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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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erzählen, über die Klippen zum Beispiel, die die Insel umgeben.«
    Sie schaute ihn einen Moment lang zweifelnd an, dann zuckte sie die Achseln. »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Von der Lagune abgesehen, ist die ganze Insel von Klippen gesäumt. An der Westküste branden hohe Wellen an. Die Ostküste ist ruhiger, aber immer noch gefährlich.«
    »Gibt es an der Ostküste irgendwelche kleinen Buchten mit Sandstrand und schmalen Felseinschnitten, eine Art natürliche Kamine, die durch die Erosion entstanden sind?«
    »Soweit ich weiß, gibt es zwei. Die eine ist gut zugänglich, aber der Strand ist winzig. Bei der anderen ist die Zufahrt schmäler, aber dafür ist der Strand breiter. Aber du brauchst gar nicht dran zu denken, daß du von einer der beiden Buchten aus an Land kommst. Die Felsen ragen rund hundert Meter steil auf.
    Nicht mal ein erstklassiger Bergsteiger, der die modernste Ausrüstung besitzt, käme auf die Idee, dort mitten in der Nacht hochzuklettern.«
    »Kannst du uns in die schmale Einfahrt mit dem breiten Strand lotsen?« fragte Pitt.
    »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?« versetzte Maeve. »Das ist genauso, als ob du versuchen würdest, mit einem Eispickel auf den Mount Everest zu steigen. Außerdem sind da noch die Wachposten. Die kontrollieren stündlich die Klippen.«
    »Auch bei Nacht?«
    »Papa läßt kein Schlupfloch für Diamantenschmuggler offen«, sagte sie in schulmeisterlichem Ton.
    »Wie stark sind die Patrouillen?«
    »Zwei Mann, die auf ihrer Streife einmal rund um die Insel gehen. Genau eine Stunde später kommt die nächste Patrouille.«
    »Können sie vom Klippenrand aus den Strand sehen?« hakte Pitt nach.
    »Nein. Der Fels ist zu steil, als daß man nach unten schauen könnte.« Fragend und mit großen Augen blickte sie Pitt an.
    »Was soll eigentlich die ganze Fragerei über die Ostküste der Insel? Der einzige Weg an Land führt durch die Lagune.«
    Pitt warf Giordino einen verschwörerischen Blick zu. »Dieses Weib hat einen köstlichen Leib, doch in ihm wohnt ein skeptischer Geist.«
    »Mach dir nichts draus«, sagte Giordino gähnend. »Mir glauben die Frauen auch nie.«
    Pitt blickte auf die Felsen, die schon so viele Menschenleben gefordert hatten, und er mußte an die Schiffbrüchigen denken, die als Arbeitssklaven in den Dorsettschen Minen so unsägliches Leid erdulden mußten, daß sie wünschten, sie wären an dieser Küste ertrunken. Eine ganze Weile herrschte Schweigen, und niemand an Bord der
Marvelous Maeve
rührte sich, als die Klippen von Gladiator Island in der Dunkelheit immer höher aufragten. Pitt blickte auf Maeves Rücken, die am Bug lag und Ausschau nach Felsenriffen vor der Küste hielt. Er drehte sich zu Giordino um und sah das weißlich schimmernde Gesicht seines Freundes, der langsam nickte, während er am Außenbordmotor stand und sich bereit hielt, ihn auf Pitts Zeichen hin anzuwerfen.
    Das Licht war günstiger, als Pitt zu hoffen gewagt hätte. Der Halbmond war gerade hell genug, damit man die steil aufragenden Felswände erkennen konnte, andererseits aber so schwach, daß kein Beobachter oben auf den Klippen die
Marvelous Maeve
bemerken würde. Auch mit der See und dem Wetter hatten sie Glück.
    Keine hohen Wogen, nur eine leichte Dünung, dazu eine achterliche Brise. Ohne leichten Ostwind hätte Pitt seinen Schlachtplan zur Invasion der Insel abschreiben können. Er brachte den Trimaran auf Parallelkurs zur Küste. Etwa siebzig Meter entfernt schimmerte ein weißer, hie und da hell aufleuchtender Streifen in der Dunkelheit, dazu hörte man den steten Schlag der an die Klippen brandenden See.
    Als sie die Südspitze der Insel umsegelten, kam Pitt sich vor wie ein Sträfling in einem alten Knastfilm, der im zuckenden Licht der Suchscheinwerfer über die Mauer flüchten will – bis sie endlich den Vulkan hinter sich hatten, dessen Rücken das kreisende Leuchtfeuer von Gladiator abschirmte.
    Seltsamerweise sprachen alle nur noch im Flüsterton, so als könnte man sie im Rauschen der Brandung hören.
    »Wie weit ist es noch bis zur Bucht?« rief er Maeve leise zu.
    »Ich glaube, vom Leuchtturm aus etwa einen Kilometer küstenaufwärts«, antwortete sie, ohne sich umzudrehen.
    Das Boot machte erheblich weniger Fahrt, seit sie nicht mehr gen Osten segelten, sondern an der Küste entlang nach Norden, und Pitt stellte fest, daß er es kaum mehr auf Kurs halten konnte.
    Er hob die Hand – das Zeichen für Giordino, daß er den

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