Schön und ungezähmt
Robert. In seiner Stimme schwang Bitterkeit mit. »Es gibt nahezu nichts, was für mich spricht. Ob es stimmt oder nicht, er verachtet mich, weil er mich für einen Betrüger hält, mein Ruf ist alles andere als makellos, und obwohl meine Finanzen auf soliden Füßen stehen, könnte seine hochbegabte Tochter jeden anderen haben. Er braucht mein Geld nicht, ich besitze nichts außer einem Ehrentitel, und nicht mal der Name Northfield genügt, um die Situation zu erleichtern.«
»Bist du sicher? Du hast mit Sir Benedict gesprochen?«
»Nein. Diese demütigende Lektion reizt mich nicht. Nimm mich beim Wort, er wird mich nie in die Nähe seiner jungfräulichen Tochter lassen.«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Colton verfügt über beträchtlichen Einfluss, und Sir Benedict ist ein Mann mit Ambitionen.«
»Wenn man meinen Ruf bedenkt, bin ich nicht sicher, ob meine gute Abstammung einen Unterschied macht.« Robert rieb sich die Schläfe. »Verdammt noch mal, wenn ich es dem Mann wenigstens vorwerfen könnte, John. Wenn die Geschichte, von dessen Verlauf er überzeugt ist, sich tatsächlich so ereignet
hätte, dann wäre ich wirklich kaum geeignet, ihre Hand auch nur zu berühren. Ich glaube im Übrigen auch so nicht, dass ich es bin. Bis jetzt habe ich nie über die Auswirkungen nachgedacht, die es haben kann, wenn man einen gewissen schlechten Ruf hat.«
»Unsere Vergangenheit hat die unbequeme Angewohnheit, sich immer an unsere Fersen zu heften. Warte nur, bis du in meinem Alter bist.« John betrachtete ihn mit leicht gehobenen Brauen. »Sag mir, was denkt sie?«
»Rebecca kennt nicht die ganze Geschichte, aber sie ist sich der Abneigung ihres Vaters mir gegenüber bewusst.«
»Aha, du hast also schon mit der jungen Lady gesprochen.«
Ein blaugrünes Augenpaar, Haar, das so seidig glänzt wie der mondbeschienene Nachthimmel, verführer ische Lippen, so weich, warm und willig …
»Wir haben geredet«, erwiderte Robert knapp, weil er nicht gewillt war, über den Kuss zu sprechen. »Sie hat mir erklärt, sie habe letzte Saison nicht geheiratet, weil … wegen ihrer absurden Verliebtheit, die sie für mich hegt.«
Er hatte gerade gestammelt. Robert Northfield stammelte nie.
»Ist sie so absurd?« Johns buschige Braue zuckte nach oben. »Wenn es gegenseitig ist, meine ich.«
Robert warf ihm einen finsteren Blick zu. »Es könnte auch einfach Lust sein. Sie ist ziemlich hübsch.«
»Aber du weißt ganz genau, wann es Lust ist, Robert. Wenn diese junge Lady dich so gut im Griff hat, ist es vielleicht diesmal anders.«
»Man ändert sein Leben nicht wegen eines Vielleichts.« Robert konnte keinen Moment länger sitzen bleiben. Er sprang
auf, ging hinüber zum Totem und starrte in eine der grinsenden Fratzen. »Was ist denn, wenn es nicht in mir steckt, ihr treu zu bleiben? Ich würde sie verletzen, und …«
»Und du könntest es nicht ertragen, sie zu verletzen«, vollendete John seinen Satz, als er zögerte. »Das sagt schon eine Menge aus. Deine Gedanken gehen zumindest in die richtige Richtung. Hat er in Bezug auf eure Romanze Verdacht geschöpft?«
Mit » Er « meinte er Sir Benedict. Robert dachte an Loretta Newmans Kommentar und Damiens Einmischung. Diesen finsteren Blick, mit dem er ihn an jenem Abend, als er mit ihr auf der Terrasse spazieren gegangen war, bedacht hatte, konnte man kaum als subtil bezeichnen. »Andere haben es vermutet, und Sir Benedict ist ein aufmerksamer Beobachter. Ich würde also denken, er weiß davon. Obwohl ich nicht sicher bin, ob ich hier von einer Romanze sprechen würde.«
»Verzeih mir«, sagte John ernst, doch in seiner Stimme schwang ein Lachen mit. »Aber ich glaube, das tust du. Und ich für meinen Teil habe auf diesen Moment schon seit einiger Zeit gewartet.«
Kapitel 17
Betrug kann viele Gestalten annehmen. Gelegentlich kann es vernünftig sein, die Wahrheit zu verschleiern. Aber es kann auch die Totenglocke für eine Verbindung bedeuten, deren Vertrauen sich erst langsam entwickelt. Wenn Ihr Euren Liebhaber betrügt, geht behutsam vor.
Aus dem Kapitel »Was er wissen muss«
Lea winkte ab. »Wir werden klingeln, wenn wir noch etwas brauchen, Mrs. Judson.«
»Sehr wohl, Madam. Euer Gnaden.« Die ältere Frau neigte den Kopf und verließ das Zimmer.
»Normalerweise huscht sie ständig herum und erteilt jedem Befehle, als wäre sie die Herrin des Hauses«, informierte ihre Schwester Brianna lachend. »Nicht, dass es mir etwas ausmacht, denn sie ist
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