Schoen wie Kaesekuchen
ein Unglück«, sagt die Stimme. »Es ist tatsächlich niemand schuld an dem Geschehenen. Die Mortatin war nur zur falschen Zeit am falschen Ort.«
»Aber das ändert doch nichts. Ich will einfach wieder zurück in mein Leben«, werfe ich ungefragt ein und fange empörte Blicke von Bernd und dem Tod ein. Oben auf dem riesigen Richterpult höre ich eine Stimme sagen: »Aufmüpfig ist sie auch noch. Wir sollten ihrem Anliegen auf keinen Fall nachgeben.« Ich bin mir sicher, dass das mein besonderer Freund Samson war.
»Wenn Sie auch unaufgefordert gesprochen haben, müssen wir dennoch zugeben, dass Sie an diesem bedauerlichen Vorfall genauso unschuldig sind. Wir gestehen Ihnen zu, dass Sie eigentlich noch nicht tot sein sollten. Deshalb sollen Sie Ihr Leben zurückerhalten«, verkündet die Stimme das finale Urteil und es erklingt zustimmendes Geraune von den Ratsmitgliedern.
»Juchu! Bernd, hast du das gehört? Ich darf wieder zurück in mein Leben!« Erleichtert und glücklich springe ich auf und falle dem kleinen Rossignolini um den Hals.
»Ja, du hast es geschafft. Gratuliere, Monique. Aber du wirst mir auch ein bisschen fehlen. Wie schön, dass ihr Menschen ohnehin nicht so lange lebt“, entgegnet er mir lachend.
Vor uns murmelt der Tod verärgert vor sich hin: »Was eine Verschwendung. So ein wunderbarer Todesfall …«
»Ich bitte um Ruhe im Gerichtssaal«, höre ich die Stimme sagen. »Das Urteil ist hiermit angenommen. Ich betraue die Ratsmitglieder Petrus und Samson mit der Umsetzung eben dieses.«
Ich schrecke zusammen, als Petrus und die anderen Ratsmitglieder wie von Geisterhand neben mir auftauchen. »Sehen sie, meine Liebe, so wendet sich nun doch noch fast alles zum Guten.«
Während mir die anderen Ratsmitglieder zu meiner Reanimation gratulieren und sich dann nach und nach verabschieden, scheinen sich Petrus und Samson in ein Streitgespräch verwickelt zu haben. Angesichts des allgemeinen Stimmengewirrs ist es mir aber unmöglich etwas von ihrem Gespräch mitzubekommen. Ich kann es noch gar nicht glauben. Ich darf tatsächlich in mein Leben zurück. Da habe ich dem Tod wohl im wahrsten Sinne des Wortes ein Schnippchen geschlagen. Kein Wunder, dass der sauer auf mich ist. Übermütig geworden rufe ich ihm zu: »He, Monsieur Faucheuse, ich danke Ihnen für meinen schnellen Tod. Leider war er nicht von Dauer.«
Stoisch und völlig unbeeindruckt von meinem Lob putzt er sich weiter, bevor er mir antwortet: »Keine Sorge, wir sehen uns ganz gewiss wieder und dann gibt es kein Zurück mehr für dich.« Er springt von seinem Barhocker herunter und streicht mir schmeichelnd um die Beine. »Wer weiß, vielleicht hole ich dich schneller, als dir lieb ist.«
Zugegeben, jetzt wo ich weiß, dass der Tod ein Kater ist, hat er viel von seinem Schrecken verloren und so lässt mich die unverhohlene Drohung kalt. Ob er sich freut, wenn ich ihm das nächste Mal eine geräucherte Makrele mitbringe? Bevor ich ihn danach fragen kann, lenkt mich der Streit zwischen Petrus und Samson ab und ich schnappe ein paar Wortfetzen auf.
»Das können wir ihr nicht sagen …«
»Doch! Lass‘ mich das machen. Das wird ein Spaß!«
»Samson, wie kannst du nur so …«
»Sollte ich vielleicht noch irgendwas wissen, bevor Sie mich zurückschicken?«, unterbreche ich die beiden.
Während Petrus mich ansieht, als hätte ich ihn gerade beim Flunkern erwischt, steht Samson klare Schadenfreude ins Gesicht geschrieben. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Wenn der nicht noch irgendetwas im Schilde führt. Aber was soll’s? Einen kleinen Triumph kann er von mir aus noch haben, solange ich nur wieder nach Hause komme. Hoffentlich dauert meine Reanimation nicht zu lange. Dann schaffe ich es vielleicht gerade noch rechtzeitig zu meiner Verabredung mit Etienne. Umziehen muss ich mich ja auch noch. Es würde bestimmt mehr als komisch aussehen, wenn ich in Sportklamotten im »Chez Claude« ankäme. Oh und ich muss mir unbedingt noch eine plausible Ausrede einfallen lassen, warum ich heute nicht bei der Arbeit war. Eine Krankmeldung wegen vorrübergehendem Totsein wird mir wohl kein Arzt ausstellen.
»Saint Pierre, Sie wollten mir noch irgendetwas sagen?«
»Nun ja … äh … also das ist so, meine Liebe ...«, druckst Petrus herum. »Es gibt da ein klitzeklitzekleines Problemchen mit ihrem Körper.«
Wie? Was zum Teufel redet der da? »Mit meinem Körper gibt es ganz gewiss keine Probleme. Ich habe Kleidergröße 34 und noch keine
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