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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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»Sieht so aus, als müßten wir uns den Weg freischippen.«
    Auch ohne viel Phantasie mußte man das Schlimmste befürchten.
    Pitt und Giordino stiegen aus dem Helikopter und stapften durch den schenkelhohen Schnee zum Eingang des Hauptgebäudes. Sie brauchten zwanzig Minuten, bis sie die etwa zwei Meter hohe Schneewehe, die sich davor aufgetürmt hatte, soweit beiseite geräumt hatten, daß sie die Tür einen Spalt weit öffnen konnten.
    Giordino verbeugte sich leicht und lächelte grimmig. »Nach dir.«
    Pitt zweifelte keinen Moment lang an Giordinos Tapferkeit.
    Der kleine Italiener kannte keine Furcht. Aus alter Gewohnheit gingen sie immer so vor – Pitt übernahm die Führung, während Giordino ihnen den Rücken und die Flanken deckte und auf jede unerwartete Regung achtete. Hintereinander traten sie in den kurzen Tunnel, der vor einer als zusätzlicher Kälteschutz dienenden Innentür endete. Sie öffneten sie und folgten einem langen Flur, der zu einem Aufenthalts- und Speiseraum führte.
    Giordino ging zu einem an der Wand angebrachten Thermometer.
    »Hier drin hat’s null Grad«, murmelte er.
    »Offenbar hat keiner nach der Heizung gesehen«, erwiderte Pitt.
    Sie mußten nicht weit gehen, bis sie den ersten Bewohner fanden.
    Das Seltsame dabei war, daß er nicht aussah wie ein Toter. Er kniete am Boden, hatte die Tischplatte umklammert und starrte Pitt und Giordino mit offenen Augen an, als hätte er sie erwartet.
    Die Reglosigkeit, in der er verharrte, hatte etwas Unnatürliches, Bedrohliches an sich. Er war groß und kräftig, hatte eine Glatze, die von einem schmalen, von den Schläfen bis zum Hinterkopf reichenden Kranz schwarzer Haare gesäumt wurde. Wie viele Wissenschaftler, die Monate, mitunter sogar Jahre, auf abgelegenen Außenposten zubringen, hatte er auf die tägliche Rasur verzichtet und sich einen gepflegten, bis auf die Brust reichenden Bart stehen lassen. Leider war die prachtvolle Manneszierde von Erbrochenem verklebt.
    Das eigentlich Erschreckende aber, und Pitt spürte, wie es ihm dabei im Nacken kribbelte, war der Ausdruck tiefer Angst und Pein auf seinem Gesicht, das durch die Kälte zu einer marmorartigen weißen Maske erstarrt war. Es war ein unbeschreiblich grauenhafter Anblick.
    Die Augen traten hervor, der aufgerissene Mund war seltsam verkrampft, so als stieße er einen letzten Schrei aus. Dieser Mensch war offensichtlich eines überaus schmerzhaften und schrecklichen Todes gestorben. Die Fingernägel an den weißen Händen hatten sich so tief in die Tischplatte gegraben, daß sie teilweise abgebrochen und gesplittert waren. An drei Fingerspitzen hingen kleine, gefrorene Blutstropfen. Pitt war kein Arzt und hatte auch nie mit dem Gedanken gespielt, einer zu werden, aber selbst er konnte erkennen, daß dieser Mann nicht aufgrund der Totenstarre in dieser Stellung verharrte. Er war steif gefroren.
    Giordino ging um die Serviertheke herum und betrat die Küche.
    »Da drin sind noch zwei.«
    »Womit die schlimmsten Befürchtungen bestätigt wären«, versetzte Pitt düster. »Wenn auch nur einer der hier stationierten Leute noch am Leben wäre, hätte er die Notstromaggregate angeworfen.«
    Giordino blickte in die Verbindungsgänge, die zu den anderen Gebäuden führten. »Ich habe keine Lust, noch länger hierzubleiben. Ich meine, wir sollten diesen Eispalast voller Toter verlassen und uns vom Hubschrauber aus mit der
Ice Hunter
in Verbindung setzen.«
    Pitt warf ihm einen wissenden Blick zu. »Du meinst, wir geben den Schwarzen Peter an Kapitän Dempsey weiter und überlassen ihm die undankbare Aufgabe, die argentinischen Behörden davon zu verständigen, daß die gesamte wissenschaftliche Elite auf ihrer wichtigsten polaren Forschungsstation unter rätselhaften Umständen in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist.«
    Giordino zuckte die Achseln. »Scheint mir das Vernünftigste zu sein.«
    »Du könntest doch nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn du hier abhauen würdest, ohne dich davon zu überzeugen, daß es wirklich keinen Überlebenden gibt.«
    »Kann ich was dafür, daß mir lebendige Menschen einfach lieber sind?«
    »Such den Generatorenraum, füll Benzin nach, wirf die Hilfsaggregate an und sieh zu, daß wir Strom kriegen. Dann begibst du dich in die Funkstation und erstattest Dempsey Bericht. Ich grase derweil die übrige Station ab.«
    Pitt fand die anderen Argentinier. Sie waren alle tot, und auch ihre Mienen waren zu einer Maske unendlicher Qual verzerrt.
    Etliche

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