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Schockstarre

Schockstarre

Titel: Schockstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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ich will arbeiten, aber ich kann nicht!«
    »Wo waren Sie in der Nacht, als Mendel ermordet wurde?«
    »Zu Hause. Wo auch sonst.«
     

11. Der Erpresser
     
    Dienstag, 11. 1. 2005, 17:56 Uhr
     
    »Du bist ja verrückt.«
    »Was ist daran verrückt?« Katinka telefonierte wie üblich ohne Freisprechanlage. Aufmerksam spähte sie nach Polizeiautos. Man könnte sich viel besser auf den Verkehr konzentrieren, wenn nicht dieses blöde Telefonierverbot wäre, dachte sie. »Der Fall verspricht, interessant zu werden.«
    »Aber es bezahlt dich keiner dafür. Du hast dich doch oft aufgeregt, wenn du völlig blank aus einem Auftrag rausgeschlittert bist.«
    »Ach, komm schon, Tom!« Katinka parkte das Auto gegenüber dem Kaufhof . »Ich bleibe maximal noch eine oder zwei Nächte. Ich löse den Fall ja nicht. Aber es gibt einige Dinge, die mich interessieren, und die werde ich herausfinden.«
    Tom lachte.
    »O.k. Tu, was du nicht lassen kannst. Ich jedenfalls hätte heute Abend glacierte Sparerips im Angebot.«
    Katinka lief das Wasser im Mund zusammen. Sie klemmte das Handy zwischen Kinn und Ohr und las die Außentemperatur auf dem Display neben dem Rückspiegel ab. Minus neun. Glacierte Sparerips.
    »Das ist Erpressung.«
    Tom lachte wieder.
    »Schon in Ordnung, Kat the Catey. Löse deinen Fall und dann komm nach Hause.«
    Als Katinka über die Straße zum Kaufhof rannte, kroch ein Gefühl des Erstaunens in ihr hoch. Tom gab sich ungewohnt entspannt, als wäre sie hier zum Shopping. Bin ich ja auch, dachte Katinka, als sie durch die gläsernen Eingangstüren schritt, die Augenbrauen zusammenziehend gegen den künstlichen, warmen Fönwind.
    Sie kaufte sich eine frische Garnitur Wäsche, Socken, Strumpfhosen und ein T-Shirt, außerdem einen dicken Rollkragenpullover, rechtfertigte sich damit, dass er unter dem Label After X-mas verscherbelt wurde, und ging dann zur Drogerieabteilung, um Kleinigkeiten wie Zahnbürste und Shampoo zu besorgen. An der Kasse warteten mindestens zehn Kunden. Katinka scherte aus der Schlange aus und probierte ein paar Lippenstifte. Das helle Rostbraun lachte sie an. Gibt selbst fröstelnder Haut einen warmen Ton, dachte sie. Wie von selbst suchten ihre Finger noch einen Mascara aus. Schwarzbraun. Ihre Farbe. Der ideale Kontrast zu ihren hellbraunen Augen, passend zum Haar.
    Mit zwei aufgeplusterten Tüten trat sie auf die Straße und tippte die Nummer des Festungshofes in ihr Handy. Während sie wartete, dass jemand abnahm, beobachtete sie die endlose Autoschlange, die an ihr vorbeikroch, und die müden Arbeitsheimkehrer, die letzten Besorgungen nachgingen. Endlich kam jemand an den Apparat. Katinka erkannte Mirko Büchners Stimme, buchte ein Zimmer für zwei weitere Nächte und drückte den Aus-Knopf.
    »’n Abend.«
    Katinkas Nackenhaare stellten sich auf. Mitten in dem Feierabendsgewühl spürte sie genau, dass sie angesprochen war und niemand anders. Udo Hartmanns rundes Gesicht tauchte vor ihr auf. Trotz der eisigen Temperaturen trug er keine Jacke, sondern steckte in einem ausgebeulten, fusseligen Wollpullover.
    »Guten Abend«, fing sich Katinka.
    »Sie sind durchtrieben«, begann Hartmann ohne ein weiteres Wort. »Fast so wie Mendel.«
    Katinka zog die Brauen hoch.
    »Verraten Sie mir auch die Pointe?«
    Hartmann lachte unfroh. In seinem finsteren Gesicht spiegelte sich Häme.
    »Sie meinen wohl, Sie kommen groß raus, was? Geben Sie doch zu, dass Sie von der Zeitung sind und nach dem großen Kick suchen.«
    »Die Hunderttausend-Euro-Frage haben Sie knapp verpasst.«
    Verwundert sah Katinka die buckeligen Schweißtropfen auf Hartmanns Stirn. Sein Fett isoliert perfekt, überlegte Katinka. Ich sollte auch ein paar Kilo zunehmen. Gleichzeitig dachte sie noch etwas. Etwas Bedrohliches, das ihr Herz kalt machte. Hartmann musste sie beobachtet haben, als sie den Stick von Thurids Laptop abzog, oder sogar, als sie in Thurids Büro stand und Mendels Handy klaute. Vielleicht hatte Thurid gar nicht ihr eigenes Notebook auf dem Tisch abgestellt, sondern Hartmanns. Deswegen war ihm aufgefallen, dass der Stick fehlte.
    »Ich melde Sie der Polizei. Dann können Sie einpacken. Egal, was Sie von Beruf sind, Frau Ballmann.«
    »Palfy«, berichtigte Katinka automatisch. Eine glühende Kugel schoss durch ihren Kopf. Ich Riesenross. Sie starrte auf die Menschentrauben an den Ampeln. Ungeduldig und frierend traten die Leute von einem Fuß auf den anderen. Hartmann grinste höhnisch.
    »Von wegen hunderttausend

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