Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)
Herrenhaarschnitt verlangte, sich jedoch weigerte, im Herrensalon Platz zu nehmen.
„Ihre Frau Mama würde entsetzt sein, wenn sie wüsste, wie Sie mich behandeln“, echauffierte sich Angela Bischof. „Ich bin eine Stammkundin, komme seit vierzig Jahren in Ihren Salon. Aber so was wie heute ist mir noch nie passiert. Sie haben mir einen Termin um 14 Uhr gegeben und jetzt sitzt so eine kleine schwule Schlampe auf meinem Stuhl“, empörte sie sich.
Ein Blick in ihre glasigen Augen und ich wusste, dass sie nicht mehr ganz nüchtern war.
Orlando grinste sie unverschämt an. Doch plötzlich verschwand das Grinsen aus seinem Gesicht. Während sie weiter auf Werner Pranz einredete, fiel mir auf, dass Orlando ihr durch den Spiegel immer wieder irritierte Blicke zuwarf.
„Kennst du sie?“, flüsterte ich ihm ins Ohr.
„Ja. Sie hat mir im Motto mal eine Szene gemacht, weil ich ihr nicht sagen wollte, mit welcher Tussi ihr Mann am vorigen Abend dort war.“
„Sie brauchen nicht über mich zu tuscheln. Sagen Sie laut, was Sie zu sagen haben“, herrschte uns Angela Bischof an.
„Blöde Zicke“, murmelte Orlando und rief dann lautstark: „Thomas, wo bleibst du? Ich möchte endlich bedient werden.“
Ich bewunderte die Geduld von Werner Pranz. „An Ihrer Stelle hätte ich diese beiden lästigen Kunden längst rausgeschmissen“, sagte ich leise zu ihm.
Zum Glück bat Mirjam mich nun in die Färberei. „Ich würde vorschlagen, dass wir die grauen Haare mahagonifarben machen. Oder möchten Sie lieber granatrot leuchtende Strähnen?“
„Fragen Sie mich bitte nicht. Machen Sie mir einfach irgendwelche Strähnen, okay?“
„Lass dir so leuchtende rötliche Changierungen machen, das sieht echt heiß aus“, rief Orlando mir nach.
Mirjam verwendete verschiedene Schattierungen von Rot und machte auch keine 0815-Strähnen, sondern wendete eine spezielle Painting-Technik an. Zeichnete die dunklen Töne wie eine Malerin in mein Haar.
Ich bekam mit, dass Thomas es schaffte, Orlando in den Herrensalon zu locken. Angela Bischof nahm mit befriedigtem Gesichtsausdruck in seinem Stuhl Platz.
Werner Pranz kam zu mir und sagte lächelnd: „Alles geklärt. Übrigens hat uns Herr Gergely gerade verlassen.“
„Er ist auch ein Kunde von Ihnen?“
„Ja, schon seit vielen Jahren.“
Herr Pranz und ich kamen dann unweigerlich auf die Morde zu sprechen. Leider schien er weder das Baby-Face noch Tony Meyers zu kennen.
Als ich in die Damenabteilung zurückkehrte, setzte man mich neben Angela Bischof. Sie tat, als wäre vorhin nichts gewesen. Wahrscheinlich war sie so betrunken, dass sie sich an nichts mehr erinnerte. Jedenfalls begrüßte sie mich nun sehr freundlich.
Da sie gelangweilt in der Bezirkszeitung herumblätterte, fragte ich sie, ob sie heute Abend auch aufs Frühlingsfest gehen würde.
„Was sollte ich dort?“ Sie schaute mich verächtlich an. „So kurz wie möglich, habe ich gesagt“, fuhr sie die nette Friseurin an. „Dort, wo ich demnächst hinfahren werde, herrschen ziemlich rückständige hygienische Bedingungen.“
„Sie wollen verreisen?“, fragte ich neugierig.
„Ja.“
„Wohin, wenn ich fragen darf?“
„Dürfen Sie nicht“, sagte sie knapp und widmete sich wieder dem Bezirksjournal. Nach einer Weile sprach sie mich jedoch an.
„Diese armen Klarissinnen“, sagte sie völlig unvermittelt. „Ich war heute früh in ihrer gespenstischen Kirche und dort liefen lauter Mäuse rum. Angeblich haben sie auch eine regelrechte Rattenplage im Kloster. Diese ekelhaften Viecher kommen aus dem Wienfluss durch die Kanäle bis zu uns rauf.“
„Sind das nicht die Nonnen mit dem Schweigegelübde?“, murmelte ich in der Hoffnung, sie würde ebenfalls wieder schweigen.
„Sie heißen Katharina mit Vornamen, nicht wahr?“, fragte sie mich.
Ich nickte.
„Ihre Namenspatronin war nicht zufällig die Heilige Katharina von Bologna?“
Mir blieb nichts anderes übrig als wieder zu nicken. Ich wusste nicht, worauf sie hinauswollte.
„Dann haben Sie mit den Klarissinnen ja was gemeinsam“, sagte sie. „Die Heilige Katharina gründete zwei Klarissinnenklöster in Italien. Aber sie war nicht nur eine fromme Frau, der mehrere Wunder zugeschrieben wurden, sondern auch eine große Künstlerin. Spielte Viola und widmete sich der Miniaturmalerei.“
„Ich habe bisher immer geglaubt, die Heilige Katharina wäre die Schutzheilige der unverheirateten Frauen und der Geschworenen“, warf ich ein.
„Wer
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