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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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nicht kennzeichnen wollte. Sein Interesse war geweckt, und er starrte unverhohlen auf die Fenster mit den dicht zugezogenen Vorhängen. Das Deck wirkte leer und verlassen. Zu dieser frühen Morgenstunde waren weder die Besatzung noch die Passagiere auf den Beinen. Er wollte gerade den Blick von der Jacht wenden und sich auf die Handvoll uniformierter Wachposten konzentrieren, die am Kai standen, als eine Tür aufging und eine Frau an Deck trat.
    Sie war atemberaubend – groß, amazonenhaft und hinreißend schön. Mit einer jähen Kopfbewegung warf sie die langen, ungekämmten rotblonden Haare aus dem Gesicht. Sie trug einen kurzen Überwurf und sah aus, als wäre sie gerade aufgestanden.
    Die vollen Brüste wirkten seltsam unproportioniert und waren vollständig von dem Umhang bedeckt, so daß man nicht einmal den Ansatz eines Dekolletes sah. Sie strahlte eine unbändige Wildheit aus, eine Unerschrockenheit, die Pitt an eine Tigerin erinnerte, die ihr Revier erkundet. Ihr Blick schweifte über die kleine Fischfangflotte hinweg und fiel dann auf Pitt, der sie unverhohlen anstarrte.
    Normalerweise hätte Pitt sich einen Teufel darum geschert, wäre aufgestanden, hätte die Mütze heruntergerissen und sich verbeugt.
    Aber da er sich als Indianer ausgeben mußte, schaute er sie lediglich mit ausdrucksloser Miene an und grüßte sie mit einem knappen, respektvollen Kopfnicken. Sie wandte sich ab, als wäre er nichts als ein totes Stück Holz, worauf ein uniformierter Steward nahte und ihr auf einem Silbertablett eine Tasse Kaffee anbot. Dann erschauderte sie kurz in der kühlen Morgenluft und zog sich in den Salon zurück.
    »Ganz schön beeindruckend, was?« sagte Broadmoor lächelnd, als er Pitts ehrfürchtige Miene sah.
    »Ich muß zugeben, daß ich noch nie so eine Frau gesehen habe.«
    »Boudicca Dorsett, eine der drei Töchter von Arthur. Ein paarmal im Jahr kreuzt sie unverhofft mit ihrer schicken Jacht hier auf.«
    Das ist also die dritte Schwester, dachte Pitt. Perlmutters Worten zufolge war sie ziemlich rücksichtslos, dazu hart und kalt wie Gletschereis. Nachdem er Dorsetts dritte Tochter zu Gesicht bekommen hatte, konnte Pitt kaum glauben, daß Maeve demselben Schoß entstammte wie Deirdre und Boudicca.
    »Zweifellos, um die Sklavenarbeiter zu höherer Leistung anzutreiben und die Ausbeute zu zählen.«
    »Weder noch«, erwiderte Broadmoor. »Boudicca leitet den Sicherheitsdienst des Unternehmens. Ich habe gehört, daß sie eine Mine nach der anderen besucht und auf personelle und organisatorische Schwächen überprüft.«
    »Dann dürfte der schmucke John Merchant vermutlich besonders wachsam sein, wenn sie da ist und seine Sicherheitsvorkehrungen unter die Lupe nimmt«, sagte Pitt. »Er wird sich alle Mühe geben, seine Chefin zu beeindrucken, und noch mehr darauf achten, daß die Wachen auf Zack sind.«
    »Um so vorsichtiger müssen wir sein«, pflichtete Broadmoor ihm bei. Er deutete mit dem Kopf zu den Wachmännern, die am Kai warteten, um die Fischerboote zu untersuchen. »Sehen Sie sich das an. Sechs Mann. Normalerweise sind es nie mehr als zwei. Der mit dem Medaillon um den Hals ist für den Kai zuständig. Crutcher heißt er. Ein mieser Kerl.«
    Pitt warf einen prüfenden Blick auf die Wachen, um festzustellen, ob einer der Männer darunter war, die Stokes’ Wasserflugzeug umstellt hatten. Inzwische n war Ebbe, so daß er zum Kai aufblicken mußte. Am meisten beunruhigte ihn der Gedanke, daß ihn der Posten wiedererkennen könnte, den er in John Merchants Büro niedergestreckt hatte. Glücklicherweise sah er kein vertrautes Gesicht.
    Die Wachmänner hatten die Waffen über die Schulter gehängt, so daß die Mündungen nach vorn, auf die Fischer, gerichtet waren.
    Alles nur Schau und Einschüchterungsmanöver, wie Pitt rasch feststellte. Vor den Augen der Seeleute auf einem in der Nähe ankernden Frachter würden sie niemanden erschießen. Als Broadmoors Rudergänger das Fischerboot vorsichtig an die Dalben steuerte, trat Crutcher, ein arrogant und abgebrüht wirkender junger Mann, der nicht älter als sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig Jahre sein konnte, an den Rand des Kais. Broadmoor warf eine Leine aus, die auf den Kampfstiefeln des Wachmanns landete.
    »Hallo, da oben. Wie wär’s, wenn Sie uns vertäuen?«
    Der arrogante junge Mann trat die Leine beiseite, so daß sie wieder ins Boot fiel. »Vertäut euch doch selber«, versetzte er.
    Ein verkrachter Special-Forces-Mann, dachte Pitt, als er

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