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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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meinetwegen.
« Sein Gastgeber stand auf und wählte aus einer Sammlung Gläser, die allesamt nicht zueinanderpassten und die auf einem Tisch aus Bambus standen, eines aus. Einige Stücke waren vermutlich unersetzlich und stammten Gott weiß woher. Sir John war sein Leben lang der Freund seines Vaters gewesen, und er liebte es, alle Winkel der Erde zu bereisen und mit einer Sammlung eigenartiger Schätze von jedem dieser Abenteuer zurückzukehren. Das widerliche Getränk hatte einst auch dazugehört.
    Robert nahm das Glas, das Sir John ihm reichte, und setzte sich. Er war nicht sicher, was ihn dazu gebracht hatte, seinen alten Vertrauten aufzusuchen.
    Nein, das stimmte nicht. Er musste mit jemandem reden. Mit jemandem, der älter und auf jeden Fall klüger war als er. Colton war inzwischen das Oberhaupt der Familie, und Robert respektierte und liebte seinen Bruder auf jede nur erdenkliche Weise. Aber der Altersunterschied von drei Jahren machte ihn kaum zu einer Vaterfigur, ob er nun die Herzogswürde innehatte oder nicht. Solange Robert denken konnte, war John Traverston Teil seines Lebens gewesen, wie ein exzentrischer Onkel. Jetzt repräsentierte er das, was Robert in der schicksalhaften Nacht verloren hatte, in der sein Vater verstarb. John war damals Gott sei Dank in England gewesen, und er hatte einer schockierten Witwe und ihren jungen, verunsicherten Söhnen seine einfühlsame Unterstützung geboten.
    Wenn Robert je kluge, unvoreingenommene Ratschläge gebraucht hatte, dann jetzt.
    »Wie war Coltons Geburtstagsfeier?« John nahm eine Flasche aus dunkelgrünem Glas und goss eine braune Flüssigkeit in sein Glas. »Es tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe zu kommen.
Aber ehrlich gesagt, Hauspartys sind doch etwas für junge Leute. Es ist das Privileg des Alters, sich gewissen Veranstaltungen verweigern zu dürfen. Kannst du dir vorstellen, wie ich nach dem Dinner an einer Scharade teilnehme?«
    Es war der perfekte Übergang.Aber noch immer zögerte Robert. Er war nicht einmal sicher, ob er wirklich hergekommen war, um über die verführerische Rebecca zu sprechen. »Es war recht amüsant«, bemerkte er kurz angebunden. Er musste jedoch feststellen, dass das nicht besonders effektiv war, um vom Thema abzukommen.
    »Ach?« Johns weiße Augenbrauen hoben sich. Er trank etwas von der Flüssigkeit in seinem Glas. Robert versuchte, das Gesicht nicht zu verziehen. Er erinnerte sich daran, wie er beinahe gewürgt und den widerlichen Stoff fast auf den Teppich gespuckt hatte, als er ihm einmal serviert worden war.
    »Brianna hat ihre Sache hervorragend gemacht, wenn man bedenkt, dass es ihr erster Ausflug auf das Feld der Gastgeberin war. Großmutter hat ihr geholfen, und ich glaube, sie hat es auch sehr genossen. Sie tut ja immer so ernst, aber ich konnte die ganze Zeit das Funkeln in ihren Augen sehen.«
    »Deine Großmutter war schon immer die perfekte Matriarchin: majestätisch und doch herzlich. Ich erinnere mich noch, als dein Vater und ich Jungen waren, wie sie uns mit nur einem scharfen Blick ängstigen konnte. Aber wenn wir Dummheiten machten, war sie die Erste, die uns verteidigte. Sogar dein Großvater hat sich ihr gefügt. Sie haben eine gute Ehe geführt, und das empfinde ich in einer Gesellschaft, die allzu oft ihr Augenmerk mehr auf Abstammung und Vermögen statt auf Anziehungskraft legt, sehr erfrischend.«
    Ehe.

    Das Wort schien ihn zu verfolgen. Robert nickte und starrte in sein Glas. »Ja, ich weiß.«
    »Deine Eltern hatten in der Hinsicht auch Glück. Es war eine arrangierte Verbindung, die erblüht ist. Aber das brauche ich dir ja nicht zu erzählen.«
    Robert rutschte in seinem Sessel hin und her. »Ich erinnere mich. Und jetzt scheinen Colton und seine Frau dasselbe …«
    Ihm fiel kein passendes Wort ein, um diesen Satz zu vollenden. Nicht, dass es zwischen seinem Bruder und seiner schönen Frau nicht hin und wieder zu Missverständnissen kam, aber wenn sie zusammen waren, gab es eine unübersehbare Verbindung zwischen ihnen.
    Und genau dort lag das Problem. Robert war nicht sicher, ob er bereit war, eine so innige Bindung einzugehen. Das brachte schließlich eine große Verantwortung mit sich.
    »Dasselbe …?«, hakte Sir John behutsam nach.
    Schweigen.Verdammt noch mal.
    »Wenn es dir gefällt, mir den wahren Grund deines Besuchs mitzuteilen, kannst du gern frei sprechen. Ich habe keine Pläne, die ich nicht ändern könnte.« John nippte an seinem abscheulichen Getränk und saß

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