Schockwelle
erwiderte Sandecker ruhig. »Es sei denn, du gibst mir die
Roosevelt
.«
Overmeyer schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Jim. Mir sind die Hände gebunden. Unabhängig davon, ob ich deinen Weltuntergangsprophezeiungen glaube oder nicht, ich kann keine Befehle mißachten, die mir das Oberkommando erteilt hat.«
»Wenn ich dich nicht überzeugen kann, sollte ich mich besser auf den Weg machen.« Sandecker stand auf, ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Ist deine Familie hier in Pearl Harbor?«
»Meine Frau. Und zwei Enkelinnen, die derzeit auf Besuch sind.«
»Ich hoffe bei Gott, daß ich mich irre. Aber an deiner Stelle, mein Freund, würde ich sie fortschicken, solange es noch möglich ist.«
Um Mitternacht war die riesige Satellitenschüssel zur Hälfte abgebaut. Der Lärm der Generatoren, das Scheppern der Werkzeuge und die Flüche der mit dem Abbau betrauten Montagetrupps hallten durch den gleißend hell ausgeleuchteten Vulkankrater. Alle Beteiligten arbeiteten noch genauso fieberhaft wie zu Beginn. Unentwegt schufteten die Männer und Frauen der NUMA weiter, kämpften schwitzend mit den mangels Wartung und Reparatur festgerosteten Schrauben.
Keiner dachte an Schlaf oder an eine warme Mahlzeit. Es gab lediglich Kaffee, der so schwarz war wie das umliegende Meer.
Sobald ein Stück der mit Stahl verstärkten Fiberglasschüssel abmontiert war, wurde es per Kran auf einen der bereitstehenden Tieflader befördert. Nachdem fünf Teile übereinandergestapelt und festgezurrt waren, verließ der Lastwagen den Vulkankrater und fuhr nach Kaumalapau, einem Hafen an der Westküste, wo die Antennenteile auf ein kleines Schiff verladen wurden, das sie nach Pearl Harbor transportieren sollte.
Rudi Gunn, der sein Hemd ausgezogen hatte, stand schwitzend in der schwülen Nachtluft und leitete einen Arbeitstrupp, der sich mit dem Abbau des Mittelteils der Antenne abmühte. Immer wieder zog er die Planzeichnungen anderer Satellitenstationen zu Rate, in denen der gleiche Antennentyp verwendet wurde. Die Pläne stammten von Hiram Yeager, der in die Computeranlage der Firma eingedrungen war, die die riesigen Schüsseln konstruiert hatte.
Molly, die sich mittlerweile umgezogen hatte und eine bequeme Khakibluse und Shorts trug, saß in einem kleinen Zelt in unmittelbarer Nähe, wo sie sich um die Nachrichtenverbindung kümmerte und sich sämtlicher Schwierigkeiten annahm, die beim Abbau und dem Transport der Teile zum Verladehafen auftauchten. Sie trat aus dem Zelt und reichte Gunn eine kalte Flasche Bier.
»Du siehst aus, als könntest du eine Erfrischung gebrauchen«, sagte sie.
Gunn nickte dankbar und kühlte sich mit der Flasche die Stirn. »Mein Körper hat seit unserer Ankunft mindestens zwanzig Liter Flüssigkeit verloren.«
»Ich wünschte, Pitt und Giordino wären hier«, sagte sie bekümmert. »Sie fehlen mir.«
Gunn blickte geistesabwesend zu Boden. »Sie fehlen uns allen. Ich weiß, daß es dem Admiral schier das Herz zerreißt.«
Molly wechselte das Thema. »Wie sieht’s aus?«
Er deutete mit dem Kopf auf die halb abmontierte Antenne.
»Am Anfang lief’s zäh. Aber seit wir wissen, wie wir’s anpacken müssen, kommen wir schneller voran.«
»Ein Jammer«, stellte sie fest, nachdem sie einen Moment lang nachdenklich die dreißig Männer und vier Frauen gemustert hatte, die stundenlange Schwerstarbeit geleistet hatten, um die Antenne abzubauen. Doch jetzt sah es so aus, als wären all die Mühe und der Einsatz, mit denen sie vielen Menschen das Leben hatten retten wollen, vergebens gewesen.
»Möglicherweise war alles umsonst.«
»Sandecker gibt sich mit Sicherheit nicht geschlagen«, sagte Gunn. »Selbst wenn ihm das Weiße Haus den Zugriff auf die
Roosevelt
verweigert, wette ich ein Abendessen bei Kerzenlicht und leiser Musik, daß er eine Ersatzlösung findet.«
»Einverstanden«, sagte sie mit einem schmalen Lächeln.
»Dafür gebe ich mich gern hin.«
Verwundert blickte er auf. »Wie bitte?«
»Eine Freudsche Fehlleistung.« Müde lachte sie auf. »Ich meinte ›her‹.«
Um vier Uhr morgens erhielt Molly einen Anruf von Sandecker.
Sie ließ sich keinerlei Müdigkeit anmerken.
»Wann sind sie voraussichtlich fertig?«
»Rudi meint, daß die
Lanakai
die letzten Stücke…«
»Die was?« fiel ihr Sandecker ins Wort.
»Die
Lanakai
. Ein zwischen den Inseln verkehrender kleiner Frachter, den ich für die Überführung der Antenne nach Pearl Harbor gechartert habe.«
»Pearl Harbor
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