, sagte Buddwing.
    »Sind Sie schon lange in Behandlung?«
    »Oh – mit Unterbrechungen.«
    »Und wie lange?«
    »Wie lange gehen Sie denn schon hin?«
    »Zwei Jahre«, sagte Janet.
    »Ich auch«, entgegnete Buddwing.
    »Aha«, sagte Janet. »Wie alt sind Sie übrigens? Das haben Sie mir noch nicht gesagt.«
    »Raten Sie.«
    »Das ist dasselbe, als fragten Sie mich, für wie alt ich Sie halte. Sie kennen alle Tricks, nicht wahr?«
    »Einige«, sagte er.
    »Das will ich glauben«, antwortete Janet mit leisem Kichern, so feminin, daß es ihn durchfuhr. »Ich halte Sie für achtundzwanzig, richtig?«
    »Falsch.«
    »Sechsundzwanzig?«
    »Nein.«
    »Wenn Sie jetzt behaupten, noch jünger zu sein, sind Sie ein Lügner.«
    »Ich bin viel älter«, sagte Buddwing.
    »Wieviel?«
    »Ich bin ungefähr fünfunddreißig.«
    »Was heißt ungefähr? Wann sind Sie geboren?«
    »Heute früh«, sagte er automatisch.
    »Wer dumm fragt«, sagte Janet und nickte. »Fünfunddreißig also. Sieh da – ich gehe mit einem älteren Herrn.«
    »Und wie alt sind Sie?« fragte er.
    »Neunzehn. Das heißt, ich werde nächsten Monat neunzehn.«
    »Wann genau?«
    »Am zwölften.«
    »Am zwölften was?«
    »Mai.« Sie musterte ihn verwundert. »Nächsten Monat. Mai. Wir haben April.«
    »Fühlt sich auch an wie April.«
    »Ein schöner Tag.«
    »Ja.«
    »Ich wollte ein Kompliment hören«, sagte Janet. »Aber Sie sagen es nicht noch einmal.«
    Er blieb stehen, nahm ihre Hand, sie blieb auch stehen, und er sah ihr ins Gesicht und sagte: »Sie sind schön, Janet. Sie sind das schönste Mädchen, das es gibt.«
    Sie legte den Kopf schräg, zuckte verlegen die Achseln, hob eine Braue – sie schien fähig, die seltsamsten Bewegungen gleichzeitig auszuführen – und sagte dann mit sehr sanfter Stimme: »Wirklich?«
    »Wirklich«, antwortete er.
    »Das ist meine Hand, was Sie da halten.«
    »Ich weiß.«
    »Schämen Sie sich nicht, Sie fünfunddreißigjähriger Wüstling?«
    »Nein.«
    »Ja, ja«, sagte sie. Sie sah ihm ins Gesicht, schüttelte den Kopf, entzog ihm sanft ihre Hand und sagte: »Lassen Sie es lieber langsam angehen.«
    »Warum?«
    »Warum? Du lieber Gott, ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen.«
    »Sam Buddwing«, sagte er.
    »Oder ob Sie verheiratet sind.«
    »Bin ich nicht.«
    »Oder vielleicht verlobt.«
    »Ich bin nicht verlobt.«
    »Oder – wer Sie überhaupt sind. Ich meine …« Sie zuckte wieder die Achseln. »Einerlei. Wir sollten nichts überstürzen, ja? Ich meine, wir sollten es nicht zu ernst nehmen, okay? Weil – ach, ich kann es Ihnen ruhig sagen, Sie sind ziemlich attraktiv, wissen Sie das?« Sie holte tief Atem. »Ich meine, wenn man darüber nachdenkt …«
    »Worüber zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, daß Sie alt genug wären, mein Vater zu sein.«
    »Okay«, sagte er.
    »Ja, ja, okay – was heißt hier okay? Nicht, daß ich gewohnheitsmäßig – also, ich habe keinen Elektrakomplex, verstehen Sie? Bisher jedenfalls noch nicht. Früher vielleicht, als ich noch ein Kind war – Sie wissen, das ist eine Phase, die alle Mädchen durchmachen – aber ich habe mich davon gelöst, und, wissen Sie, Sie sind verdammt attraktiv … Ich weiß wirklich nicht, wovon ich rede.«
    »Das ist nur gut.«
    »Wer ist Doris?« fragte sie.
    »Ich weiß nicht.«
    »Ach, nein? Sie sind den ganzen Weg von der Neunundachtzigsten Straße hinter mir hergefahren, weil Sie mich mit ihr verwechselt haben, und nun wissen Sie nicht, wer sie ist?«
    »Ich glaubte, das

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