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Schön scheußlich

Schön scheußlich

Titel: Schön scheußlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Angier
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welchem Zweck dieses dienen könnte. Aus klinischen Studien erhielt sie reichlich Bestätigung dafür, dass Sperma ein potenter Krankheitsüberträger ist. Auf elektronenmikroskopischen Aufnahmen sind Spermien ausnahmslos von mitgeschleppten Bakterien umringt. Zwar ist der Gebärmutterhals mit Schleim angefüllt, der Organismen die Passage in den oberen Teil der Geschlechtsorgane verwehrt, aber dieser Schleim wird während des Eisprungs durchlässig, damit die Spermien die Eizelle auch erreichen können. Auf den Spermien können dann aber auch Krankheitserreger aus dem Körper des Mannes oder solche, die während des Verkehrs in der Scheide aufgeschnappt wurden, den Gebärmutterhals passieren, in die Gebärmutter gelangen und so die Frau einem erhöhten Krankheitsrisiko aussetzen.
    Noch zwei andere Befunde lassen auf eine konstruktive Rolle der Periode schließen: Das Menstruationsblut ist einerseits reich an Makrophagen - Immunzellen, die unerwünschte Eindringlinge verschlingen können - , und es ist andererseits in der Lage, Eisen zurückzuhalten und den Bakterien, die für ihr Überleben auf Eisen angewiesen sind, zu entziehen.
    In Anbetracht dessen, dass auch andere weibliche Säugetiere durch Mikroorganismen, die mit dem Sperma in den weiblichen Genitaltrakt eindringen, gefährdet sein müssten, suchte Profet nach Hinweisen darauf, ob die Menstruation oder andere Formen von uterinen Blutungen im Stamm der Säugetiere nicht sehr viel verbreiteter sind, als bislang angenommen. Sie kann eine lange Liste von Arten anführen, die sichtbar oder im Verborgenen bluten. Sie findet zudem keinerlei überzeugende Argumente dafür, dass es Weibchen geben sollte, die nicht menstruieren. Dass die Periode beim Menschen am auffälligsten ist, überrascht kaum: Frauen sind sehr viel häufiger empfänglich als jedes andere Tierweibchen, und so ist bei ihnen auch das Risiko für eine durch sexuelle Kontakte bedingte intrauterine Infektion am höchsten. Während der Schwangerschaft sind Frauen von der Notwendigkeit befreit, bluten zu müssen, denn während dieser Zeit ist der Gebärmutterhals mit einem dicken und chemisch überaus feindseligen Schleimpfropf gut versiegelt. (Während der letzten beiden Schwangerschaftsmonate wird dieser Schleim jedoch erneut durchlässig, und deshalb empfehlen manche Ärzte ihren schwangeren Patientinnen, den Partner in dieser Zeit zum Schutz vor Infektionen Kondome tragen zu lassen.) Bei Frauen in der Postmenopause ist der Zervikalschleim ebenfalls zähflüssiger als bei fruchtbaren Frauen. Er stellt eine Barriere dar, die zumindest teilweise das Fehlen des allmonatlichen Hausputzes im Körper ausgleicht. Wenn es keinen Grund mehr gibt, Spermienzellen durchzulassen, um eine empfängnisbereite Eizelle zu befruchten, kann man sie und ihre mikrobiellen Mitreisenden ebenso gut bereits am Tor abfertigen.

29.
Warum Gemüse so gesund ist
     
     
    Tief verborgen im Innersten der Seele jedes waschechten Amerikaners, der sich nur allzu gern der schönen Tage erinnert, als Fleischessen noch als Tugend galt und keine Abendmahlzeit ohne ein ordentliches Schweinekotelett, ein Rindersteak oder ein Stück Hochrippe denkbar war, schlummert die schwache Hoffnung, dass der ganze Wirbel, den man in jüngster Zeit um Obst, Körner, Gemüse und nochmals Gemüse veranstaltet, sich eines Tages irgendwie als schrecklicher Irrtum erweisen wird.
    Begrabt eure Hoffnung. Die Wahrheit ist, dass je mehr wir über die Inhaltsstoffe von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Kräutern lernen, wir umso beeindruckter von den Fähigkeiten dieser Substanzen sein müssen. Sie sind nämlich imstande, den körperlichen Verfall aufzuhalten, der in Krebs und andere chronische Krankheiten mündet. Ernährungswissenschaftler und Epidemiologen haben seit langem beobachtet, dass Menschen, die von einer pflanzenreichen Ernährung leben, eine geringere Krebshäufigkeit aufweisen als treue Fleischanhänger, und inzwischen sind die Wissenschaftler auch auf dem Weg, das Warum zu verstehen.
    Außer Vorzügen wie Vitaminen und Ballaststoffen haben pflanzliche Nahrungsmittel eine Reihe von Chemikalien vorzuweisen, die zwar keinen Brennwert besitzen und für das unmittelbare Überleben unnötig sein mögen, die jedoch dem langsamen, unbarmherzigen Fortschreiten einer Krebserkrankung Einhalt gebieten können. Die meisten der bislang durchgeführten Experimente wurden an Tieren oder isolierten Zellen vorgenommen, und bisher hat sich noch kein spezieller

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