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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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wurden. Er biß die Zähne zusammen und hielt durch, während er unentwegt darüber nachdachte, was alles schiefgehen konnte.
    Möglicherweise drehte der Wind, so daß der Drachen an die Felsen geschleudert werden würde. Oder Giordino verlor in der Brandung die Herrschaft über das Boot. Der Wurfhaken könnte nicht greifen. Oder aber eine Patrouille tauchte zum falschen Zeitpunkt auf und entdeckte sie.
    Er schüttelte alle Ängste und Zweifel ab und konzentrierte sich statt dessen auf sein Fingerspitzengefühl. Trotz des Mondlichts war es so dunkel, daß er nicht genau einschätzen konnte, wann sich der Wurfhaken über den Klippen befand. Er spürte durch die Lederjacke, wie der Knoten, den er als Hundertmetermarke geknüpft hatte, unter seinen Händen durchlief. Er gab noch rund zwanzig Meter hinzu und ließ die Leine dann los. Als der Drachen nicht mehr stramm im Wind gehalten wurde, geriet er ins Trudeln und sackte durch.
    Pitt riß mehrere Male an der Leine und spürte dann, wie sie sich straffte. Es war, als würde eine schwere Last von ihm genommen.
    Der Wurfhaken hatte sich beim ersten Versuch im Felsen verfangen, und er hielt. »Bring sie rein, Al. Wir haben jetzt einen Weg nach oben.«
    Giordino ließ sich das nicht zweimal sagen. Mit Mühe und Not und nur unter Aufbietung all seiner Geschicklichkeit und seines Könnens hatte er den Trimaran in den anbrandenden Wellen an Ort und Stelle halten können. Erleichtert legte er den Vorwärtsgang ein, gab Gas und bugsierte die
Marvelous Maeve
zwischen den Felsen hindurch in die Bucht im Schutze der Klippen.
    Maeve begab sich wieder an den Bug, hielt Ausschau und lotste Giordino durch das schwarze Wasser, das immer ruhiger zu werden schien, je tiefer sie in die Bucht vordrangen. »Ich sehe den Strand!« rief sie ihnen zu. »Knapp fünfzehn Meter Steuerbord voraus kann man einen hellen Streifen erkennen. Das ist der Sand.«
    Eine Minute später stießen der Bug und die Ausleger auf den weichen Sand. Pitt schaute Maeve an. Die Klippen verdeckten den Mond, so daß er ihr Gesicht nur undeutlich erkennen konnte. »Du bist daheim«, sagte er.
    Sie legte den Kopf zurück und blickte durch den schmalen Felsspalt zum Sternenhimmel auf, der Lichtjahre weit entfernt zu sein schien. »Noch nicht ganz.«
    Pitt hatte das am Wurfhaken befestigte Tau keinen Moment aus der Hand gelassen. Jetzt hängte er Maeve die Lederjacke über die Schulter und zog einmal kräftig an der Leine. »Wir sollten uns lieber ranhalten, bevor eine Patrouille vorbeikommt.«
    »Ich mach den Anfang«, sagte Giordino. »Ich bin der Stärkste.«
    »Das versteht sich von selbst«, sagte Pitt lächelnd.
    »Außerdem bist du meines Wissens sowieso dran.«
    »Ach ja«, sagte Giordino nach kurzem Nachdenken. »Weil ich dagehockt habe und hilflos zuschauen mußte, wie der Terrorist deine Sicherungsleine gekappt hat, als du in dem Opferbrunnen in den Anden rumgepaddelt bist.«
    »Ich mußte mühsam mit zwei Schraubenziehern nach oben klettern.«
    »Erzähl mir die Geschichte noch mal«, sagte Giordino spöttisch. »An der kann ich mich einfach nicht satt hören.«
    »Mach dich auf die Socken, du Krittler, und sieh zu, daß du auf die Patrouillen achtest.«
    Giordino nickte einmal, ergriff das Tau und riß kurz und heftig daran, um festzustellen, ob es hielt. »Ist das stark genug für mich?«
    Pitt zuckte die Achseln. »Das wollen wir doch hoffen, oder?«
    Giordino warf ihm einen säuerlichen Blick zu, kletterte am Fels empor und verschwand kurz darauf in der Dunkelheit. Pitt hatte unterdessen das untere Ende des Seils ergriffen und hielt es straff. »Such zwei Felsen, an denen, du das Boot längsseits vertäuen kannst«, trug er Maeve auf. »Schlimmstenfalls sind wir darauf angewiesen, daß wir mit der
Marvelous Maeve
wieder von hier wegkommen.«
    Maeve warf ihm einen verwunderten Blick zu. »Wie willst du denn sonst wieder wegkommen.?«
    »Ich bin ein fauler Mensch. Ich dachte irgendwie daran, eine der Jachten deines Vaters zu klauen. Vielleicht auch ein Flugzeug.«
    »Hast du eine Armee dabei, von der ich nichts weiß?«
    »Die eine Hälfte steht vor dir.«
    Daraufhin schwiegen sie beide, starrten hinauf in die Dunkelheit und schätzten, wie weit Giordino mittlerweile gekommen sein mochte. Pitt konnte seinen Freund nicht sehen, aber er spürte jede seiner Bewegungen an der Leine.
    Nach dreißig Minuten pausierte Giordino und sammelte neue Kraft. Seine Arme schmerzten, als würden sie von tausend Teufeln

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