Schoen wie Kaesekuchen
Louis-Vuitton Tasche, auf die du so stolz bist, nur ein billiges Duplikat vom Asia-Markt ist!« fahre ich die verdutze Praktikantin an, die daraufhin kreidebleich wird. »Woher wissen Sie ...?
Ich ignoriere die lästige Wanda und strecke vorsichtig die Hand aus, um den Spiegel zu berühren, zucke aber zurück, da die Frau darin ebenfalls ihre Hand gehoben hat und sie in meine Richtung bewegt. Testweise strecke ich ihr die Zunge heraus und siehe da, sie tut das Gleiche. Nur um sicherzugehen, ziehe ich eine Grimasse, winke mit beiden Händen in Richtung der fremden Frau und bin wenig überrascht, als sie dasselbe tut.
»Siehst du, Monique«, sagt meine innere Stimme. „Die anderen sind gar nicht verrückt, du siehst nur nicht mehr aus wie du selbst.«
Ehe ich mir richtig bewusst werde, was passiert ist, packen mich zwei kräftige Hände unter den Armen.
»Ick globe, du bist hier falsch. Wir jehen jetze jemeinsam nach unten, oder wat meenste?«
Da ich weiß, dass Karl früher mal seine eigene Kickbox-Schule hatte und noch immer aktives Mitglied bei den Hell‘s Angels ist, verkneife ich mir jede Gegenwehr und lasse mich brav von ihm vor die Tür bringen. Immerhin kann ich mich jetzt selbst davon überzeugen, dass es die richtige Entscheidung war, ihn als Sicherheitsmann zu beauftragen.
»So un jetz siehste zu, datte Land jewinnst. Allet klar?«
Verstört schaue ich ihn an und versuche meine Gedanken zu ordnen. »Karl, kennen Sie mich nicht mehr? Ich bin es doch, Frau Pasquier!« Mühsam widerstehe ich dem Drang, Karl an seiner Lederjacke zu packen und zu schütteln. »Ich habe Sie vor einem halben Jahr eingestellt!«
»Biste noch janz knorke, du kleener Fannkuchen mit Beene? So früh schon eenen anjedudelt, wa? Hau‘ dich ma uffs Ohr und schlof‘ n Stündken. Un nu aba heidi, bevor ick de Polente rufe!«
Das ist ja wie in einem Psychothriller! Vor Verzweiflung treten mir Tränen in die Augen. Was soll ich denn bloß tun? Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob das hier gerade wirklich passiert. Der Sturz heute Morgen muss die Ursache sein. Bestimmt habe ich eine Gehirnerschütterung. Ja, so muss es sein. Am Besten, ich fahre nach Hause und lege mich noch einmal ins Bett.
Ich ignoriere das Klingeln meines Handys und setze zielstrebig meinen Weg zum Auto fort. Jetzt nur nicht ablenken lassen. Ich habe ein klares Ziel vor Augen: Ins Auto steigen, nach Hause fahren, hinlegen und aus diesem Alptraum erwachen.
Kapitel 8
A ls ich zuhause in meinem vertrauten, weichen Bett aufwache, habe ich tierische Kopfschmerzen und einen ungeheuren Durst. Vielleicht hätte ich die drei Gläser von Etiennes Whiskey doch nicht trinken sollen, aber was blieb mir nach diesem verstörenden Traum schon anderes übrig? Wie bin ich überhaupt hierher gekommen? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Aber egal, jetzt scheint wenigstens alles wieder in Ordnung zu sein. Ich krieche unter der Bettdecke hervor und trete noch etwas benommen auf den Flur hinaus.
Verdammt! Das darf doch nicht wahr sein! Ich brauche dringend einen Arzt! Schon wieder sehe ich in unserem Garderobenspiegeln diese hässliche Frau!
Entgeistert starre ich das Spiegelbild an, das unmöglich zu mir gehören kann. Ganz automatisch hebe ich meine Hände und fange an, mein Gesicht zu befühlen. Zugegeben meine Nase hatte ich kleiner und weniger spitz in Erinnerung. Ich kann mich auch nicht entsinnen, dass sich meine Haut jemals so fettig und mein Haar so spröde angefühlt haben. Wenn ich an mir herabschaue, sehe ich aber nach wie vor meinen Körper. Der hat allerdings absolut nichts mit dem gemein hat, den ich da im Spiegel sehe. Der Körper, der zu meinem hässlichen Spiegelbild gehört, ist meinem durchtrainierten Luxuskörper in etwa so ähnlich wie eine Kartoffel einer Ananas. Der Busen ist nahezu nicht vorhanden. Mit viel Glück und einem sehr sehr guten Push-up-BH bringt es diese hässliche Frau vielleicht gerade auf ein mittelgroßes A-Körbchen. Sie ist zwar nicht dick, aber eine gute Figur sieht anders aus. Ich drehe mich einmal um die eigene Achse, um die Ausmaße meines Spiegelbildes von allen Seiten begutachten zu können. Himmel hilf! Was ist das denn? Die Frau hat einen Hintern, der passt nicht mal mehr in Größe 42! Und die Beine erst. So krumm und kurz, dass jeder Dackel neidisch wäre. Erneut schaue ich an mir herunter und sehe nach wie vor die gewohnten Umrisse meiner Figur. Warum bitte kann ich mich dann nicht im Spiegel sehen? Gut, dass das nicht der
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