Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
versicherte Pitt Dempsey. »Auf ein erfrischendes Bad im eiskalten Wasser kann ich gern verzichten.«
    Giordino schaltet die Funkanlage der Forschungsstation ab, und danach begaben sie sich flotten Schrittes zum Ausgang – besser gesagt, sie rannten. Weder Pitt noch Giordino wollten auch nur eine Minute länger in dieser eisigen Gruft verweilen.
    Als sie von der Station aufstiegen, studierte Giordino die Karte der Antarktischen Halbinsel.
    »Wohin geht’s?«
    »Meiner Meinung nach sollten wir das Gebiet absuchen, das vom Computer der
Ice Hunter
ausgewählt wurde«, erwiderte Pitt.
    Giordino warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Dir ist selbstverständlich klar, daß das Elektronengehirn unseres Schiffes mit deiner Idee nicht einverstanden war. Demnach ist das Kreuzfahrtschiff nicht vor der Halbinsel oder vor einer der nahen Inseln auf Grund gelaufen.«
    »Ja. Ich bin mir durchaus bewußt, daß die
Polar Queen
nach Ansicht von Dempseys Grübelkiste irgendwo weit draußen im Weddellmeer im Kreis herumfährt.«
    »Habe ich soeben einen trotzigen Unterton vernommen?«
    »Sagen wir einfach, daß ein Computer nur die Daten auswerten kann, die man ihm eingibt.«
    »Und wohin nun?« wiederholte Giordino.
    »Wir suchen die Inseln nördlich von hier ab, bis rauf nach Moody Point an der Spitze der Halbinsel. Dann kurven wir gen Osten und fliegen das Meer ab, bis wir wieder auf die
Ice Hunter
stoßen.«
    Giordino wußte sehr wohl, daß er gerade vom größten Schwindler des Polarmeers geködert werden sollte. Trotzdem biß er an. »Du hältst dich also nicht an die Vorgaben des Computers.«
    »Nein, jedenfalls nicht hundertprozentig.«
    Giordino spürte regelrecht, wie die Rute angeschlagen wurde.
    »Ich wüßte gern, welch verschlagene Gedanken dich wieder umtreiben. Kannst du mir vielleicht einen Tip geben?«
    »Wir haben bei der Robbenkolonie keine Leichen entdeckt.
    Folglich wissen wir, daß das Schiff nicht beigedreht hat, um die Landgänger abzusetzen. Kannst du mir folgen?«
    »Bislang schon.«
    »Stell dir vor, das Schiff fährt von der Walfangstation aus gen Norden. Diese Geißel, Seuche oder wie immer du es auch nennen willst, schlägt zu, bevor die Besatzung die Passagiere anlanden kann. In diesen Gewässern, in denen es vor Eisschollen und -bergen nur so wimmelt, kann der Kapitän unmöglich auf Sollkurseinstellung gehen. Die Kollisionsgefahr ist viel zu groß. Vermutlich stand er höchstpersönlich am Ruder – beziehungsweise an einem der beiden elektronischen Kommandostände auf der Steuerbord- und der Backbordbrückennock – und hat das Schiff selbst gesteuert.«
    »Bislang nicht schlecht«, sagte Giordino ungerührt. »Und weiter?«
    »Das Schiff ist an der Küste von Seymour entlanggefahren, als die Besatzung von der Katastrophe überrollt wurde«, erklärte Pitt.
    »Jetzt nimm mal deine Karte und zeichne eine zweihundert Kilometer lange Gerade in leicht nordöstlicher Richtung ein, setz den Zirkel an, zieh einen dreißig Kilometer breiten Bogen und such den Schnittpunkt. Dann sag mir, wo du landest und welche Inseln auf diesem Kurs liegen.«
    Giordino starrte Pitt lediglich an, statt dessen Bitte nachzukommen. »Und warum ist der Computer nicht darauf gekommen?«
    »Weil Dempsey als Kapitän eines Schiffes mehr Wert auf die Wind- und Strömungsverhältnisse gelegt hat. Außerdem ging er, wie es sich für einen guten Seemann gehört, davon aus, daß ein sterbender Kapitän sein Schiff bis zum letzten Moment zu retten versucht. Das hieße, daß er die
Polar Queen
von der gefährlichen Felsenküste weggesteuert und Kurs auf die trotz der Eisberge relativ sichere offene See genommen hat.«
    »Aber du glaubst nicht, daß es so war.«
    »Nicht, nachdem ich die Leichen in der Forschungsstation gesehen habe. Die armen Teufel wußten kaum, wie ihnen geschah. Und zu einer vernünftigen Handlung waren sie erst recht nicht mehr fähig. Der Kapitän der
Polar Queen
ist an seinem eigenen Erbrochenen gestorben, während das Schiff parallel zur Küste lief. Da gleichzeitig auch die anderen Offiziere und die Männer im Maschinenraum ausfielen, ist das Schiff weitergefahren, bis es vor einer Insel auf Grund gelaufen ist oder einen Eisberg gerammt hat. Es sei denn, sie dampft in den Südatlantik, bis ihr irgendwann der Sprit ausgeht und sie fernab aller bekannten Seewege dahintreibt.«
    Pitts Prophezeiung stieß auf keinerlei Reaktion. Es war, als hätte Giordino damit gerechnet. »Hast du schon mal daran gedacht, dich als

Weitere Kostenlose Bücher