Schockwelle
für Ihre Hilfe.«
Giordino schüttelte Wilbanks die Hand und unternahm danach einen langen Spaziergang am Meer. Dann ging er zum Motel zurück und las einen Kriminalroman, bis er endlich einschlief.
Um Punkt zehn Uhr morgens trat Giordino in Wilbanks’ Arbeitsraum. Der Schiffbauingenieur musterte gerade eine Planzeichnung.
Grinsend hielt er sie hoch.
»Als Sie gestern nacht weg waren«, sagte er, »habe ich die Skizzen, die Sie mir gegeben haben, überarbeitet und maßstabgetreue Planzeichnungen ausgedruckt. Die hab’ ich dann verkleinert und nach San Diego und Deutschland gefaxt.
Wegen des Zeitunterschieds lag die Antwort von Heinkelmann vor, noch eh ich heut’ morgen im Büro war. Glastec hat vor rund zwanzig Minuten auf meine Anfrage reagiert.«
»Wußten sie über das fragliche Boot Bescheid?« fragte Giordino.
»Was das angeht, gibt’s leider schlechte Nachrichten«, sagte Wilbanks, ohne eine Miene zu verziehen. »Keiner von beiden hat Ihr Boot entworfen oder gebaut.«
»Dann stehen wir also wieder am Anfang.«
»Nicht ganz. Die gute Nachricht lautet, daß einer von Heinkelmanns Ingenieuren Ihr Boot gesehen und näher in Augenschein genommen hat, als es vor etwa neun Monaten in Monaco vor Anker lag. Seinen Informationen nach wurde es von einer französischen Firma gebaut, die neu im Geschäft ist und von der ich nichts wußte. Jusserand Marine in Cherbourg.«
»Dann können wir doch denen Ihre Pläne faxen«, sagte Giordino, der wieder neue Hoffnung faßte.
»Nicht nötig.« Wilbanks winkte ab. »Wir haben das Thema zwar nicht ausdrücklich angesprochen, aber ich konnte mir denken, daß es Ihnen im Grunde gar nicht darum geht, den Hersteller des Bootes ausfindig zu machen. Sie wollen wissen, wer der Eigner ist.«
»Ich wüßte nicht, weshalb ich das leugnen sollte.«
»Der Heinkelmann-Ingenieur, der das Boot in Monaco entdeckt hat, war so freundlich und hat in dem Antwortfax auch den Namen des Eigners erwähnt. Er merkt an, daß er sich erst danach erkundigt hat, nachdem ihm aufgefallen war, daß die Crew nicht dem Bild entsprach, das man sich von der Besatzung einer Luxusjacht macht. Sie wirkten eher wie eine Horde Mafiakiller.«
»Mafiakiller?«
»Er behauptet, sie wären alle bewaffnet gewesen.«
»Und wie heißt der Eigner?«
»Es ist eine Frau, eine reiche Australierin. Ihre Familie hat mit der Förderung von Diamanten ein Vermögen gemacht. Sie heißt Boudicca Dorsett.«
17
Pitt saß gerade im Flugzeug nach Ottawa, als Giordino sich über Satellitentelefon bei ihm meldete und ihm die Neuigkeiten über die geheimnisvolle Jacht mitteilte.
»Und es gibt keinerlei Zweifel?« fragte Pitt.
»Für mich nicht«, erwiderte Giordino. »Das Boot, das sich vom Ort des Geschehens entfernt hat, gehört der Familie Dorsett, das steht so gut wie fest.«
»Allmählich wird’s spannend.«
»Vielleicht interessiert es dich ja auch, daß der Admiral die Navy gebeten hat, den mittleren und östlichen Bereich des Pazifischen Ozeans per Satellit abzusuchen. Die Jacht wurde aufgespürt und verfolgt. Sie hat einen kurzen Zwischenstopp in Hawaii eingelegt, ist dann weitergefahren und nimmt Kurs auf dein Ziel.«
»Kunghit Island? Dann kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«
»Du hast ja heute morgen wieder einen Haufen billiger Floskeln drauf.«
»Wie sieht die Jacht aus?«
»Anders als jedes Schiff, das du bislang gesehen hast. Ein abge fahrenes Design, absolut weltraummäßig. «
»Ich werde nach ihr Ausschau halten«, versprach Pitt.
»Ich weiß ja, daß es nichts nützt, dich darum zu bitten«, sagte Giordino, »aber paß trotzdem auf, daß du nicht in die Bredouille gerätst.«
»Ich schick’ dir ein Telegramm, wenn ich Geld brauche.« Pitt lachte, als er die Verbindung unterbrach. Doch er war dankbar, daß er einen fürsorglichen Freund vom Schlage eines Albert Cassius Giordino hatte.
Nach der Landung mietete Pitt sich einen Wagen und fuhr über die Brücke, die den Rideau River überspannt, ins Zentrum von Ottawa, der Hauptstadt von Kanada. Die Luft war eisig, kälter als in einem Kühlschrank, und die Landschaft mit den kahlen Bäumen wirkte trostlos und häßlich. Hie und da sah man ein grünes Fichtenwäldchen, doch das waren die einzigen Farbtupfer auf der dichten Schneedecke. Er blickte über das Geländer auf das Gewässer hinunter. Der Fluß, der in den Ottawa River mündet und später in den mächtigen St.-Lorenz-Strom, trug eine Eisdecke. Kanada ist ein wunderschönes
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