Schön scheußlich
auf Spermien huckepack reiten, und die Menstruation liefert ein aggressives Mittel, Infektionen zu verhüten, die letztlich Unfruchtbarkeit, Krankheit und Tod nach sich ziehen könnten. In der Menstruation, so Frau Profet, fährt der Körper einen zweigleisigen Angriff gegen potenzielle Eindringlinge: Einerseits stößt er die Uterusschleimhaut ab, in der Krankheitskeime vermutlich zuerst ihr Unwesen treiben würden. Zum anderen überschwemmt er den Bereich mit Blut und schafft so Immunzellen herbei, die die Krankheitserreger zerstören können. Auf diese Weise werden die Krankheitskeime samt ihrer Behausung vernichtet.
Frau Profets Theorie sucht nach einer Antwort auf die einfache Frage, weshalb der Körper einer Frau vor dem Einsetzen der Menopause Monat für Monat die Mühe auf sich nimmt, beträchtliche Mengen an Blut und Gewebe abzustoßen, gehen doch bei diesem Prozess Eisen und andere wertvolle Nährstoffe verloren. Weshalb die Uterusschleimhaut nicht bereithalten, bis ein Embryo sie benötigt - warum das Bad ausschütten, wenn das Kind noch nicht einmal darin gewaschen worden ist? Und wenn die Schleimhaut schon regelmäßig ausgewechselt werden muss, warum dann die verschwenderische Blutung? Schließlich wird die Schleimhaut des Verdauungstraktes alle zwei bis vier Tage erneuert. Unsere Haut schilfert Tag für Tag Tausende von Zellen ab, und . auch andere Organe werden aufgefrischt und geflickt, und das ganz und gar ohne den Einsatz von Blut. Insgesamt betrachtet ist die Menstruation ein kostspieliges Ereignis für eine Frau, und Frau Profet ist der Überzeugung, dass dieses nicht stattfinden würde, wenn es dafür nicht einen wichtigen Grund gäbe. Sie ist überdies der Ansicht, dass andere Arten uteriner Blutungen - beispielsweise die Zwischenblutungen, die den Eisprung gelegentlich begleiten, oder Blutungen bei der Einnistung des Embryos sowie nach der Geburt das Mittel des Körpers sein könnten, Haus und Hof gründlich zu reinigen und von pathogenen Eindringlingen zu befreien.
Die Theorie geht noch weiter und verweist darauf, dass wir und die höheren Primaten keineswegs, wie oft vermutet wird, die einzigen Tiere sind, die menstruieren. Ein ausführlicher Rückblick auf die wissenschaftliche Literatur der Vergangenheit bis zurück ins neunzehnte Jahrhundert vermittelte Frau Profet die Erkenntnis, dass man bei einer Reihe von Säugetieren, die in der Evolution zu den verschiedensten Zeitpunkten entstanden sind, ebenfalls eine Menstruation beobachtet hat, unter anderem bei Fledermäusen, Spitzhörnchen, Raubbeutlern und niederen Affen. Wenn die Wissenschaftler sich nur die Zeit nähmen, könnten sie womöglich feststellen, dass so gut wie alle Säugetiere menstruieren, wobei manche Arten vielleicht nur minimale Mengen an Blut verlieren, die sich nicht ohne weiteres erkennen lassen.
Diese kühne Hypothese hat eine Reihe von medizinischen Konsequenzen. Wenn die Blutungen tatsächlich Infektionen vorbeugen sollten, wäre es angebracht, auf Verhütungsmittel zu verzichten, die die Blutung völlig unterdrücken. Zudem sollten unerklärliche Blutungen als mögliches Frühzeichen einer Infektion gedeutet werden, als Hinweis darauf, dass der Körper gegen eine Infektion ankämpft. Ärzte sehen solche Blutungen häufig als Ausdruck hormoneller Schwankungen, als Reaktion, was für die Betroffene das Risiko erhöht, sich eine Infektion im Beckenbereich zuzuziehen. Diese Argumentation ist jedoch nach Ansicht von Frau Profet völlig schief: Es wäre so, als behaupte man, der Feuerwehrmann würde das Feuer verursachen. Wenn Profet Recht hat, wäre das Schlimmste, was ein Arzt tun könnte, um eine ungeklärte Blutung zu behandeln, sie mit Hormonen einzudämmen. Ein geeigneterer Schritt wäre dann eine Untersuchung der Patientin auf infektiöse Organismen, beispielsweise auf Chlamydien, und eine umgehende Behandlung mit Antibiotika. Es kann aber auch andere Gründe für unregelmäßige Blutungen geben, etwa Tumoren, eine Endometritis oder eine Schwangerschaftsanomalie - aber eine Infektion sollte stets ebenfalls in Betracht gezogen werden, so Margie Profet.
Diese Hypothese erklärt möglicherweise auch, warum Frauen, die eine Spirale tragen, sehr massive Blutungen haben. Die Spirale führt zu einer chronischen Entzündung der Gebärmutter, und eine Entzündung ist in der Regel ein Zeichen für eine Infektion. Die Gebärmutter reagiert, als hätte sie es mit Krankheitskeimen zu tun, und verstärkt die Blutung.
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