Schockwelle
Hause.«
Sie ging zur Tür, drehte sich aber noch einmal um. »Ich glaube, Papa ist durchaus bereit, dir zu vergeben. Vorausgesetzt, du bittest ihn darum und beweist, daß du treu zur Familie stehst.«
Damit trat sie hinaus aufs Deck und verschwand.
ZWEITER TEIL
Der Ursprung der Träume
11
Admiral Sandecker nutzte den großen Sitzungssaal nur selten für Konferenzen. Der war in erster Linie Gästen vorbehalten, Kongreßabgeordneten und Senatoren wie angesehenen Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland, die zu Besuch im Hause weilten.
Wenn es um interne Angelegenheiten der NUMA ging, zog er das kleine, gleich neben seinem Büro gelegene Arbeitszimmer vor, eine Art persönlichen Zufluchtsort, in dem er sich zwanglos, aber dennoch in vertraulicher Runde mit seinen Abteilungsleitern besprechen konnte. Häufig diente es der Führungsriege der NUMA auch als Speisesalon. Hier fläzten Sandecker und seine Leute in weichen Ledersesseln um den drei Meter langen Konferenztisch, der aus hölzernen Bordplanken eines am Grunde des Eriesees liegenden Schoners gezimmert war und schwer und wuchtig auf dem türkisfarbenen Teppichboden vor dem üppig verzierten offenen Kamin aus viktorianischer Zeit stand.
Ganz im Gegensatz zu den anderen Büros in der NUMA-Zentrale, ultramodern ausgestatteten und eingerichteten Räumen, umgeben von hohen, grün getönten Glaswänden, kam man sich in diesem Zimmer vor wie in einem alten englischen Herrenclub.
Alle vier Wände wie auch die Decke waren mit dunklem, seidig schimmerndem Teakholz getäfelt, an dem in schweren Zierrahmen Schlachtenbilder aus der glorreichen Geschichte der amerikanischen Seestreitkräfte prangten.
Hier hing ein wunderschönes, detailgetreues Gemälde von der heroischen Schlacht, die sich John Paul Jones auf der jämmerlich bestückten
Bonhomme Richard
mit der britischen Fregatte
Serapis
, einem Fünfzig-Kanonen-Schiff, geliefert hatte.
Unmittelbar daneben schoß die wackere amerikanische Fregatte
Constitution
der britischen Fregatte
Java
die Masten ab. An der gegenüberliegenden Wand eine Szene aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, das Duell der Panzerschiffe
Monitor
und
Virginia,
besser bekannt unter dem Namen
Merrimac.
Dazu, unmittelbar nebeneinander aufgehängt, die Zerstörung der spanischen Flotte in der Bucht von Manila durch Kommodore Dewey und eine Kette Sturzkampfbomber, die während der Schlacht um Midway vom Flugzeugträger
Enterprise
zum Angriff auf die japanische Flotte starteten. Nur auf dem unmittelbar über dem Kamin hängenden Bild waberte kein Pulverdampf. Es war ein Porträt von Sandecker in Ausgehuniform, kurz bevor er befördert und zum Landdienst vergattert worden war.
Darunter stand ein Glaskasten mit einem Modell des Raketenkreuzers
Tucson,
den Sandecker zuletzt befehligt hatte.
Ein früherer Präsident der Vereinigten Staaten hatte Sandecker nach dessen Ausscheiden aus der Marine mit dem Aufbau und der Organisation einer neu zu gründenden Regierungsbehörde beauftragt, die sich vor allem der Erforschung der Meere widmen sollte.
Sandecker hatte die NUMA, die anfänglich in einem gemieteten Lagerhaus hauste und über knapp zehn Mann Personal verfügte, darunter Pitt und Giordino, zu einer riesigen Organisation mit rund zweitausend Angestellten aufgebaut, die von den meereswissenschaftlichen Instituten auf der ganzen Welt beneidet wurde und über einen riesigen Etat verfügte, der vom Kongreß selten in Frage gestellt und so gut wie immer bewilligt wurde.
Sandecker widersetzte sich dem Alterungsprozeß voller Leidenschaft. Er war mittlerweile Anfang Sechzig, aber nach wie vor ein Fitneßnarr, der joggte, Hanteln drückte und allerlei andere Sportarten betrieb, Hauptsache, er schwitzte dabei und sein Herz schlug ein paar Takte schneller. Das harte Training und die bewußte Ernährungsweise zeitigten durchaus Folgen. Er war rank und schlank, wog eher ein paar Pfund unter dem sogenannten Normalgewicht und hatte nach wie vor volles, kurzes, feuerrotes Haar, das er mit einem rasiermesserscharfen Scheitel nach hinten striegelte. Die stechenden, haselnußbraunen Augen und der Knebelbart, der ebenso fuchsrot war wie die Haare, betonten das straffe, schmale Gesicht.
Das einzige Laster, das er sich gönnte, waren die Zigarren. Er rauchte bis zu zehn Stück am Tag, allesamt aus ausgesuchten Tabakblättern eigens für ihn gerollt. In eine Wolke aus Zigarrenqualm gehüllt, kam er in das Besprechungszimmer, wie ein Zauberer, der auf einer
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