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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Außerdem ist da ja noch die Anzeige, die Sie erstatten sollten. Machen Sie sich auf die Socken. Aber fahren Sie vorsichtig. Es ist verdammt glatt.«
    Schon summte die Stille im Hörer. Katinka verdrehte die Augen, als sie auflegte. Simultan schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Diese Besorgnis in Hardos Umgang mit ihr, gepaart mit seiner unnachahmlichen Ruppigkeit, machte sie manchmal wütend, manchmal rührte sie sie aber auch. So wie jetzt.
    »Wer war’n das?«, wollte Tom wissen. Er fegte nach Rasierwasser duftend in die Küche und schnappte sich die Kaffeekanne.
    »Hardo. Ich muss in die Polizeidirektion.«
    Tom musterte sie skeptisch. Katinka hätte gerne die Gelegenheit gehabt, ein wenig wacher zu werden, eine doppelte Dosis Koffein in ihr Hirn zu pumpen. Allerdings hatte es wenig Sinn, mit der Wahrheit weiterhin hinter dem Berg zu halten.
    »Meine Pistole ist gestohlen worden«, sagte sie.
    Tom kriegte den Mund nicht mehr zu.
    »Wie – das merkst du erst jetzt?«
    »Natürlich nicht.«
    »Die Informationspolitik der Frau Detektivin ist wie immer knapp, geradezu sowjetisch«, knurrte Tom.
    »Nur deshalb, weil du dich sonst immer gleich aufregst«, gab Katinka hitzig zurück. »Ich habe ja schon Schiss, überhaupt was zu sagen, was nichts mit Friede, Freude, Eierkuchen zu tun hat. Sonst tritt Tom Thiele, der Wächter der abendländischen Weiblichkeit, auf den Plan und doziert über Gefahren und Risiken und Abenteuer.«
    Tom stellte betont gelassen seine Kaffeetasse ab.
    »Komm schon, Katinka, diese Diskussionen haben wir zur Genüge geführt. Die Argumente sind ausgetauscht, oder?«
    »Ja. Sind sie«, gab Katinka zu.
    Sie berichtete von dem Filmriss, erzählte, wie sie auf der Schleusenmauer zu sich gekommen war und sich zu Hardo geschleppt hatte. Auch die Untersuchung bei der Ärztin ließ sie nicht weg.
    Tom sagte gar nichts. Er stierte in die braunen Kaffeereste. Als Katinka geendet hatte, schnitt er sich ein Stück Brot vom Laib, schmierte Butter und Marmelade drauf und sagte:
    »Ich lerne. Merkst du es? Ich kriege nicht gleich die Krise. Aber leicht ist das nicht für mich.«
    Katinka sah ihn erstaunt an. Tatsächlich neue Töne? Konnte Tom lernen, die Welt der Katinka Palfy mit anderen Augen zu sehen? Sie verstand durchaus, wie er fühlte. Er verabscheute seine Machtlosigkeit, wenn es um Katinkas Job ging, denn von einigen Ausnahmen abgesehen nahm sie ihn nicht mit zur Arbeit, und schon gar nicht, sobald es hart herging oder, gelinde ausgedrückt, komplex wurde. Während ihres letzten großen Falls im vergangenen Sommer war sie mit einem Messer erheblich verletzt worden, und sämtliche Männer in ihrem Umkreis, ihr Vater, der damals in den Fall verwickelt war, Kommissar Uttenreuther und Tom hatten der Reihe nach mächtig auf den Putz gehauen und die Beschützermuskeln spielen lassen.
    Sie ging um den Tisch herum, legte die Arme um Toms Schultern und schmiegte ihre Wange an sein stoppeliges blondes Haar.
    »Bin stolz auf dich«, sagte sie.
     
    Katinka ließ das Auto auf seinem sicheren Parkplatz und kämpfte sich mit dem Fahrrad zur Polizeidirektion in die Schildstraße. Schmieriger, brauner Schneematsch blockierte die Radwege, die winzige Fahrrinne in der Mitte war übersät mit Splitt. Fußgänger taumelten über die glatten Bürgersteige und wichen in unberechenbaren Schlenkern auf die Fahrradwege aus. Mehr als einmal stieg Katinka in die Bremsen und kam schlitternd zum Stehen. Die Pfisterbrücke schimmerte blank im diffusen Morgenlicht. Katinka ließ die Füße seitlich herabhängen, um die Balance zu halten, rollte im Schritttempo den Hang hinunter und um die Kurve zum Polizeigebäude.
    Am Eingang holte Polizeimeisterin Sabine Kerschensteiner sie ab. Sie umarmten einander kurz. Im vergangenen Sommer hatten sie beide im Fall um die erdolchten Cabrios mächtig für Aufregung, aber letztendlich für die Lösung des Rätsels gesorgt. Damals waren sie Freundinnen geworden.
    »Ich habe es schon gehört«, sagte Sabine jetzt und band ihren Pferdeschwanz fester. »Blöde Geschichte.«
    »Stehe ich denn unter Verdacht?«
    »Nein, sicher nicht«, beruhigte Sabine sie. »Die haben einen ziemlich genauen Todeszeitpunkt. Wenn du ein Alibi hast, dann wäre das natürlich das Gescheiteste.«
    Katinka klopfte an Hardos Tür und wurde mit einem unwirschen »ja« zum Eintreten aufgefordert.
    »Ach, Palfy!«, sagte er und stand mit einem Lächeln im Gesicht auf. Sein Blick fiel auf ihren nassen Mantel. »War es

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