Schockwelle
Wirtschaftsimperium aufgebaut, das an Papier- und Sprengstoffabriken, Automobilwerken und Brauereien beteiligt ist, zu dem jedoch auch Gold-, Uran-, Platin- und Kupferminen gehören. Die eigentliche Stärke von De Beers liegt jedoch nach wie vor im Diamantengeschäft und dem von der Firma beherrschten Kartell, das von London über New York bis Tokio den Markt reguliert und die Preise diktiert. Die Geschäfte der Dorsett Consolidated Mining hingegen blieben ausschließlich auf Diamanten beschränkt. Von diversen Anteilen an einer Reihe von Buntedelsteinminen – Rubine in Burma, Smaragde in Kolumbien, Saphire in Ceylon – einmal abgesehen, hat die Familie niemals ernsthaft in andere Branchen investiert.
Sämtliche Gewinne wurden wieder in die eigene Firma gesteckt.«
»Woher stammt der Name De Beers?«
»So hieß der südafrikanische Farmer, der nichts von den Diamantvorkommen auf seinem Land wußte und es für ein paar tausend Dollar an Cecil Rhodes verkaufte. Der wiederum holte ein Vermögen aus dem Boden und gründete das Kartell.«
»Hat sich Henry Dorsett Oppenheimer und dem Kartell De Beers angeschlossen?« fragte Pitt.
»Er war zwar an der Festsetzung der Marktpreise beteiligt, wurde aber der einzige große Minenbesitzer, der seine Diamanten in eigener Regie verkauft. Während fünfundachtzig Prozent der weltweiten Förderung über die von De Beers beherrschte Central Selling Organization an Makler und Händler abgesetzt werden, konnte Henry Dorsett unter Umgehung der großen Diamantenbörse in London, Antwerpen, Tel Aviv und New York eine begrenzte Anzahl von Edelsteinen über das House of Dorsett, das mittlerweile fast fünfhundert Läden umfaßt, direkt an die Kunden verkaufen.«
»Ist De Beers nicht gegen ihn vorgegangen?«
Perlmutter schüttelte den Kopf. »Das von Oppenheimer geschmiedete Kartell sollte in erster Linie einen geregelten Markt und hohe Diamantenpreise garantieren. Solange sich Dorsett an die Gepflogenheiten hielt und den Markt nicht mit Steinen überschwemmte, stellte er für Sir Ernest keine Gefahr dar.«
»Für ein derartiges Unternehmen muß Dorsett doch ein ganzes Heer von Handwerkern aufbieten.«
»Mehr als tausend Angestellte in drei Diamantenschleifereien, zwei Werkstätten, in denen die Steine gespalten, und weitere zwei, in denen sie poliert werden. Dazu ein dreißigstöckiges Hochhaus in Sydney, in dem die Kunsthandwerker untergebracht sind, die den ausgefallenen und unverwechselbaren Schmuck des House of Dorsett herstellen.
Die meisten anderen Makler lassen ihre Steine von Juden schleifen und facettieren. Dorsett hingegen beschäftigt hauptsächlich Chinesen.«
»Henry Dorsett ist irgendwann Ende der siebziger Jahre gestorben, stimmt’s?«
Perlmutter lächelte. »Wie sich doch die Geschichte wiederholt. Mit achtundsechzig Jahren fiel er in Monaco von seiner Jacht und ertrank. Man munkelte, daß Arthur ihn betrunken gemacht und in die Bucht gestoßen habe.«
»Was gibt’s von Arthur zu berichten?«
Perlmutter schlug in seinen Unterlagen nach und schielte dann über den Rand seiner Lesebrille hinweg. »Wenn die potentiellen Kunden auch nur die leiseste Ahnung von den schmutzigen Unternehmungen hätten, mit denen Arthur Dorsett in den letzten dreißig Jahren befaßt war, würden sie bis zu seinem Todestag nie wieder einen Diamanten kaufen.«
»Demnach also kein angenehmer Zeitgenosse.«
»Manche Männer haben zwei Gesichter, Arthur Dorsett hat deren wenigstens fünf. Im Jahr 1941 wurde er als einziges Kind von Henry und Charlotte Dorsett auf Gladiator Island geboren.
Besuchte niemals eine Schule auf dem Festland, sondern wurde von seiner Mutter unterrichtet. Mit achtzehn Jahren hat er sich zum Studium an der Colorado School of Mines in Golden, Colorado eingeschrieben. Er war groß, überragte seine Klassenkameraden um einen halben Kopf, konnte sich jedoch nie für Sport begeistern, sondern stöberte lieber in den alten, aufgelassenen Bergwerksschächten herum, die man überall in den Rocky Mountains findet.
Nachdem er sein Diplom als Bergbauingenieur erworben hatte, arbeitete er fünf Jahre lang in den südafrikanischen Minen von De Beers, ehe er nach Hause zurückkehrte und die Leitung der familieneigenen Förderstätten auf der Insel übernahm. Bei einer seiner häufigen Reisen zur Dorsettschen Firmenzentrale in Sydney lernte er die Tochter eines Biologieprofessors an der Universität Melbourne kennen, eine bezaubernde junge Frau namens Irene Calvert, und
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