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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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Münzen und fragte sich, ob der Mann von ihm einen Vierteldollar, fünf Cents oder überhaupt kein Trinkgeld erwartete. Er hätte ihm gern zehn Cents gegeben, aber die beiden Münzen schlossen diese Lösung aus. Es widerstrebte ihm, kleinlich zu wirken, indem er bei einer Zeche von siebzig Cents nur fünf Cents Trinkgeld gab – gab er überhaupt nichts, so hätte es noch kleinlicher gewirkt. Doch dies war die Summe, die ihn noch vom kompletten Bankrott trennte; verschwenderisch einen Vierteldollar zu geben, glaubte er sich nicht leisten zu können. Gerade wollte er den Mann bitten, ihm den Vierteldollar zu wechseln, als Jesse ihm einen Rippenstoß versetzte und sagte: »Sehen Sie sich das an!«
    Buddwing drehte sich um und folgte Jesses Blick. Was er sich ansehen sollte, war ein schwarzer Volkswagen, der es fertig gebracht hatte, mitten auf der Seitenstraße, die auf die Sixth Avenue führte, steckenzubleiben. So klein der Wagen auch war, blockierte er doch wirksam den Verkehr von beiden Seiten; bis zum Broadway hinauf ertönte das wütende Getöse zahlreicher Hupen. Ein Chinesenmädchen saß in unergründlicher Geduld am Steuer des Wagens und versuchte in gemessenen Abständen, während das Hupen hinter ihr bedrängend anschwoll, den Motor anzulassen, ohne damit die Situation auch nur um ein Jota zu ändern. Neben dem Mädchen am Steuer saß eine noch jüngere Chinesin, die sich von Zeit zu Zeit über die Schulter nach den hupenden Fahrzeugen umsah. Buddwing sah, daß die Jüngere den Hupenden die Zunge herausstreckte; dann wandte sie sich zu ihrer Gefährtin und sagte etwas, worüber sie lachen mußte, blickte dann auf, sah Buddwing, der sie vom Gehsteig aus beobachtete, und streckte impulsiv auch ihm die Zunge heraus. Buddwing lächelte.
    »Aufforderung zum Tanz«, sagte Jesse. »Wollen wir den armen Kindern helfen?«
    Er verließ den Würstchenstand, ging schnurstracks zur Fahrerseite des Wagens, stützte sich auf die Tür, beugte sich zu dem offenen Fenster und sagte: »Kann ich irgend etwas für Sie tun, Madam?«
    Die Chinesin, den Fuß auf der Kupplung und die Hand am Zündschlüssel, warf Jesse einen kurzen verachtungsvollen Blick zu und sagte dann: »Verschwinde, Seemann.«
    »Wahrscheinlich ist Ihnen der Motor abgesoffen«, sagte Jesse grinsend. Er drehte sich zu Buddwing um, der ihm vom Gehsteig zur Straßenmitte gefolgt war, und sagte: »Meinen Sie nicht auch, Sam, daß ihr die Maschine abgesoffen ist?«
    »Vermutlich«, sagte Buddwing und bückte sich, um einen Blick in den Wagen zu werfen; doch Jesse versperrte das Fenster – er konnte nur das Gesicht des jüngeren Mädchens sehen, ihre ernsten braunen Augen, die ihn musterten.
    »Ich bin Maschinenmaat«, log Jesse geläufig. »Wenn Sie wollen, bringe ich Ihnen das Ding wieder in Gang.«
    Die Fahrerin musterte ihn abermals nachdenklich und sagte dann: »Verschwinden Sie.«
    »Soll er es doch versuchen, Sally«, sagte die Jüngere und behielt Buddwing dabei im Auge; ihr Gesicht blieb ernst, die schrägen braunen Augen musterten ihn, während sie Sally die Worte hinwarf. Sally wandte sich zu ihr und sagte etwas in chinesischer Sprache; die jüngere antwortete auf die gleiche Art und wies mit einer flinken Bewegung ihrer schmalen Hand über die Schulter auf die Wagen und Lastzüge, die hinter ihnen eine Woge von Hupenlärm aufbranden ließen. Sally zuckte die Achseln und sagte: »Okay, okay«, wandte sich dann zu Jesse, lächelte und sagte: »Also gut, Seemann, versuchen Sie's.«
    Jesse öffnete grinsend die Wagentür, und Sally rutschte auf dem Sitz zu dem anderen Mädchen hinüber, um ihm Platz zu machen. Er winkte mit der Hand, Handfläche nach oben, den hinter dem Volkswagen aufgestauten Fahrzeugen zu, rief »Immer mit der Ruhe!« und ließ sich dann auf den Sitz gleiten. Buddwing stand am Randstein und beobachtete, wie sich die drei im schmalen Vordersitz des Wagens drängten. Jesse studierte das Armaturenbrett mit der Sorgfalt eines Arztes, der eine Jahresuntersuchung vornimmt; dann steckte er den Kopf unter das Steuerrad (Buddwing entdeckte plötzlich, daß Sally ein Kleid nach orientalischem Schnitt trug, an beiden Seiten sehr hoch geschlitzt) und studierte Bremspedal, Gaspedal, Kupplung, sogar den kleinen Hebel der Heizanlage; er ließ sich dabei mehr Zeit, als nötig war, den Kopf gebeugt, Sally neben sich, deren geschlitztes Kleid viel von ihrem Bein sehen ließ. Dann hob er den Kopf, sagte verheißungsvoll »Yep« und drehte den Anlasser.

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