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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Tischtuch und riß es mit einem gewaltigen Ruck hoch. Gläser, Messer, Gabeln, Löffel, Servierschalen und Teller voll erlesener Speisen flogen unter lauten Scheppern quer übers Deck. Dann hechtete Pitt über den Tisch auf Dorsett zu. Er hatte nicht vor, ihn totzuschlagen oder zu erwürgen. Er wußte, daß er nur eine einzige Chance hatte, den Mann schwer zu verletzen. Er streckte die Zeigefinger aus und stieß mit beiden Händen zu, ehe ihn die Wachmänner unter sich begruben. Boudicca, außer sich vor Zorn, holte zu einem heftigen Handkantenhieb auf Pitts Hals aus, erwischte ihn aber nur an der Schulter. Einer von Pitts Fingern verfehlte das Ziel und schrammte über Dorsetts Stirn. Der andere aber traf ins Schwarze, und er hörte einen gellenden Schmerzensschrei.
    Dann prasselten von allen Seiten Schläge auf ihn ein, bis er nichts mehr spürte und in ein tiefes, schwarzes Loch fiel.
    Als Pitt erwachte, dachte er, er sei in einem finsteren Höllenschlund oder in einer Höhle tief unter der Erde.
    Zumindest aber auf dem Grund einer Felsengrotte, in der ewige Dunkelheit herrschte. Verzweifelt versuchte er sich herauszutasten, aber es war, als torkelte er durch ein Labyrinth.
    Gefangen in einem Alptraum, dachte er benommen, dazu verdammt, für immer durch schwarze Irrgänge zu streifen.
    Dann, einen Moment lang nur, erblickte er plötzlich in weiter Ferne schummriges Licht. Er streckte den Arm aus und sah, wie es größer wurde, Konturen annahm. Es waren dunkle Wolken, die über den Himmel jagten.
    »Gelobt sei der Herr, Lazarus ist von den Toten auferstanden.« Giordinos Stimme war weit weg, als stünde er auf der anderen Seite einer Großstadtstraße und riefe ihm mitten im Verkehrslärm etwas zu. »Und grade rechtzeitig zur Rückkehr ins Reich der Toten, wenn mein Blick auf das Wetter nicht trügt.«
    Sobald er bei vollem Bewußtsein war, wünschte sich Pitt wieder in das grausige Labyrinth zurück. Jeder Quadratzentimeter seines Körpers tat ihm weh. Er hatte das Gefühl, als habe man ihm von den Knien aufwärts sämtliche Knochen gebrochen. Er versuchte, sich aufzusetzen, hielt aber auf halber Höhe inne und stöhnte vor Schmerz. Maeve strich ihm über die Wange und legte ihm den Arm um die Schultern.
    »Wenn du dich nicht bewegst, tut’s nicht so weh.«
    Er blickte zu ihr auf. Mitfühlend und liebevoll schaute sie ihn mit ihren großen, tiefblauen Augen an. Er konnte ihre Zuneigung förmlich spüren – ein feines Gespinst, wie von Zauberhand gefertigt, das sich auf ihn legte und seine Schmerzen linderte.
    »Tja, ich hab’ die ganze Sache gewaltig vermasselt, was?«
    murmelte er.
    Langsam schüttelte sie den Kopf und ließ die langen blonden Haare über sein Gesicht streichen. »Nein, nein, das stimmt nicht.
    Ihr beide seid nur wegen mir hier.«
    »Merchants Jungs haben dich mächtig in die Mangel genommen, bevor sie dich von der Jacht geworfen haben. Du siehst aus, als hätten die Los Angeles Dodgers mit dir Aufschläge geübt.«
    Pitt richtete sich mühsam auf. »Was ist mit Dorsett?«
    »Ich glaube, du hast ihm ein Auge kaputtgemacht. Wenn er ‘ne Klappe überzieht, sieht er aus wie ein echter Pirat. Fehlen bloß noch der Säbelschmiß und der Haken.«
    »Boudicca und Deirdre haben ihn im Verlauf des Handgemenges in den Salon getragen«, sagte Maeve. »Ich weiß nicht, was Merchant mit dir angestellt hätte, wenn ihm klargeworden wäre, wie schwer Vater verletzt ist.«
    Pitt sah sich mit zugeschwollenen Augen um und ließ den Blick über die weite, unruhige See schweifen. »Sind sie weg?«
    »Wollten uns noch über den Haufen fahren, bevor sie vor dem Sturm das Weite gesucht haben«, sagte Giordino.
    »Glücklicherweise haben die Neopren-Schwimmkörper unseres Floßes – und ohne Motor kann man es kaum anders bezeichnen – den Bug der Jacht abgefedert. Aber wir wären um ein Haar gekentert.«
    Pitt richtete den Blick wieder auf Maeve. »Dann treiben wir also im Meer. Genau wie deine Urururgroßmutter. Betsy Fletcher.«
    Sie warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Woher weißt du das? Ich hab’s dir jedenfalls nicht erzählt.«
    »Ich mach’ mich immer schlau über die Frauen, mit denen ich bis an mein Lebensende zusammenbleiben möchte.«
    »Wird ein ziemlich kurzes Vergnügen«, sagte Giordino und deutete mit grimmiger Miene nach Nordwesten. »Wenn man mir im Meteorologenkurs auf der Abendschule nichts Falsches beigebracht hat, nennt man das, was da vor uns aufzieht, einen Taifun. Jedenfalls in diesen

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