Schockwelle
Land, dachte Pitt, aber die strengen Winter sollte man noch weiter nach Norden verbannen, und zwar für alle Ewigkeit.
Als er die Brücke über den Ottawa River überquerte und in die kleine Stadt Hüll fuhr, warf er einen Blick auf die Karte und prägte sich die Straßen ein, die zu einer Gruppe von Amtsgebäuden führten. Er wollte zu Environment Canada, einer Dienststelle der Re gierung, die der amerikanischen Umweltschutzbehörde in Washington entsprach.
Am Pförtnerhaus erklärte ihm ein Wachmann den Weg und winkte ihn durch. Pitt stellte den Wagen am Besucherparkplatz ab und betrat das Gebäude. Nach einem kurzen Blick auf den Lageplan stieg er in den Aufzug und fuhr hinauf zu den Büros von Environment Canada.
Eine Empfangsdame, die bereits aufs Rentenalter zuging, blickte auf und rang sich ein schmales Lächeln ab. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Mein Name ist Pitt. Ich bin mit Mr. Edward Posey verabredet.«
»Einen Moment.« Sie wählte eine Nummer, kündigte ihn an und nickte dann. »Gehen Sie bitte den Flur entlang bis zur der Tür am anderen Ende.«
Pitt dankte ihr und tat, wie ihm geheißen. Eine hübsche, rothaarige Sekretärin nahm ihn an der Tür in Empfang und geleitete ihn in Poseys Büro.
Ein kleiner Mann mit Brille und Bart erhob sich, beugte sich über den Schreibtisch und drückte Pitt die Hand. »Freut mich, daß Sie sich mal wieder blicken lassen, Dirk. Wann haben wir uns das letztemal gesehen?«
»Vor elf Jahren, im Frühjahr 1989.«
»Genau, bei dieser Raketengeschichte. Wir sind uns bei der Konferenz begegnet, bei der Sie uns von der Entdeckung eines Ölfeldes in der Nähe der Insel Baffin berichteten.«
»Sie müssen mir einen Gefallen tun, Ed.«
Posey deutete mit dem Kopf zu einem Sessel. »Nehmen Sie Platz, nehmen Sie Platz. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich hätte gern eine Genehmigung von Ihnen, damit ich mir die Minen auf Kunghit Island einmal näher ansehen kann.«
»Meinen Sie das Bergwerk der Dorsett Consolidated?«
Pitt nickte. »Genau das. Die NUMA hat Grund zu der Annahme, daß die dort angewandten Fördertechniken verheerende Auswirkungen auf die Meeresfauna haben. Und zwar bis hinunter in die Antarktis.«
Posey warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. »Hat das irgend etwas mit den toten Passagieren auf diesem australische n Kreuzfahrtschiff zu tun?«
»Ob da ein Zusammenhang besteht, können wir bislang nur vermuten.«
»Aber Sie haben einen Verdacht?«
»Den haben wir.«
»Dann sollten Sie sich an eine andere Dienststelle wenden.
Dafür ist Natural Resources Canada zuständig.«
»Da bin ich anderer Meinung. Wenn Ihre Regierung auch nur annähernd so funktioniert wie unsere, muß erst das Parlament darüber abstimmen, ehe man Ermittlungen auf Ländereien genehmigt, die von einem Bergbauunternehmen rechtmäßig gepachtet wurden. Und selbst wenn es dazu käme, ist Arthur Dorsett zu mächtig und einflußreich, als daß er dies zuließe.«
»Scheint so, als hätten Sie sich in eine Sackgasse manövriert«, sagte Posey.
»Es gibt aber einen Ausweg«, sagte Pitt lächelnd.
»Vorausgesetzt, Sie spielen mit.«
Posey wirkte unsicher. »Ich kann Sie nicht autorisieren, Dorsetts Diamantenmine auszuspähen. Jedenfalls nicht ohne handfeste Beweise, daß dort gegen gesetzliche Auflagen verstoßen wird und es dadurch zu Umweltschäden kommt.«
»Mag sein, aber Sie könnten meine Dienste in Anspruch nehmen, um die Laichgewohnheiten des Blumenkohlnasenlachses zu erkunden.«
»Die Laichzeit ist fast vorbei. Außerdem habe ich noch nie etwas von einem Blumenkohlnasenlachs gehört.«
»Ich auch nicht.«
»Das Wachpersonal der Mine können Sie nie und nimmer übertölpeln. Dorsett heuert nur die Besten der Besten an.
Ehemalige britische Kommandoeinheiten und altgediente amerikanische Einzelkämpfer.«
»Ich muß ja nicht unbedingt über den Zaun klettern und auf das Bergwerksgelände vordringen«, erklärte Pitt. »Das, was ich wissen will, kriege ich auch heraus, wenn ich mit einem Boot und den notwendigen Instrumenten die Buchten von Kunghit abfahre.«
»Mit einem Beobachtungsschiff?«
»Ich dachte eher an ein Kanu, wegen des Lokalkolorits und so.«
»Ein Kanu kommt nicht in Frage. Die Gewässer rund um Kunghit sind tückisch. Hohe Wellen aus dem offenen Pazifik, die mit unglaublicher Wucht an die Felsenküste hämmern.«
»Klingt ja ziemlich gefährlich.«
»Wenn die See Sie nicht holt«, sagte Posey ernst, »werden Dorsetts Schlägertrupps Sie
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