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Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily van Hill
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sie, die die absurdesten Dinge erlebt.
    Auf dem Weg in meine Etage laufe ich an unserem Postboten vorbei und grüße ihn freundlich: »Bonjour, Herr Friedrich. Hatten Sie heute viel Post für uns?«
    Etwas verdattert schaut er mich an. »Äh, ich glaube nicht Frau äh … Sind Sie neu hier?«
    Der gute Herr Friedrich. Eigentlich ist er ein ganz netter Mann, aber wenn man dem Getratsche von Frau Ammerschmidt glauben darf, hat er ein ernstes Alkoholproblem.
    »Ach, Sie Scherzkeks,« erwidere ich dementsprechend verständnisvoll. »Aber man kann sich auch nicht jeden Namen merken, n’est-ce pas? Einen schönen Tag noch.«
    Ich erklimme die letzten Stufen und krame in der Tasche nach meinem Schlüssel. Verflixt, wo sind die denn? So ein Mist, bestimmt sind sie mir bei diesem unglücksseligen Sturz aus der Tasche gefallen. Ein Glück, dass wir unseren Ersatzschlüssel unter der Fußmatte lagern. Ja, ich weiß auch, dass das nicht unbedingt das originellste Versteck ist, aber so viele Möglichkeiten gibt es nun mal nicht.
    Gerade als ich die Tür aufschließen will, klingelt mein Handy.
    »Allô?«
    »Monique? Hier ist Wanda, die Praktikantin. Können Sie bitte ganz schnell hierher kommen?«
    Das hat mir noch gefehlt. Ich dachte ich habe wenigstens noch ein paar Minuten, um mich von dem Sturz zu erholen und jetzt muss dieses unfähige Ding mir einen Strich durch die Rechnung machen.
    »Hast du mal auf die Uhr geschaut, Wanda? Du weißt doch, dass ich frühestens gegen zehn in den Laden komme. Was ist denn so dringend?«
    »Frau Majowski flippt gerade total aus. Irgendwer hat die Muster der geplanten Frühjahrskollektion an die Kunden rausgeschickt, anstatt der kommenden Herbstmode und ich glaube, das waren Sie.«
    Verflucht! Das darf doch nicht wahr sein. Wenn mir das wirklich passiert ist, kann ich es vergessen, die Majowski als Leiterin des Showrooms abzulösen, wenn sie in zwei Monaten nach Paris geht. Da kann ich dankbar sein, wenn sie mich nicht hochkant rauswerfen. Ok, ich muss mich erst einmal beruhigen. Ich weiß, dass es im Laden ziemlich stressig war, als ich die Muster letzte Woche rausgeschickt habe und dass ich ein bisschen neben mir stand, weil ich den Abend zuvor einen heftigen Streit mit Etienne hatte, aber so ein folgenschwerer Fehler kann mir gar nicht passiert sein. Ich muss das klären. »Ok, Wanda ich mache mich sofort auf den Weg. Ach und nur zur Info, ich komme gerade vom Sport und habe noch nicht geduscht. Versuche die Chefin in der Zwischenzeit irgendwie zu beruhigen. Bis gleich.«
    Schnell schließe ich die Tür auf und schnappe mir meinen Autoschlüssel der auf dem Dielenschrank liegt. Für eine Sekunde überlege ich, mich wenigstens noch kurz frisch zu machen, entscheide mich in Anbetracht der Dringlichkeit aber dagegen. Das Deo, das im Handschuhfach meines Mini Cabrios liegt, muss für das Erste reichen.
    Ich spurte die Treppen runter in die Tiefgarage und sitze nur wenige Augenblick später in meinem Wagen und rase Richtung Berlin Mitte.

    * * * *
    Mit quietschenden Reifen halte ich auf dem Parkplatz, der direkt hinter der alte Fabrik liegt, in der unser Showroom untergebracht ist. Bevor ich aussteige, sprühe ich mich großzügig mit dem Deo ein, das mir 24 Stunden anhaltende Frische verspricht. Den Blick in den Spiegel verkneife ich mir lieber. Der würde mich nur desillusionieren und ich fühle mich in meinem müffelnden Joggingoutfit ohnehin schon unwohl.
    Als ich über den Parkplatz laufe, fallen mir die missbilligenden Blicke auf, mit denen ich gemustert werde. Das ist ja grauenhaft. Ich sehe heute zwar bestimmt nicht aus, als würde ich in einer Modeagentur arbeiten, aber so schlimm ist es doch auch nicht. Ich muss in der Mittagspause dringend heim und mich umziehen, sonst halte ich das hier keinen Tag aus. Warum habe ich mir nicht wenigstens noch eine Strickjacke übergezogen? Egal, jetzt muss ich erst mal zusehen, wie ich die Majowski beruhige und den Schaden so gering wie möglich halte.
    Innerlich fluchend steige ich die Treppen zu unserem Loft hinauf. Mit meiner Kondition stand es auch schon einmal besser. Ich sollte die Trainingsstunden mit Marc vielleicht etwas ernster nehmen und nicht ausschließlich zum Tratschen nutzen.
    Oben angekommen, poltere ich zur Tür herein und stütze erst einmal die Hände auf die Knie, um wieder zu Atem zu kommen.
    Nanu, was macht Coco denn so früh schon hier? Ich hätte gedacht vor elf schleppt sie sich heute bestimmt nicht zur Arbeit.

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