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Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily van Hill
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einzige Spiegel in der Wohnung ist. Ich rase ins Badezimmer und stelle mich vor den großen Wandspiegel. Verdammt, auch hier schaut mir die hässliche Frau entgegen, deren Attraktivität durch den mürrischen Gesichtsausdruck nicht unbedingt zunimmt. Auf geht es zum nächsten Spiegel. Aber auch dort zeigt sich mir das gleiche erschreckende Bild.
    Eine viertel Stunde und zahlreiche Kosmetik-, Hand-, Standspiegel und Kochtöpfe später (auch darin kann man sich sehen, besonders wenn sie noch nie benutzt wurden) sinke ich erschöpft auf die Couch. Wie kann das sein? Habe ich bei dem Unfall am Ende vielleicht doch einen Nervenzusammenbruch erlitten, mir ein Schädel-Hirn Trauma oder etwas Ähnliches zugezogen? Aber ich kann doch unmöglich zu einem Arzt gehen. Der weißt mich bei der Geschichte doch gleich in die Geschlossene ein. Da hilft nur eins: Ich wanke zurück ins Wohnzimmer, greife mir die erstbeste Flasche aus Etienne Spirituosensammlung und nehme einen kräftigen Schluck. Baaah, schmeckt das widerlich! Aber zumindest hinterlässt er ein angenehm warmes Gefühl in meiner Magengegend. Ein hysterisches Kichern steigt in mir auf und im nächsten Augenblick pruste ich los. Ich muss so heftig lachen, dass mir Tränen in die Augen treten und mein Bauch sich schmerzhaft zusammenzieht.
    Was würde Etienne wohl sagen, wenn er jetzt heimkäme, eine fremde hässliche Frau mitten im Wohnzimmer steht und seinen sündhaft teuren Whiskey direkt aus der Flasche säuft?
    »Jetzt reiß dich aber mal zusammen, Monique. Jedes Problem kann gelöst werden. Man muss nur sachlich und nüchtern darüber nachdenken«, sage ich laut zu mir selbst. Haha, nüchtern ist gut. Da stelle ich die Flasche wohl besser zur Seite. Die einzige Möglichkeit ist doch, dass ich mir meinen kurzen Besuch im Himmel doch nicht eingebildet habe und das alles tatsächlich so geschehen ist. Das kommt mir zwar immer noch mehr als unwahrscheinlich vor, aber wie sonst sollte ich mir erklären, dass ich plötzlich aussehe wie eine Fleischereifachverkäuferin? Ich erinnere mich nicht mehr so ganz genau, aber ich meine, dass Petrus mir vor meiner Rücksendung noch etwas sagen wollte, das meinen Körper betraf. Also nur einmal angenommen, ich hätte das wirklich erlebt, dann würde das aber immer noch nicht erklären, warum ich nun so aussehe. Auf der anderen Seite, scheinen Fehler im Himmel durchaus an der Tagesordnung zu liegen. Ich muss also versuchen irgendwie Kontakt mit denen da oben aufzunehmen. Aber wie bitte soll ich das denn anstellen? Ich versuche es mit lautem Rufen: »Saint Pieeeeeereee, Beeeernd, hört ihr mich?«
    Gespannt warte ich ab und hoffe gleich Petrus vor mir stehen zu sehen. Leider vergeblich. Hätte ich mir auch denken können, dass die das da oben nicht hören können. Falls es sie überhaupt gibt. Sicher bin ich mir da nicht, aber eine andere Idee habe ich leider nicht und ich will mich partout nicht damit abfinden, dass ich einfach nur verrückt geworden bin. Was könnte ich denn noch versuchen, um einen von denen da oben zu erreichen? Natürlich! Ich schlage mir selbst mit der Hand vor den Kopf. Wie kann man nur so dumm sein? Ich muss in eine Kirche. Wenn man von einem Ort der Welt aus im Himmel gehört wird, dann doch von dort. Wo ist hier gleich die Nächste? Ah, ich weiß. In der Rosenbuschstraße müsste eine sein, wenn ich mich richtig erinnere. Zwei Straßen weiter ist nämlich ein toller Italiener, bei dem man das beste Vitello Tonnato in ganz Berlin bekommt. Wahrscheinlich wäre es ratsam, mich noch etwas passender zu kleiden, bevor ich mich auf den Weg in die Kirche mache. Die Ohrfeige meiner Grandmère Jeanne wäre mir sicher, wenn ich in Jogginghosen und Trägertop eine Kirche betreten würde. In meinem Ankleidezimmer angekommen, stehe ich schon wieder vor einem neuen Problem: Während mein eigentliches Ich eine schlanke 34 trägt, kann ich mich, so wie ich jetzt aussehe, mit viel Glück und Luftanhalten in Größe 40 zwängen. Ich durchforste meinen Schrank nach etwas weit geschnittenem, aber leider muss ich feststellen, dass weder Yves Saint Laurent noch Hermès oder Armani etwas für wallende Gewänder übrig haben. Immerhin schaffe ich es mich in einen altes, ausgeschlabbertes Calvin Klein T-Shirt zu quetschen und obwohl ich, wenn ich an mir herunterschaue, durchaus das Gefühl habe, dass es mir passt, belehrt mich der Blick in den Spiegel eines besseren. Die Ärmel des T-Shirts schmiegen sich an meine neuen, dicken

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