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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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für das Landestheater? Sie?«
    »Ich glaube nicht. Da wird ein professioneller, erfahrenerer Mitarbeiter ranmüssen.« Thurid rieb mit den Händen über ihren Pullover, dass es knisterte.
    »Aber Sie sind doch schon fünf Jahre im Geschäft.«
    »Ich bin dafür nicht geeignet. Jetzt finden Sie sich zurecht? Schönen Tag noch.«
    Thurid Maas drehte sich um und lief davon, Taschentuchkrümel rieselten zu Boden.
    Meine Güte, ist die fertig, dachte Katinka. Und sie kannte meinen Namen. Wie Maria Mendel.
    Katinka wollte es eigentlich nicht, aber sie tat es dennoch. Sie drehte sich weg von der Empfangsdiele, wich Isolde Löbers’ Gesichtsfeld aus, lief leichtfüßig durch die Zimmer zurück, die sie gekommen war, das sanfte Knistern des Dielenbodens unter sich, und hielt erst dort an, wo Frank Mendel aus seinem Trauerfoto ruhig und abgeklärt in die Feneringsche Agenturwelt blickte.
    Es sollte nicht allzu schwer sein, sein Büro zu finden, dachte Katinka. Er hatte mit Hartmann zusammengearbeitet. Vermutlich lag sein Zimmer in der Nähe von Hartmanns. Sie betrachtete einige Augenblicke Mendels Gesichtszüge.
    Ein Geräusch ließ sie zusammenfahren. Sie sah sich im Raum um, niemand war zu sehen. In ihrem Nacken spürte sie Schweißtropfen. Ihr Blick fiel auf den Tisch in der Mitte. Thurids Notebook stand noch da. Der Lüfter war angesprungen. Katinka rieb sich den Schweiß weg.
    Himmelschimmel, dachte sie. Muss ja schon ein älteres Modell sein, es rauscht und knattert wie eine Tupolew.
    An der Seite steckte ein Speicherstick. Katinka klickte aus Jux drauf. Der einzige Ordner hieß Afghanistan . Eine Tür schlug. Knisterschritte kamen über den Gang.
    Katinka zog den Stick ab, der Laptop machte ein verhaltenes Plingling . Sie ließ den Stick in die Manteltasche gleiten und verließ das Zimmer durch einen der drei Ausgänge. Im Schatten der halbgeöffneten Tür wartete sie ab. Isolde Löbers kam herein, stellte einen Strauß Freesien vor Mendels Foto ab, arrangierte die Blumen, wischte Wassertropfen mit der Hand vom Tisch und ging wieder.
    Katinka zählte bis zwanzig, ehe sie den Gang hinunterlief. Doch dann endete der Korridor an einer Tür mit der Aufschrift Privat . Fluchend kehrte sie um. Sie querte das Zimmer, in dem immer noch Thurids Laptop stand. Der Freesienstrauß vor Mendels Foto sah wunderschön aus.
    Er ist mit meiner Waffe erschossen worden. Katin-ka schob den Gedanken weg und machte sich auf in Richtung Empfang. Der Speicherstift in ihrer Tasche fühlte sich an wie ein glühender Meteorit. In irgendeinem Durchgangszimmer wählte sie den falschen Weg und fand sich plötzlich neben einer halbgeöffneten Bürotür. Frank Mendel, Texter stand da. Reste von einem Polizeisiegel klebten am Rahmen. Katinka legte die Fingerspitzen auf die Tür, um sie sachte aufzudrücken.
    Sie hörte ein Schluchzen und zog ihre Hand zurück. Vorsichtig spähte sie in Mendels Büro. Zwei schwarze Stiefel, in bunte Ringelstrümpfe übergehend, ruhten auf der Tischplatte. Das Schluchzen wurde lauter und verzweifelter. Katinka widerstand dem Impuls, hineinzugehen und Thurid zu trösten.
    Sie muss wirklich völlig am Ende sein, dachte Ka-tinka mitleidig, als sie endlich den Weg zum Empfang gefunden hatte. Allerdings frage ich mich, wie Mendels Speicherstick in Thurids Laptop kommt, und warum die Polizei ihn nicht gefunden und sichergestellt hat.
    Der Korridor machte einen Knick. Eine andere Tür stand offen. Thurid Maas, Layout und Text , las Katinka. Sie ging hinein. Thurid würde so schnell nicht zurückkommen. Sie weinte, und wenn sie sich beruhigt hatte, musste sie ihr Gesicht waschen und die Schminke erneuern. Rasch ging Katinka den Schreibtisch durch. Alles war akribisch aufgeräumt, der Computer ausgeschaltet. In Augenhöhe hing ein Zeitungsausschnitt an der Wand: Thurid zwischen Mendel und Hartmann, einen Blumenstrauß in der Hand. Gelungene Werbekampagne der Agentur Fenering für das Coburger Hofbräuhaus , lautete die Bildunterschrift. Hofbräuhaus, dachte Ka-tinka. Ich wusste gar nicht, dass die hier auch sowas haben. Sie riss sich los und wandte sich dem Zeichenbrett zu. Nackt und bloß stand es neben dem Fenster. Es schneite wieder. Unförmige Flocken kamen dicht an dicht aus den grauen Wolken geschwebt. Es war kühl in Thurids Büro. Verwundert stellte Katinka fest, dass Thurid das Heizthermostat nur auf eins stehen hatte. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch, und wie im Reflex streckte sie die Hand nach dem Thermostat

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