Schock
der Mann neben ihm sich umwandte und sagte: »Sie sind dran, Mister.«
Das erste, was ihm in den Sinn kam, war der Witz vom Zwerg in der Herrentoilette. Dann holte er in blitzschneller Reaktion gegen den Mann aus – aber nur, um festzustellen, daß der Mann eher ausgeholt und ihm einen Schlag auf die Kinnspitze versetzt hatte. Er fühlte, wie er von dem Becken zurücktaumelte und fast gegen den Ausguss schlug; dann fiel ihm der andere Mann ein, der sich die Hände gewaschen hatte, denn dieser Mann hieb ihm wie mit einem Schmiedehammer ins Genick. Okay, dachte er, ihr wollt, daß es hart auf hart geht, ja? Und der erste Mann schlug ihm wieder ins Gesicht; er war nahezu bewusstlos.
Daß seine Hose noch offen war, während diese beiden Mordbanditen ihn zwischen sich hin- und herprellten, kam ihm ungeheuer lächerlich vor. Er versuchte zurückzuschlagen, doch es schien, als käme jeweils der, der hinter ihm stand, gerade in dem Moment zum Schlag, in dem er sich zur Gegenwehr entschlossen hatte, und so gelangte keiner seiner wütenden Angriffe über das Stadium der Planung hinaus. Wie lächerlich – General Sarnow droben im RCA-Gebäude ahnte gewiß nicht, daß unter ihm in der Herrentoilette der Rockefeller Center-Garage jemand zusammengeschlagen wurde; und als besonders lächerlich empfand er, daß die beiden Burschen soviel Energie aufwandten, ihn bewusstlos zu prügeln, obwohl er nicht einmal eine Brieftasche bei sich hatte und tatsächlich nur noch den einen Dollar besaß, der von Glorias Spende übrig geblieben war. Gleichzeitig dachte er an die komische Szene, die sich ergeben würde, wenn die Polizei ihn tot und blutend auf dem Fußboden der Herrentoilette fand, mit offener Hose zwar, aber ohne jeden sonstigen Hinweis auf seine Identität. Während diese überaus erheiternden Gedanken durch seinen Kopf zuckten, fuhren die Banditen fort, ihn gegen die gekachelten Wände des Raumes, die Metallwand einer der Zellen und die Porzellanwände der Urinale zu stoßen; er wunderte sich über die Wucht, mit der er jeweils zurückprallte, und er war erstaunt, daß er nicht schon längst bewusstlos war. Er spürte vage, daß seine Nase blutete, und dachte, also gut, dann eben Schluß; doch die beiden Männer zeigten keinerlei Absicht, Schluß zu machen, es sei denn mit ihm; sie schienen vielmehr entschlossen, ihn ins Land des Vergessens zu befördern, auch wenn es den ganzen Tag dauern sollte – und darauf mochte es durchaus hinauslaufen. Er war nahe daran, das Handtuch zu werfen und sich beim Schiedsrichter über die Anwesenheit eines überzähligen Mannes im Ring zu beschweren – der Ausgang des Kampfes stand fest; doch dann hörte er plötzlich eine Stimme sagen: »He, was zum Teufel ist denn hier los?« Ein Faustschlag traf ihn an der Schläfe und zwang ihn, sich dem Eingang zuzuwenden; er sah, daß ein kleiner, stämmiger Mann in Marineuniform mit geballten Fäusten in den Raum stürzte. Doch schon im gleichen Moment verschwamm das Bild des Seemanns; ein weiterer Schlag traf ihn an der anderen Schläfe, und er fiel rückwärts in das nächste Urinal. Schnell stand er auf, das eine Hosenbein von fichtennadelduftender Desinfektionslauge durchnäßt, gerade rechtzeitig, um zu sehen, daß der stämmige Seemann einem der Männer einen Hieb auf die Nasenwurzel versetzte. Nun kann es weitergehen, dachte er und segelte in den Kampf zurück, kollidierte jedoch mit der Faust des Mannes, der am Ausguss gestanden hatte, und spürte, daß er in das Urinal zurückfiel. Diesmal kam er mit nassem Hosenboden auf die Füße, noch intensiver nach Fichtennadellauge riechend; er versuchte, dem Seemann zur Hand zu gehen, sah aber, daß der keiner Hilfe mehr bedurfte. Die beiden Männer lagen bewusstlos auf dem gekachelten Fußboden, und der Seemann packte Buddwings Jackenärmel und flüsterte warnend: »Los, Mann, raus hier, bevor die Streife kommt.«
Er folgte dem Seemann die Treppe hinauf, versuchte, die Hand so unter seine blutende Nase zu halten, daß nichts auf die Stufen tropfte, suchte in der hinteren Hosentasche nach einem Taschentuch, fand keines und griff dann, als sie die Schließfächer passierten und in den Warteraum traten, dankbar nach dem Taschentuch des Seemanns. Sie gingen geradewegs auf die Straße; der Seemann gab den Schritt an, Buddwing folgte. Als sie die Sixth Avenue erreicht hatten, blieb der Seemann stehen, um Atem zu schöpfen.
»Was ist mit Ihrer Nase?« fragte er.
»Es geht«, sagte Buddwing und
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