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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Sie, Kapitän«, erwiderte sie und drückte ihm die Hand.
    Sobald man die Passagiere von der Hubschrauberplattform weggebracht hatte, winkte Dempsey Giordino zu, worauf dieser unverzüglich startete. Dempsey sah der Maschine hinterher, bis sie im dichten Schneeregen verschwunden war.
    Er zündete die stets präsente Pfeife wieder an und blieb allein auf der Hubschrauberplattform zurück, nachdem die anderen vor der Kälte ins Innere des Schiffes geflüchtet waren. Er war nicht auf Samariterdienste vorbereitet, vor allem nicht unter diesen Umständen. Schiffe, die in gefährlichen Gewässern in Seenot gerieten – das konnte er begreifen. Aber ein Kapitän, der seine Passagiere auf einer einsamen, unwirtlichen Insel im Stich ließ – so etwas war für ihn unfaßbar.
    Die
Polar Queen
hatte sich weit mehr als fünfundzwanzig Kilometer von der alten Walfangstation entfernt. Das wußte er ganz genau. Das Radar auf der Brücke der
Ice Hunter
hatte eine Reichweite von über hundertzwanzig Kilometern, und es hatte nichts erfaßt, was auch nur entfernt einem Kreuzfahrtschiff ähnelte.
    Der Sturm hatte deutlich nachgelassen, als Pitt, Maeve Fletcher und Van Fleet die Pinguinkolonie erreichten. Die australische Zoologin und der amerikanische Biologe hatten sich fast auf Anhieb angefreundet. Pitt ging schweigend hinter ihnen her, während sie die einschlägigen Universitäten miteinander verglichen und über Kollegen fachsimpelten. Maeve traktierte Van Fleet mit Fragen zu ihrer Doktorarbeit, während er sich genauestens nach ihren Eindrücken vom Massensterben der possierlichen Vögel erkundigte.
    Der Sturm hatte die in Strandnähe gelegenen Kadaver aufs Meer hinausgetragen. Doch Pitt schätzte, daß immer noch rund vierzigtausend tote Vögel zwischen Felsen und Geröll herumlagen. Sie sahen aus wie schwarzweiße Futtersäcke. Jetzt, da der Wind und der Schneeregen nachließen, betrug die Sicht fast einen Kilometer.
    Riesensturmvögel, die Geier der Meere, fanden sich zum Festmahl ein. Die majestätischen Vögel, die anmutig durch die Lüfte segelten, waren Aasfresser, die keinerlei Fleisch verschmähten. Angewidert sahen Pitt und die anderen zu, wie die großen Vögel binnen kürzester Zeit die Bauchdecke der toten Pinguine aufbrachen und mit den Schnäbeln in den Kadavern herumwühlten, bis Hälse und Köpfe rot von Blut und Eingeweiden waren.
    »Nicht gerade ein Anblick, an den man sich erinnern möchte«, sagte Pitt.
    Van Fleet war wie vom Donner gerührt. Mit ungläubigem Blick wandte er sich an Maeve. »Jetzt, wo ich’s mit eigenen Augen sehe, kommt es mir noch unwahrscheinlicher vor, daß so viele dieser armen Kerle gleichzeitig und auf so engem Raum gestorben sein sollen.«
    »Was immer es auch gewesen sein mag«, sagte Maeve, »ich bin jedenfalls davon überzeugt, daß es auch den Tod der beiden Passagiere und des Bootsführers verursacht hat.«
    Van Fleet kniete sich hin und untersuchte einen der Pinguine.
    »Nirgendwo eine Verletzung, keinerlei Hinweise auf eine Krankheit oder Vergiftung. Das Tier wirkt gut genährt und gesund.«
    Maeve beugte sich über seine Schulter. »Mir ist nur aufgefallen, daß die Augen leicht hervorgetreten sind.«
    »Ah ja, ich sehe, was Sie meinen. Die Augäpfel wirken etwas vergrößert.«
    Pitt schaute Maeve nachdenklich an. »Als ich Sie zu der Höhle getragen habe, haben Sie gesagt, die drei Toten seien unter rätselhaften Umständen gestorben.«
    Sie nickte. »Es war, als greife eine unbekannte Kraft alle unsere Sinne an, etwas Unsichtbares, Übernatürliches. Ich habe keine Ahnung, was es gewesen sein könnte. Aber eins kann ich Ihnen sagen: Ich hatte mindestens fünf Minuten lang das Gefühl, als würde mir der Schädel explodieren. Der Schmerz war schier unerträglich.«
    »Der bläulichen Verfärbung der Leichen nach zu urteilen, die Sie mir in der Museumsbaracke gezeigt haben«, sagte Van Fleet, »würde ich auf Tod durch Herzversagen schließen.«
    Pitt ließ den Blick über die Stätte der Vernichtung schweifen.
    »Unmöglich, daß drei Menschen, Zigtausende von Pinguinen und mindestens fünfzig Seeleoparden gleichzeitig einem Herzanfall erliegen.«
    »Es muß eine gemeinsame Ursache geben«, sagte Maeve.
    »Irgendeine Verbindung zu unseren Funden? Der riesigen Delphinschule draußen im Weddellmeer und dem Robbenschwarm, der drüben auf Vega Island angeschwemmt wurde, alle mausetot?« fragte Pitt Van Fleet.
    Der Meeresbiologe zuckte die Achseln. »Ohne genauere Untersuchungen

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