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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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richtig zu deuten, denn das würde sowohl Colton als auch sie in gewisse Verlegenheit stürzen. Und eines war gewiss – er würde es nicht im Geringsten amüsant finden. Andererseits musste sie ihre Fortschritte irgendwo aufzeichnen, denn wenn wieder Tage wie dieser kamen, wenn sie stundenlang gemeinsam in einer geschlossenen Kutsche saßen und er so beschäftigt war, dass er bis auf die letzten Meilen kaum ein Wort mit ihr wechselte, musste sie sich an ihre Ziele erinnern. Sonst würde sein Verhalten sie entmutigen.
    Er genoss die Nächte. Leidenschaft war schön und gut, aber es ging nicht nur darum. Es ging auch um Freundschaft. Und letztlich auch um Liebe.
    Die Kutsche kam ruckartig zum Stehen.
    Sie hoffte inständig, nach dieser Hausparty ihrer Liste weitere Erfolge hinzufügen zu können.
    »Wir sind da!«, verkündete sie fröhlich.
    »Das hoffe ich«, erwiderte ihr Mann, und ein leises Lächeln umspielte seinen Mund. »Denn andernfalls wären wir ohne Grund stehen geblieben.«
    Den vernichtenden Blick, den sie ihm zuwarf, hatte er durchaus
verdient, aber er bemerkte ihn gar nicht. Colton stieg aus und bot ihr die Hand, um ihr aus der Kutsche zu helfen.
    Eine Reihe Diener hatte auf der Treppe Aufstellung genommen, doch er würdigte ihr Auftauchen nur mit einem knappen Nicken und einem Winken, als er Brianna zur Eingangstür führte. Die Fahne, die über dem Haus wehte, zeigte an, dass er sich zurzeit auf dem Anwesen aufhielt. Sie wusste, dass das nicht allzu oft passierte.
    Warum sollte er auch dieses schöne Haus auf dem Lande besuchen und hier Entspannung suchen, wenn er sich doch in seinem tristen Arbeitszimmer in London vergraben kann?, dachte sie ironisch. Es war ja nicht so, dass er nicht hin und wieder nach Rolthven Manor kam, aber die Ausflüge waren bisher eher flüchtiger Natur gewesen, und Brianna hatte das Gefühl, das sei die Regel. Bestimmt beklagte seine Großmutter seine ständige Abwesenheit, wann immer sich ihr die Gelegenheit bot.
    »Ich hoffe für uns und unsere Gäste, dass das Wetter so gut bleibt«, bemerkte sie, als der Butler mit Schwung die Tür aufriss.
    Colton machte ein nichtssagendes Geräusch und wandte sich an den ältlichen Diener. »Wie geht es Ihnen, Lynley?«
    »Sehr gut, Euer Gnaden.« Der Mann verneigte sich höflich. Sein silbriges Haar glomm in der späten Nachmittagssonne auf. »Es ist schön, Euch so schnell wiederzusehen.«
    »Nun, diese schnelle Wiederholung meines Besuchs haben Sie wohl meiner Frau zu verdanken.« Coltons Blick streifte sie nicht einmal. »Sagen Sie, ist schon jemand von den anderen eingetroffen?«
    »Die Herren Lord Robert und Lord Damien sind schon hier, Sir. Kamen vor etwa einer Stunde.« Lynley hatte tadellose Manieren,
und seine elegante Kleidung konnte mit der eines Adeligen mithalten. Er ging beiseite, damit sie in die riesige Eingangshalle treten konnten.
    Der große Raum entfaltete auch dann noch seine beeindruckende Wirkung, wenn man schon einige Male hier gewesen war. Es gab nicht weniger als sechs Kamine, unzählige alte und vermutlich unbezahlbare Wandteppiche, die die hohen Wände bedeckten, und längs unterteilte Fenster, die das Licht gedämpft einließen, um den riesigen Raum – wenn man eine so ausgedehnte Räumlichkeit noch Raum nennen konnte – in angenehmes Licht zu tauchen. Das Merkwürdigste aber war, dass die Halle trotz ihrer Größe geradezu gemütlich wirkte, obwohl Brianna keine Ahnung hatte, wie das möglich war. Es konnte an der Gruppierung der eleganten Möbel liegen, die hier und da standen und zu privaten Gesprächen in kleinem Kreis ermutigten. Oder doch an den dicken Teppichen, die auf den glänzenden Holzdielen lagen? Sie war sich nicht sicher. Doch sie wusste, dass sie Rolthven Manor mochte und wünschte, dass Colton sich mehr Zeit hier gönnte.
    »Wollen wir nach oben gehen und uns umziehen?«, fragte ihr Mann. Seine Hand umschloss ihren Ellbogen, und er schob sie zu der Treppe, die sich am anderen Ende der Halle befand. Nahm er die herrliche Umgebung überhaupt wahr? Sie wusste es nicht. »Ich für meinen Teil möchte mich waschen und dann einen Brandy zu mir nehmen.«
    Heißes Wasser und ein Kleiderwechsel klangen verlockend, weshalb Brianna zustimmend nickte. Sie ließ sich von ihm die linke Treppe hinaufführen, die in einem weiten Bogen wie ihr rechtes Gegenstück in das obere Stockwerk führte. Sie betraten ihre Räumlichkeiten, die ebenso herrlich waren wie der Rest
des Hauses.Vielleicht war es hier

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