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Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily van Hill
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mit dem nötigen Ernst zum Thema zurückkehren. Bernd, wie lange bist du schon ein Rossignolino?«
    »Morgen in einem Monat werden es genau 474 Jahre, wertes Ratsmitglied. Ich weiß es deshalb so genau, weil ich an diesem Tag zum ersten Mal meine süße Rosalie erblickte.“
    Ach, der Bernd. Der weiß bestimmt auch, wann sein Hochzeitstag ist. Und das nach über drei Jahrhunderten! Oder vielleicht gerade deshalb? Mein Etienne kann sich nicht einmal meinen Geburtstag merken. Ich bin immer wieder überrascht, dass er überhaupt weiß, wann Weihnachten ist. Aber wenigstens hat er soviel Anstand, mir nach solchen Pannen besonders große Geschenke zu machen. Erst letztes Jahr hat er mir, als Entschädigung für meinen vergessenen Geburtstag, einen wundervollen Shoppingtrip nach Mailand geschenkt.
    »Aber ich muss hinzufügen, dass mein Urururururgroßvater damals den Adam persönlich ins Himmelreich geleitet hat. Es liegt mir also sozusagen im Blut«, unterbricht Bernd meine Erinnerung an den Einkaufsbummel, bei dem Etienne innerhalb kürzester Zeit ein kleines Vermögen loswurde.
    »Ach, diese unglückselige Sache mit dem Apfel. Wer könnte das vergessen?«, seufzt die Stimme von oben. »Lass uns nun zum heutigen Tag kommen. Gab es irgendwelche Besonderheiten?«
    »Eigentlich war alles wie immer. Ich hatte die Frühschicht und die ersten fünfzig Mortaten hatte ich bereits zu ihren jeweiligen Aufnahmewolken geleitet, als Monique eintraf. Am Anfang schien auch alles in Ordnung zu sein, aber als sie nach einer dreiviertel Stunde immer noch geschlafen hat, wurde ich schon ein wenig stutzig. Ich habe den Gottlieb von der Nachbarwolke um Hilfe gebeten. Er hatte auch schon einmal so einen Fall gehabt. Er meinte, dass Monique am Vorabend bestimmt richtig gefeiert hätte und damit war die Sache für uns dann auch erledigt. Nach einer weiteren Stunde habe ich dann aber doch angefangen, mir Sorgen zu machen und sie solange gerüttelt und geschüttelt, bis sie endlich wach war. Das war vielleicht ein Aufwand kann ich Ihnen sagen. Sie hat geschlafen wie ein Stein.«
    »Es liegt kein Fehler deinerseits vor. Wie hättest du auch wissen sollen, dass es sich um eine Verwechslung handelt? Was geschah dann?«
    »Ich habe sie zu ihrer Aufnahmewolke gebracht und sie noch hinunterbegleitet, weil sie mir sympathisch war. Und da hat der Engelbert eben festgestellt, dass sie nicht in den Akten steht. Wir haben daraufhin den heiligen Petrus gerufen und mit ihm zusammen sind wir hierher gekommen.«
    »Wir danken dir, Bernd. Du kannst wieder hinten bei den anderen Zeugen Platz nehmen. Als Nächstes rufen wir den Tod auf.«
    Überrascht und gespannt sehe ich mich um. Der Tod wird also auch als Zeuge befragt. Das heißt für mich, dass ich ihm heute schon zum zweiten Mal ins Auge blicken muss. Gut, dass ich mich an das erste Mal nur noch ausgesprochen verschwommen erinnern kann. Es ist bestimmt kein Vergnügen dem Tod zu begegnen, selbst wenn man schon gestorben ist. Ob er wirklich so aussieht, wie man es sich vorstellt? Ein Gerippe im dunklen Kapuzenmantel und einer Sense in der Hand? Man, der macht es aber auch spannend. Sogar Bernd, der mir vorhin zugeraunt hat, dass er den Tod schon sehr oft getroffen hat, rutscht nervös hin und her. Aber egal wie angestrengt ich mit den Augen den Raum durchsuche, es tut sich nichts.
    „Ähem«, räuspert sich die Stimme von oben. »Ich sagte, wir rufen den Zeugen Tod auf. Wenn du vielleicht die Güte hättest, jetzt zu erscheinen.«
    Brrr … Auf einmal fröstelt es mich und ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Es kommt mit vor, als wäre es urplötzlich zehn Grad kälter geworden und obwohl draußen noch immer die Sonne scheint, hat sich der Raum komplett verdunkelt.
    »Wenn der nur einmal auf seine Spezial-Effekte verzichten könnte. Auf euch Menschen mag das vielleicht noch Eindruck machen, aber spätestens, wenn man es zehnmal gesehen hat, ist es doch etwas ermüdend«. Mit einem demonstrativen Gähnen lehnt sich der Rossignolino in seinem Stuhl zurück.
    Der Boden vor uns öffnet sich und eine große Flamme lodert empor. Entsetzt klammere ich mich an Bernd, der gelangweilt die Augen verdreht. Ein schauriges Geheul erklingt und ich bin mir sicher, dass sich gerade das Tor zur Hölle geöffnet hat. Schnell mache ich die Augen zu und bin fest entschlossen, sie erst wieder zu öffnen, wenn die Vernehmung vom Tod abgeschlossen ist.
    »Wer wünscht mich zu sprechen?«, ertönt eine knarzige Stimme

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