Schoen wie Kaesekuchen
Rossignolino Bernd möchte uns daran erinnern, warum wir eigentlich hier sind.«
»Wie, was? Petrus ist auch im Himmlischen Rat?«, flüstere ich Bernd zu, der neben mir Position bezogen hat. »Na, dann muss es mit meiner Rückkehr ins Leben doch klappen.«
Hätte ich das vorher gewusst, hätte dieser Schnösel Samson sich noch einiges von mir anhören können!
»Pst, sei doch still. Petrus redet«, ermahnt mich die kleine Frau, die eben noch auf meinem Fuß gestanden hat.
»Ich weiß, es ist lange her seit unserer letzten Ratsversammlung und wir haben uns bestimmt viel zu berichten. Der heutige Fall ist aber von besonderer Dringlichkeit. Die Mortatin Monique, hier zu meiner Rechten, ist heute Morgen überraschen verstorben worden. Es sieht ganz so aus, als wäre Gevatter Tod ein unglückseliger Fehler unterlaufen. Es ist der verständliche Wunsch der Mortatin, wieder in ihr Leben zurückkehren zu dürfen. Und darüber, liebe Freunde, müssen wir heute entscheiden«, beendet Petrus seine kurze Ansprache. Die Stille, die zu Beginn seiner Rede so plötzlich eingesetzt hat, ist genauso schnell wieder vorüber. Alle sind aufgeregt am Murmeln und schauen mich an wie eine seltene Pflanze. Einige kommen sogar auf mich zu und zupfen an meinen Haaren, als könnten sie nicht glauben, dass ich tatsächlich hier bin.
»Unglaublich.«
»Phänomenal.«
»Dass es so etwas gibt.«
»Da habe ich aber heute Abend etwas zu erzählen.«
»Ich bitte um Ruhe, werte Kollegen. Lasst uns mit der Verhandlung beginnen und entscheiden, was mit der Mortatin Monique geschehen soll. Bitte nehmt eure Plätze ein.“
Während ich mit Bernd zu der kleinen Bank trotte, die am hinteren Ende des Raumes steht, machen sich die Ratsmitglieder auf den Weg zum Richterpult. Bernd tätschelt mir das Knie und flüstert mir aufmunternd zu: »Keine Sorge, Petrus macht das schon. Auf den kann man sich verlassen.«
»Wenn du nur recht behältst, Bernd«, entgegne ich skeptisch und schaue nach vorne. Wie ich es erwartet habe, kann man von hier unten niemanden sehen. Nur das gigantische Pult ragt bedrohlich vor uns auf. Keine angenehme Situation.
»Hihihihihihi. Entschuldige Bernd, ich bin nur so hihihi aufgeregt.« Vergeblich versuche ich das nervöse Kichern, das mich überkommt, zu unterdrücken.
Eine Stimme ertönt aus Richtung des überdimensionalen Pultes, von der ich annehme, dass sie Samson gehört: »Die Verhandlung zum Fall der versehentlich verstorbenen Mortatin Monique Pasquier ist hiermit eröffnet. Erheben Sie sich!«
Kapitel 5
S o, das ist es jetzt also. Die Verhandlung ist eröffnet. Wenn das mal gut ausgeht. Aus irgendwelchen Gründen habe ich ein tief verankertes Problem mit Autoritäten. Mit sieben habe ich einmal einem Polizisten gegen das Schienbein getreten, als der mich davon abhalten wollte, Kirschen aus dem benachbarten Garten zu entwenden. Und ich hatte Erfolg! Der Polizist war so überrascht, dass er mich losgelassen hat und ich entwischen konnte. Ich denke, das war der Anfang einer lebenslangen Rebellion gegen Leute, die mir sagen wollen, was ich zu tun und zu lassen habe.
Bevor ich noch weiter in Kindheitserinnerungen schwelgen kann, wird Bernd aufgerufen: »Rossignolino Bernd, trete in den Zeugenstand und mache deine Aussage.«
Tapfer tritt Bernd vor, auch wenn das Beben seiner Flügelchen verrät, wie aufgeregt er ist.
»Schwörst du, Rossignolino Bernd, im Angesicht des Himmlischen Rates nichts als die reine Wahrheit zu sagen, so wahr dir Gott helfe?«
»Ja, ich schw… w…wöre w…we…werter Rat.«
»Sei aber dennoch gewarnt: Solltest du die Unwahrheit sprechen, fährst du augenblicklich in die Hölle hinab!«, poltert eine grauenerregende Stimme auf den mittlerweile am ganzen Körper zitternden Bernd herab. Gelächter ertönt und eine Stimme, die der kleinen dicken Frau gehören könnte, wirft unter anhaltendem Lachen ein: »Ach Samson, das war jetzt aber wirklich gemein! Keine Angst, kleiner Rossignolino, das war nur ein dummer Scherz. Du musst doch wissen, dass man vor dem Himmlischen Rat ohnehin nichts anderes als die Wahrheit sagen kann.«
Dieser oberfiese Fiesling Samson! Der soll bloß aufpassen, dass er mir nicht noch einmal so blöd kommt. Sonst kann er sich schon mal darauf einstellen, dass ich ihm mit meinen extra hohen Stilettos gepflegt in sein Allerheiligstes trete.
»Das w…we…weiß ich doch. Ich h…ha…habe doch nur so getan, als hätte ich Angst.«
»Gut, dann können wir jetzt bestimmt
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