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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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konnte.
    Sie verloren jedes Zeitgefühl, obwohl Pitts alte Doxa und Giordinos Aqualand, die bis zu einer Tiefe von zweihundert Metern wasserdicht waren, noch liefen. In Maeves kleine Digitaluhr hingegen war Feuchtigkeit eingedrungen, und bald darauf war sie stehengeblieben.
    Als der Sturm mit aller Kraft über sie herfiel, hatte Maeve den Kopf am Boden der Schwimmkörper vergraben und gebetet. Sie hatte darum gebetet, ihre Jungs wiedersehen zu dürfen, mit ihnen noch schöne Stunden verleben zu dürfen, damit sie sie nach ihrem Tod in liebevollem Andenken behielten und sich nicht nur noch vage daran erinnerten, daß sie auf hoher See verschollen war. Daß ihr Schicksal in den Händen ihres Vaters lag, quälte sie. Zuerst hatte sie sich gefürchtet wie in ihrem ganzen Leben noch nicht. Sie hatte das Gefühl gehabt, vor Angst schier ersticken zu müssen. Doch dieses Gefühl legte sich allmählich, als sie merkte, daß die beiden Männerarme, die sie an Rücken und Schulter umfaßten, keinen Moment lang schwach wurden. Es war, als übertrüge sich ihre ganze Kraft und Selbstbeherrschung auf sie. Sie faßte neuen Mut, schöpfte wieder Hoffnung und glaubte allmählich, daß sie vielleicht doch noch die nächste Morgendämmerung erleben würde.
    Pitt war bei weitem nicht so zuversichtlich. Er war sich wohl bewußt, daß seine und Giordinos Kräfte schwanden. Und daß Erschöpfung und Unterkühlung ihre schlimmsten Feinde waren.
    Einer mußte nachlassen, entweder der Sturm oder sie. Der ständige Kampf gegen die Fluten, die sie zu ertränken drohten, hatten ihnen das Letzte abverlangt. Sie hatten von vornherein so gut wie keine Chance gehabt, und jetzt konnten sie jeden Moment zusammenbrechen. Und dennoch wollte er nicht einsehen, daß alles vergebens gewesen sein sollte. Er klammerte sich ans Leben, bot seine letzten Kraftreserven auf und hielt sich fest, als die nächste Woge über ihm zusammenschlug. Doch er wußte, daß der Tod immer näher rückte.
32
    Doch Pitt, Maeve und Giordino starben nicht.
    Am frühen Abend ließ der Wind nach, und kurz darauf wurde auch die aufgewühlte See ruhiger. Der Taifun hatte unverhofft seinen Kurs geändert und raste jetzt in Richtung Südosten, auf die Antarktis zu. Die Windgeschwindigkeit hatte merklich nachgelassen, von rund hundertfünfzig auf knapp unter sechzig Kilometer pro Stunde, und die Wellen gingen nur noch drei Meter hoch. Es nieselte nur noch leicht, und dann hing lediglich noch ein Dunstschleier über der wogenden Dünung. Kurz bevor sich die Dunkelheit auf die See senkte, tauchte plötzlich eine Möwe auf, kreiste über dem kleinen Boot und stieß einen schrillen Schrei aus, so als wundere sie sich, daß es sich noch immer über Wasser hielt.
    Eine Stunde später war der Himmel klar und wolkenlos, und der Wind blies so schwach, daß man gerade noch eine Jolle hätte segeln können. Es kam ihnen vor, als wäre der Sturm nur ein böser Traum gewesen, aus dem sie beim ersten Tageslicht erwacht waren. Und dennoch hatten sie im Krieg mit den Elementen erst eine Schlacht gewonnen. Die tobende See und der fauchende Wind hatten sie nicht in die Tiefe reißen können.
    Was der gewaltige Wirbelsturm mit seiner mörderischen Wut nicht zerstören konnte, das belohnte er mit Milde.
    Es schien geradezu übernatürlich, dachte Maeve. Wenn ihnen der Tod vorherbestimmt gewesen wäre, hätten sie den Sturm nicht überstanden. Aber sie hatten überlebt, und dafür mußte es einen Grund geben, sagte sie sich.
    Die drei erschöpften und zerschlagenen Insassen des kleinen Bootes wechselten kein Wort. Sie genossen die Ruhe nach dem Sturm, waren müde bis auf die Knochen und so kaputt, daß ihnen alles gleichgültig war. Schließlich schliefen sie einfach ein.
    Dann wurde die See unter den letzten Nachwirkungen des Sturms wieder etwas kabbelig, doch am nächsten Morgen lag sie so glatt und ruhig da wie ein Mühlenteich. Der Dunst hatte sich längst verzogen, so daß man freie Sicht bis zum Horizont hatte.
    Nun, da sie mit schierer Kraft nichts hatte bewirken können, setzte die See ihnen mit anderen Mitteln zu. Beim Aufwachen hatten sie die Sonnenstrahlen noch genossen, die sie achtundvierzig Stunden lang schmerzlich vermißt hatten, doch jetzt brannten sie unerbittlich auf sie herab.
    Pitt versuchte sich aufzusetzen, zuckte aber sofort vor Schmerzen zusammen. Die Verletzungen, die John Merchants Männer ihm zugefügt hatten, waren unter dem Ansturm der Wellen nicht gerade besser geworden. Er

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